Langsam zurück zu den Wurzeln –
Der Große Tiergarten wird im Sinne von Peter Joseph Lenné umgestaltet


Gestaltetes Grün und Skulpturen bilden im Großen Tiergarten eine Einheit.
So fungieren an der Löwenbrücke gusseiserne Löwen als Wächter und
als Halter von Seilen einer Hängebrücke.



Eine Vorstellung von ehemaliger Pracht vermittelt der Rosengarten unweit des Großen Sterns mitten im Tiergarten. Hier hat nach barocker Manier Pomona, die antike Göttin der früchtetragenden Bäume, Aufstellung genommen. (Fotos: Caspar)

Berlins bekanntestes Erholungsgebiet, der schon in der Barockzeit als hochherrschaftliches Jagdrevier angelegte und danach immer wieder veränderte Große Tiergarten, wird in den kommenden Jahren umgestaltet. Grundlage für die gartendenkmalpflegerischen Maßnahmen sind Pläne von Peter Joseph Lenné aus dem frühen 19. Jahrhundert. Kaum ein innerstädtischer Bereich hat sich in den vergangenen 20 Jahren so stark verändert wie die Randgebiete des Großen Tiergartens. Nur noch Schautafeln ist erkennbar, dass zwischen den Bezirken Mitte und Tiergarten eine Betonmauer mit Selbstschussanlagen und Todesstreifen verlief. Zugewachsene Botschaftsgärten entlang der Tiergartenstraße haben sich mittlerweile zu schmucken Oasen gemausert. Wertvolles, bis dahin brach liegende Bauland ist mit teuren Wohn- und Geschäftsbauten besetzt, der Potsdamer Platz hat sein Gesicht komplett verändert und ist zu einem in allen internationalen Stadtführern lobend erwähnter Treffpunkt von Touristen aus aller Welt geworden.

Wenig spektakulär verlief die stückweise Rekonstruktion des 220 Hektar umfassenden Großen Tiergartens. Der so genannte Rosengarten an der Tiergartenstraße hat seine historische Gestalt zurück bekommen. Dort soll nach dem Willen der Berliner Gartendenkmalpflege das nur als Abguss aus weiß angestrichenem Beton aufgestellte Denkmal der 1810, vor nahezu 200 Jahren, verstorbenen preußischen Königin Luise durch eine Kopie aus carrarischem Marmor ausgetauscht werden. Wiederhergestellt ist bereits das Komponistendenkmal auf einer nach alten Plänen rekonstruierten Fläche an der ehemaligen Entlastungsstraße. Diese trostlose Fahrbahn wurde vor einigen Jahren aufgegeben und in ein kleines Gartenparadies verwandelt, nachdem der Autoverkehr durch den Tiergartentunnel verläuft. Nach dem Rückbau der Entlastungsstraße wachsen beide Teile des Tiergartens wieder zusammen, und alte Wegeführungen, die an der Straße endeten, können rekonstruiert und verwilderte Flächen in Anlehnung an die historischen Pläne Lennés neu gestaltet werden.

Umgestaltet nach historischen Vorlagen wurde auch der nach dem Beginn der Märzrevolution von 1948 benannte Platz des 18. März auf der westlichen Seite des Brandenburger Tors. Dort wurden beiderseits der Straße des 17. Juni lange halbkreisförmige Sitzbänke aus chinesischem Granit aufgestellt. In der Nähe erinnern das Denkmal für die verfolgten und ermordeten Homosexuellen an die Verbrechen der Nationalsozialisten, im Bau befindet sich unweit des Reichstagsgebäudes das Denkmal für die in der Hitlerzeit ermordeten Sinti und Roma.

Die vom Land Berlin und seiner Denkmalbehörde sowie dem Bezirk Mitte-Tiergarten geplanten Maßnahmen sehen unter anderem die Wiederherstellung von Gewässern im Großen Tiergarten vor, die im Moment nur als Morast oder Tümpel zu erkennen sind. Dazu sind umfangreiche Baggerarbeiten notwendig; es müssen aber auch die Kanäle, die die einzelnen Seen verbinden, wieder freigelegt werden. Außerdem müssen Wege von Gestrüpp befreit und befestigt sowie Sichtachsen, wie sie unter Lennés Leitung angelegt wurden, geschlagen werden. Die Arbeiten nehmen mehrere Jahre in Anspruch, aber die Mühe wird sich lohnen, denn dann wird der Tiergarten noch besser als ein Großstadtpark voller schöner Erlebnisräume zu erkennen sein.

Nicht in den Tiergarten kehren die Figuren von der um 1900 auf Befehl von Kaiser Wilhelm II. aufgestellten Siegesallee zurück. Die marmornen Markgrafen, Kurfürsten und Könige finden, so weit sie die Kämpfe am Ende des Zweiten Weltkriegs überstanden haben, in einem Museum für historische Skulpturen in der Spandauer Zitadelle ein neues Zuhause. Dieses Lapidarium wird bis 2012 eingerichtet und gewährt dann weiteren aus dem Großen Tiergarten und anderen Berliner Parkanlagen stammenden Figuren Asyl.

Zurück zur Themenübersicht "Museen, Denkmalpflege"