Kronen ohne Diamanten, Humpen mit Talern -
Preußische Schätze jetzt in Oranienburg ausgestellt



Die Kronschatz-Ausstellung im Oranienburger Schloss – hier die Krone der Königin und die diamantbesetzte Spitze des Zepters – zeigt, welche Pracht bei der der Königskrönung am 18. Januar 1701 entfaltet wurde.



Der Einschmelzung im 18. und frühen 19. Jahrhundert entgingen diese kostbaren Münzhumpen aus der Barockzeit, jetzt zu besichtigen im Schloss Oranienburg. (Fotos: Caspar)

Wegen umfangreicher Dachsanierungsarbeiten im Berliner Schloss Charlottenburg ist der dort bisher gezeigte preußische Kronschatz auf Reisen gegangen. Bis zum 13. Juni 2010 können die aus purem Gold bestehenden Kronen des ersten preußischen Königs Friedrich I. und seiner Gemahlin Sophie Charlotte sowie weitere zur Krönung am 18. Januar 1701 verwendete Preziosen im Groteskensaal des Oranienburger Schlosses besichtigt werden. Ausgestellt sind ferner der vom Monarchen bei der Zeremonie getragene Reichsapfel sowie ein Zepter mit brillantbesetztem Adler obenauf, dazu kommen zwei Prunkschwerter und das Reichssiegel mit dem eingravierten König auf dem Thron. Gezeigt werden außerdem die Insignien des von Friedrich I. gestifteten Hohen Ordens vom Schwarzen Adler sowie einige mit alten Talern und anderen Münzen sowie Medaillen besetzte und mit Kronen geschmückte Silberhumpen aus der Barockzeit. Sie waren Teil des hohenzollernschen Staatsschatzes und schmückten einst die Paradekammern des Berliner Stadtschlosses. Weitere Silbergefäße dieser Art sind im Berliner Kunstgewerbemuseum im Schloss Köpenick sowie im Schloss Königs Wusterhausen ausgestellt.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg hat das Oranienburger Schloss mit Bedacht als Ausweichquartier für den Kronschatz gewählt, denn Friedrich I., seine Familie und sein Hofstaat hatten auf der Rückreise von der Krönung in Königsberg in dem Barockpalast nördlich von Berlin Station gemacht, bis die Haupt- und Residenzstadt Berlin für den Empfang des Herrscherpaares bereit war. In Oranienburg empfing der König, von Fest zu fest eilend, Huldigungen seiner Untertanen sowie auswärtiger Gesandter, und deren Bekundungen machten ihn sicher, dass sein neuer, auf das ferne Herzogtum Preußen bezogener Titel respektiert wird.

Der Enkel des ersten Königs „in“ Preußen, Friedrich II., der Große, ließ 1741 die Diamanten und Perlen aus den Kronen brechen, um sie in andere Juwelen einsetzen zu lassen. Überhaupt ging der „Alte Fritz“ mit den Insignien seines Großvaters, den er für einen prunk- und prestigesüchtigen Schwächling hielt, recht ruppig um. So ließ er, um Material für ein Tafelservice zu gewinnen, die goldenen Collanen (Ketten) des Schwarzen Adlerordens einschmelzen, und als er für seine Kriege Geld brauchte, hatte er keine Bedenken, schwere Silberhumpen, Tafelgeschirre und andere Gegenstände aus Edelmetall dem Tiegel zu übergeben, um daraus Taler, Gulden und Groschen schlagen zu lassen.

Während die ihres Besatzes entblößten Kronen, auch Karkassen genannt, und weitere Exponate der neuen Sonderausstellung vom Haus Hohenzollern entliehen sind, steuerte die Schlösserstiftung den Reichsapfel, das Zepter und andere Kostbarkeiten bei, etwa eine Kupferstichfolge, auf der der Krönungszug dargestellt ist.

Die kleine, aber feine Kronschatz-Ausstellung und das große Barockschloss sind besondere Attraktionen bei der Landesgartenschau, die vom 25. April bis 18. Oktober 2009 in Oranienburg geöffnet ist und, so hoffen die Veranstalter, zahllose Besucher anlocken wird. Unter dem Motto „Traumlandschaften einer Kurfürstin“ wird geschildert, wie die aus den Niederlanden stammende Luise Henriette, die 1667 verstorbene Gemahlin des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg und erste Besitzerin von Schloss und Stadt Oranienburg, aus einer Sandwüste ein Gartenparadies schuf und wie sie die „märkische Streusandbüchse“, wie man damals sagte, mit niederländischem Know-how kultivieren half. Das Oranienburger Schloss ist bis zum 31. März 2009 am Wochenende und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr, danach Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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"Märkische und Berliner Schlössergeschichten"