Ehrenrettung für Hitler-Attentäter -
Im kommenden Jahr soll an der Wilhelmstraße an Georg Elser erinnert werden



An der „Straße der Erinnerung“ auf der Moabiter Seite des Spreebogens erinnert eine im Auftrag der Ernst-Freiberger-Stiftung geschaffene Bronzebüste an Georg Elser. (Foto: Caspar)

An der Wilhelmstraße in Berlin, dort, wo Hitlers Reichskanzlei stand, soll ein Denkmal an Georg Elser erinnern, der vor 70 Jahren in München vergeblich versucht hatte, den „Führer“ durch einen Bombenanschlag zu töten. Das Attentat des Schreiners Georg Elser misslang, weil Hitler an jenem 8. November 1939 eine Veranstaltung im Bürgerbräukeller vorzeitig verlassen hatte. Die Bombe tötete beziehungsweise verletzte zahlreiche Teilnehmer der Zusammenkunft von „alten Kämpfern“ der Nazipartei. Sie waren zum Gedenken an den so genannten Hitlerputsch vom 9. November 1923 in München zusammen gekommen, um einer Hitler-Rede zuzuhören. Elser wurde bei seinem Versuch, in die Schweiz zu fliehen, in Konstanz erkannt und an die Gestapo verraten. Am Ort seiner Verhaftung wurde unlängst ein mit seiner Büste versehenes Erinnerungsmal errichtet. Die Nazipropaganda nutzte den gescheiterten Anschlag, um gegen den Kriegsgegner Großbritannien zu hetzen. Der Gestapo gelang es nicht, Mitwisser des Einzeltäters Elser auszumachen; ein Prozess gegen ihn fand nicht statt. Kurz vor Kriegsende, am 9. April 1945, wurde Elser auf Hitlers Befehl im Konzentrationslager Dachau ermordet.

Auf Anregung des Dramatikers Rolf Hochhuth und weiterer Persönlichkeiten soll nun auch in Berlin ein Elser-Denkmal aufgestellt werden. Wie Kulturstaatssekretär André Schmitz bei der Eröffnung der von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand konzipierten Wanderausstellung „Georg Elser und das Attentat vom 8. November 1939“ in der Parochialkirche erklärte, werde künftig nicht nur in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand an der Stauffenbergstraße im Tiergarten beziehungsweise im Spreebogen unweit des Bundesinnenministeriums an Georg Elser erinnert, sondern auch an der Stelle, wo einst Hitlers Reichskanzlei stand. Das wäre ein guter Ort, an dem gezeigt werden könnte, wie der gescheiterte Tyrannenmörder über den Tyrannen triumphiert. „Wir werden einen offenen Wettbewerb starten, der Künstlerinnen und Künstler auffordert, sich mit Georg Elser und seinem Widerstand auseinander zu setzen – in all den historischen, politischen und moralischen Dimensionen, die diese Tat heute aufzeigt“, so Schmitz. Der zweistufige Wettbewerb werde am 20. Januar 2010 ausgeschrieben. Bis September 2010 soll ein Siegerentwurf verkündet sein. Danach werde die Umsetzung erfolgen. Schmitz zufolge seien die finanziellen Mittel für das Denkzeichen in den Berliner Doppelhaushalt 2010/11 eingestellt.

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