Guter Ort in guten Händen –
Grabsteine wieder auf dem Jüdischen Friedhof an der Großen Hamburger Straße



Rabbiner ben Chorin, Staatssekretär André Schmitz, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Lala Süsskind und Gartendenkmalpfleger Klaus von Krosigk bei einer Feierstunde anlässlich der Übergabe des Jüdischen Friedhofs an der Großen Hamburger Straße in Berlin-Mitte an die Öffentlichkeit.



Auf dem Gelände des früheren Jüdischen Altenheims erinnert eine Bronzegruppe an die 55 000 Berliner Juden, die von hier aus in die nationalsozialistischen Vernichtungslager verschleppt wurden.



Vor Wind und Wetter geschützt sind die beiden im Eingangsbereich aufgestellten Grabsteine aus den Jahren 1675 und 1694. (Fotos: Caspar)

Zwanzig historische Grabsteine vom späten 17. Jahrhundert bis zum frühen 19. Jahrhundert sind vom Jüdischen Friedhof in Weißensee auf den Jüdischen Friedhof in der Großen Hamburger Straße unweit des Hackeschen Markts zurück gekehrt. In einer Feierstunde übergab die Jüdische Gemeinde zu Berlin den Friedhof am, 17. Dezember 2009 der Öffentlichkeit. Die Grabsteine waren vor 20 Jahren aus Sicherungsgründen nach Weißensee gebracht worden und wurden seither restauriert Die Kosten von 26 000 Euro für die Rückführung und Neuaufstellung der Grabsteine und ihren Schutz vor Regen und Frost wurden von der Jüdischen Gemeinde und dem Landesdenkmalamt getragen. Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Lala Süsskind, würdigte die gute Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und erinnerte daran, dass aus Wien vertriebene Juden vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg aufgenommen, in Berlin angesiedelt und auf dem 1672 angelegten Friedhof an der Großen Hamburger Straße bestattet wurden.

Kulturstaatssekretär André Schmitz wies darauf hin, dass die Grabsteine Stolz und Bedeutung bürgerlichen Judentums unterstreichen und von seinem segensreichen Wirken in Berlin künden. „Ich bin froh, dass diese steinernen Zeugnisse jüdischer Kultur nun zu ihren Ursprüngen zurück kehren und hoffe, dass viele Besucher an diesen ,guten Ort’ kommen, wie unsere jüdische Mitbürger zu ihren Friedhöfen sagen“, sagte Schmitz mit Blick auf die im Eingangsbereich und weiter hinten an einer Mauer aufgestellten Grabsteine. In einer bewegenden Dankes-, Trauer- und Friedensrede würdigte Rabbiner ben Chorin die Leistungen und das Schicksal der Berliner Juden. Wer den Friedhof besuche, werde vom Geist und der Kraft der Worte eines Lessing und eines Moses Mendelssohn angeweht. Das mit einem schlichten Stein mit hebräischer und deutscher Inschrift geschmückte Grab mitten auf dem Friedhof befindet sich als Ehrengrab in der Obhut des Landes Berlin.

Der Friedhof an der Großen Hamburger Straße ist der älteste noch in Berlin existierende jüdische Friedhof. Auf ihm hat man bis zur Schließung im Jahr 1827 tausende Gemeindemitglieder bestattet. Bewohner eines sich anschließenden Altenheims übernahmen im 19. und frühen 20. Jahrhundert die Pflege. Dieses Gebäude missbrauchten die Nazis im Zweiten Weltkrieg als so genanntes Judenlager. Von hier wurden etwa 50 000 Berliner Juden in die Vernichtungslager deportiert. Das jüdische Altenheim existiert nicht mehr, doch erinnert auf seiner Fläche eine aus mehreren ausgemergelten Personen bestehende Bronzegruppe an die Verfolgung und Ermordung der Berliner Juden zwischen 1933 und 1945.

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