Geschenk aus Polen an den Deutschen Bundestag –
Mauerstück erinnert an Lech Walesa und die polnische Solidarnosc



An die polnische Demokratie- und Freiheitsbewegung Solidarnosc und ihren Vorkämpfer Lech Walesa erinnert das Mauerstück am Reichstagsgebäude.



Eine Bronzetafel stattet dem ungarischen Volk Dank ab und würdigt die Öffnung des Eisernen Vorhangs vor 20 Jahren. (Fotos: Caspar)

Der polnische Sejm, das Parlament unseres Nachbarlandes, hat dem Deutschen Bundestag und damit uns allen ein bemerkenswertes Geschenk gemacht. An einer Ecke des ehemaligen Reichstagsgebäudes steht ein Stück Ziegelmauer mit besonderer Vergangenheit. Eine Tafel in deutscher und polnischer Sprache würdigt den damaligen Kampf der in Opposition zur kommunistischen Volksrepublik Polen stehenden Gewerkschaft Solidarnosc für Freiheit und Demokratie und dankt dem polnischen Volk für seinen Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung. Eine zweite Tafel am Fuß des schlichten Monuments klärt auf, dass die dunkelroten Klinkersteine aus der Danziger Werft stammen und an den Anfang vom Ende des kommunistischen Regimes in Osteuropa erinnern. „Das Stück ist ein Teil jener Mauer, über die Lech Walesa am 14. August 1980 kletterte, um den Streik zu organisieren, der zur Gewerkschaft ,Solidarnosc’ führte.“ Solidarnosc habe breite Solidarität im In- und im Ausland, insbesondere auch in Deutschland, erfahren, aus ihr sei eine Volksbewegung entstanden, die sich erfolgreich gegen das 1981 verhängte Kriegsrecht wandte und damit zur Überwindung der Teilung Europas und zum Fall der Mauer auch in Berlin beitrug.

Ein paar Schritte vor diesem ebenso schlichten wie eindrucksvollen Denkmal ist in die Wand des Reichstagsgebäudes eine Bronzetafel eingelassen. Der deutsche und ungarische Text würdigt den Anteil des ungarischen und des deutschen Volkes vor 20 Jahren am Kampf für ein vereinigtes Deutschland, für ein unabhängiges Ungarn und ein demokratisches Europa. Auf der Tafel wird der 10. September 1989 hervorgehoben, jener Tag, an dem ungarische Soldaten bei Sopron begannen, den Stacheldraht zwischen ihrem Land und Österreich zu zerschneiden und damit die Öffnung des Eisernen Vorhangs einleiteten. Die Aktion stieß bei der SED- und DDR-Führung auf äußerste Missbilligung und veranlasste sie zu vergeblichen diplomatischen Vorstößen in Budapest.

Mit der Beseitigung der Grenzsperren war im Sommer 1989 der Weg frei für hunderte DDR-Bewohner, die in Ungarn Urlaub machten und sehnsüchtig auf eine Gelegenheit warteten, von dort über Österreich in die Bundesrepublik Deutschland zu gelangen. Von jetzt war für tausende Bewohner des zweiten deutschen Staates kein Halten mehr, viele flüchteten in die Prager Botschaft der Bundesrepublik und erreichten nach langem Warten schließlich ihre, wie es hieß, Ausreise in den Westen. Daran wird im Botschaftsgebäude, dem Palais Lobkowicz, in Prag mit einer Gedenktafel und einem Bronzedenkmal erinnert, das ein Auto der Marke Trabant auf vier Füßen darstellt.

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