Münzen sorgsam erfasst -
Freistaat Sachsen finanziert Dresdner Forschungsprojekt



Der erste Band der Brakteatenbücher enthält Angaben über die 1827 geprägten Münzen mit dem Kopf von König Anton von Sachsen



Nach und nach erfasst Jan-Erik Becker im Dresdner Münzkabinett die dort befindlichen antiken Münzen. (Fotos: Caspar)

Daphne, die Tochter des antiken Flussgottes Peneios, ist Namensgeberin eines vom Freistaat Sachsen finanzierten Forschungsprojekts zur Inventarisierung der Bestände der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und ihrer einzelnen Museen, darunter auch des Münzkabinetts Dresden, das seit Juni 2002 auf zwei Etagen im Georgenbau des Dresdner Schlosses untergebracht ist. Wie sich jene Nymphe auf ihrer Flucht vor dem Gott Apoll in einen Lorbeerbaum verwandelte, so bilden beim Daphne-Projekt viele einzelne Zweige eine stattliche Krone. Seit Mai 2008 werden im Münzkabinett, Dresdens ältester Kunstsammlung, systematisch Münzen, Medaillen, Geldscheine, Orden und weitere Objekte mit allen ihren Merkmalen erfasst und in einer Datenbank gespeichert. Wie von Dr. Rainer Grund, dem Direktor des Dresdner Münzkabinetts, zu erfahren ist, nimmt das Projekt mehrere Jahre in Anspruch. Aktuell würden die antiken Münzen und solche aus Österreich und dem bayerischen Reichskreis, aber auch Medaillen registriert. Die gut dokumentierte Sachsen-Abteilung und die Geldscheine stünden später auf dem Programm, insgesamt sollen etwa 300 000 Objekte aus dem Münzkabinett in die Datenbank eingegeben werden.

Im Rahmen des von der sächsischen Landesregierung mit 15 Millionen Euro finanzierten Daphne-Projekts müssen in allen zu den Staatlichen Kunstsammlungen gehörenden Museen und Sammlungen etwa 1,2 Millionen Objekte inventarisiert werden. Damit würden deutschlandweit neue Standards hinsichtlich der Provenienzforschung und der transparenten Darstellung der Museumsbestände gesetzt. 2010 wollen die Staatlichen Kunstsammlungen die Nachforschungen über die Herkunft von Museumsbeständen aus jüdischem Besitz und aus anderen Quellen abschließen, daran anschließend sollen die Ergebnisse der Provenienzforschung in einer Publikation mit dem Titel „Museum und Kunst in totalitären Systemen“ der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Von vielen Münzen sind die Auflagezahlen nicht bekannt, manche wurden in geringen Stückzahlen geprägt, bei anderen hat man große Mengen hergestellt, und dennoch sind sie heute selten. Dafür gibt es verschiedene Ursachen, etwa dass solche Geldstücke schon bald nach ihrem Erscheinen wieder eingezogen wurden, etwa weil sie nicht mehr in die politische Landschaft passten oder weil man sie schlicht als Rohmaterial für neues Hartgeld brauchte. Schaut man in die Münzkataloge, so findet man bei deutschen Münzen ab 1800 viele nützliche Zahlenangaben, doch vergleicht man sie untereinander, lassen sich da und dort Differenzen feststellen.

Wer es bei den ab 1827 geprägten sächsischen Münzen ganz genau wissen möchte, ist im Dresdner Münzkabinett an der richtigen Adresse. Dort werden in einem feuersicheren Tresor die so genannten Brakteatenbücher der sächsischen Staatsmünze verwahrt. Der Name der Hefte bezieht sich auf Stempelabschläge auf dünner Metallfolie, die mit Bindfäden den jeweiligen Seiten eingeheftet wurden. Sammler und Freunde von mittelalterlichen Münzen kennen die aus hauchdünnem Silber geprägten Brakteaten, bei denen das Relief der Vorderseite auf der Rückseite seitenverkehrt und vertieft erscheint. Jahr für Jahr haben Mitarbeiter der traditionsreichen Prägeanstalt in den insgesamt 60 Bänden notiert, welche Münzen und Medaillen von 1827, dem Todesjahr des ersten sächsischen Königs Friedrich August I., bis 1948 zunächst in Dresden, ab 1887 in Muldenhütten bei Freiberg in welcher Auflage geprägt wurde. In der Regel sind zwei Jahrgänge, manchmal auch drei, in einem Band verzeichnet. Der Nachweis ist lückenlos, lediglich gibt es über die Jahre 1946 und 1947 keine Angaben, weil kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Muldenhütten nichts geprägt wurde.

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