Was ein preußischer Leutnant verdiente -
Münzschätze im Brandenburger Paulikloster ausgestellt



Ein bedeutendes Vermögen von 241 Talern repräsentiert das in Dossow (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) entdeckte Gemisch von Silber- und Goldmünzen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.



Die 24 in Chorin (Landkreis Barnim) gefundenen Halbtaler mit dem Bildnis Friedrichs II., des Großen, entsprachen dem Sold, den im 18. Jahrhundert ein preußischer Leutnant erhielt. (Fotos: Caspar)

Mit einem Volksfest wurde unlängst die Fertigstellung des Pauliklosters in Brandenburg an der Havel als Archäologisches Landesmuseum gefeiert. Obwohl schon im Herbst 2008 eröffnet, fehlten der Ausstellung noch die Abschnitte über die Bronzezeit und die Germanen, die hier vor über tausend Jahren gesiedelt haben. Nach 1945 war das im Krieg zum Teil zerstörte Paulikloster nicht abgerissen worden; 60 Jahre später hat man es wieder aufgebaut, und 2008 waren die 14 Millionen Euro teuren Bauarbeiten glücklich beendet. Das Ensemble ist ein Highlight mittelalterlicher Backsteingotik, die Ausstellung darin wirkt wie ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch. Die Rettung des Pauliklosters in der Brandenburger Neustadt ist ein wichtiges Beispiel dafür, dass auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten unser bauliches und kulturelles Erbe nicht auf dem Altar von Wirtschaftlichkeit und Renditedenken geopfert, sondern erhalten und gepflegt wird. Etwa 50 000 Jahre Siedlungsgeschichte zwischen Elbe und Oder umfassend, beginnt die Ausstellung mit den Hinterlassenschaften spätsteinzeitlicher Menschen vom Typ Neandertaler, die in der wald- und wasserreichen Gegend zwischen Elbe und Oder siedelten, und sie endet bei Fundstücken, die Archäologen des Brandenburgischen Landesdenkmalamtes bei Ausgrabungen in nationalsozialistischen Konzentrationslagern gemacht haben.

In der Mittelalter- und Neuzeit-Abteilung sind wertvolle Hinterlassenschaften ausgelegt, die in den vergangenen Jahren bei systematischen Erkundungen in den Altstädten, aber auch eher zufällig beim Bau von Straßen und Versorgungsleitungen freigelegt wurden. Darunter befinden sich mehrere hochkarätige Münzschätze, die von den Währungsverhältnissen im Mittelalter und der Neuzeit erzählen und die bunte Mischung unterschiedlicher Sorten und Herkunftsorte im Geldbeutel unserer Vorfahren dokumentieren. Ausgelegt ist unter anderem der aus 24 preußischen Halbtalern aus der Zeit Friedrichs des Großen bestehende Münzfund von Chorin, dessen Wert etwa dem Monatssold eines Leutnants der friderizianischen Armee entsprach, und der in einem Tonkrug in der Kirche zu Hermsdorf versteckten 933 Silbergroschen aus dem 15. Jahrhundert, für die ein Handwerker ein ganzes Jahr arbeiten musste.

Da und dort fanden die Archäologen auch Goldmünzen, so im Münzfund von Dossow, der bei der Verlegung eines Elektrokabels entdeckt wurde. Er besteht aus einem Doppeldukaten, 15 Dukaten, 198 ganzen Talern, 19 halben Talern und einem lübischen Halbstück. Da im Dossower Fund als jüngste Münzen ein Zwoller Dukaten von 1652 liegt, muss er in einer Zeit versteckt worden sein, als heimkehrende Schweden nach dem Frieden von Münster und Osnabrück, der 1648 den Dreißigjährigen Krieg beendete, die Gegend unsicher machten. Mit 89 Exemplaren bilden die Taler der niederländischen Provinzen den größten Anteil am Dossower Fund. Weitere Stücke stammen aus den österreichischen Erblanden, aus Kursachsen und aus Braunschweig-Lüneburg. Vertreten sind ferner deutsche Städte wie Braunschweig, Danzig, Frankfurt am Main, Hannover und Nürnberg sowie das Erzbistum Salzburg und Kurmainz, die Königreiche Dänemark-Norwegen und Polen sowie das Fürstentum Siebenbürgen. Der Anteil norddeutscher Münzen ist mit Stücken aus Wismar und Rostock sowie einem pommerschen Taler der Königin Christine von Schweden und zwei Mecklenburgern begrenzt, aber zeittypisch. Bei der Bestimmung im Berliner Münzkabinett wurden unter anderem ein bisher unbekannter Wildermanntaler Herzog Christian Ludwigs von Braunschweig-Calenberg von 1646 identifiziert. Das Archäologische Landesmuseum Brandenburg im Paulikloster, Neustädtische Heidestraße 28, D-14776 Brandenburg an der Havel ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet, weitere Informationen unter 033 81/4104112 und im Internet unter www.paulikloster.de.

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