Kaiserliches Gold und Silber -
Prunkmedaillen der Habsburger werden bis 1. Juni 2009 im Berliner Münzkabinett ausgestellt



Die Nürnberger Dedikationsmedaille von 1521 ehrt den 21 Jahre alten Kaiser
Karl V. Der Entwurf stammt von Albrecht Dürer, der Stempel wurde von Hans Krafft geschnitten.




Mit dieser ungewöhnlich großen Prunkmedaille wurde 1716 die Geburt eines Thronfolgers gefeiert. Dargestellt ist Kaiser Karl VI., der Vater der späteren Kaiserin Maria Theresia. (Fotos: Caspar)

Kostbarkeiten aus der Münzsammlung des Kulturhistorischen Museums in Wien werden bis zum 1. Juni 2009 in der ständigen Ausstellung des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz gezeigt. Zu sehen sind etwa 300 Prunkmedaillen aus Gold und Silber, welche die aus dem Haus Habsburg stammenden römisch-deutschen Kaiser beziehungsweise die von 1806 bis 1918 regierenden österreichischen Kaiser verherrlichen. Mit der Ausstellung „Der Glanz des Hauses Habsburg“ revanchiert sich die Wiener Sammlung für eine Schau, in der das Berliner Münzkabinett vor einiger Zeit in der österreichischen Hauptstadt unter dem Motto „Suum cuique“ (Jedem das Seine)1 Glanzstücke brandenburgisch-preußischer Münz- und Medaillenkunst gezeigt hatte.

Die ältesten Schaustücke aus der Wiener Kollektion stammen aus der Zeit Kaiser Maximilians I. und entstanden um 1500, die jüngsten ehren den von 1848 bis 1916 regierenden Kaiser Franz Josef I., seine Familienangehörigen und seine Taten. Viele Medaillen erschienen anlässlich von Thronbesteigungen, fürstlichen Hochzeiten, Geburten und Sterbefällen, sie erinnern aber auch an Kriegszüge, Belagerungen, die Stiftung von Orden und an andere so genannte Haupt- und Staatsaktionen. Einige Schaustücke sind so groß, dass sie unmöglich mit Stempeln geprägt werden konnten. Beim Rundgang durch die Ausstellung erfährt man, dass diese numismatischen Riesen erst gegossen und dann fein ziseliert und aus zwei Hälften zusammengesetzt wurden. Oft existieren diese Erinnerungsstücke nur in ganz wenigen, dem jeweiligen Kaiser gewidmeten Exemplaren, manche sind Unikate. Deutlich wird die hohe Wertschätzung von Medaillen als vorzügliches Medium für fürstliche Selbstdarstellung und Propaganda, vergleichbar mit Tafelbildern und Druckgrafiken. Einige Stücke wurden als Gnadenpfennige an Günstlinge und auswärtige Herrscher ähnlich wie Orden verliehen, andere nennen mythische Könige aus Vorfahren der Habsburger und verweisen entgegen der historischen Wahrheit auf eine lange, bis ins erste nachchristliche Jahrtausend zurück reichende Ahnenreihe.

Zur Wiener Ausstellung in einem gesonderten Raum nach der Dauerausstellung des Berliner Münzkabinetts erschien ein von Heinz Winter, dem Kustos für Medaillen am Wiener Münzkabinett, verfasster Katalog, der die schönsten habsburgischen Medaillen im Besitz des Kunsthistorischen Museums Wien und seines Münzkabinetts beschreibt und abbildet und darüber hinaus die Entwicklung der Medaillenkunst unter den Habsburgern von der Renaissance bis zum Jugendstil würdigt. Das Buch kostet 24 Euro, es eröffnet eine Schriftenreihe, in der nach und nach der überaus reichhaltige und wertvolle Medaillenbestand des Wiener Kabinetts dokumentiert wird.

1 Anmerkung: Das Motto "Jedem das Seine" geht auf die Antike zurück, und war bis zu seinem Mißbrauch durch die Nationalsozialisten positiv besetzt. Durch ihn ist es bei uns in Deutschland weitgehend tabuisiert, und wer es (offenbar in Unkenntnis des historischen Zusammenhangs) öffentlich verwendete, wurde scharf kritisiert. Vgl. hierzu den entsprechenden Wikipedia-Artikel.

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