Grabmäler und Ziegelmauer werden saniert –
Jüdischer Friedhof in Weißensee soll auf die Unesco-Liste kommen



Gartendenkmalpfleger Klaus von Krosigk erläutert, welche Rettungsmaßnahmen bei den alten Erbbegräbnissen nötig sind.



Wo Grabstätten zusammen zu stürzen drohen, werden sie mit Balken abgestützt. (Fotos: Caspar)

Große Anstrengungen unternehmen das Land Berlin, der Bund und die Berliner Jüdische Gemeinde, um wertvolle Grabmäler auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee, aber auch die ihn umgebende Mauer zu sanieren und zu restaurieren. Die für Stadtentwicklung und den Berliner Denkmalschutz zuständige Senatorin Ingeborg Junge-Reyer betonte vor kurzem bei einem Rundgang, der Friedhof sei nicht nur ein einzigartiges Abbild des jüdischen Lebens und der jüdischen Kultur, die in Deutschland einst blühte, sondern vor allem auch Zeugnis der Geschichte Berlins. Die Landesregierung wolle will alles daran setzen, den im 19. Jahrhundert angelegten und bis heute mit Bestattungen belegten Friedhof einen Platz auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes zu sichern. Erfolge bei der seit Jahren laufenden Sanierung der Grabstätten sowie bei gärtnerischen Maßnahmen könnten diesem Plan nur dienlich sein, sagte die Politikerin. „Bis 2012 soll die Friedhofsmauer wieder in einen sicheren und vorzeigbaren Zustand versetzt sein. Allerdings wird es nicht möglich sein, alle Grabmäler, die sich oft in einem traurigen Zustand befinden, zu sanieren, aber ein guter Anfang ist gemacht“.

Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Lala Süsskind, ist überzeugt, dass sich durch die aufwändigen Rettungsmaßnahmen die Chancen des Weißenseer Friedhofs verbessern, ihn mittelfristig auf die Weltkulturerbeliste zu setzen. Das verschaffe ihm neue Aufmerksamkeit im In- und Ausland und erlege der Öffentlichkeit und der Politik viel Verantwortung für dieses wertvolle Erbe auf.

Der seit Gründung des Friedhofes im Jahr 1880 in Ziegelbauweise errichteten Mauer fehlen streckenweise Abdeckungen aus Blech, die neu aufgebracht werden müssen. Außerdem werden nach und nach Schäden und Ausbrüche beseitigt, die durch Pflanzenbewuchs und kräftiges Wurzelwerk verursacht wurden. Ähnlich wird bei den oft über einhundert Jahre alten Erbbegräbnissen vorgegangen. Auch hier sind Steinplatten und Säulen oft durch Wasser und Frost sowie durch Pflanzen aufgebrochen. Wo Gefahr besteht, dass die künstlerisch und historisch wertvollen Anlagen zusammen stürzen, werden sie durch Bauholz abgestützt.

Laut Klaus von Krosigk, der im Landesdenkmalamt für die Gartendenkmalpflege zuständig ist, wurden im ablaufenden Jahr 1,8 Millionen Euro für die Sicherung der Friedhofsmauer sowie von zehn Erbbegräbnissen an der Friedhofsmauer und auf einzelnen Feldern aufgewandt. Diese Summe würden sich das Land Berlin und der Bund teilen, ein ähnlicher Betrag stehe für 2010 zur Verfügung. „Im kommenden Jahr wollen wir weitere zehn Grabstätten restaurieren, dabei fallen pro Grabstätte Kosten in Höhe von etwa 30 000 Euro an“, erläuterte von Krosigk. Viele Grabstätten befänden sich in einem beklagenswerten Zustand, seien in der Nazizeit ihrer Metallgitter und kupfernen Verzierungen beraubt worden, weil diese Materialien von der Rüstungsindustrie gebraucht wurden. Wo Gitter und Grabschmuck erhalten seien, würden sie in das Restaurierungsprogramm einbezogen, doch verzichte die Denkmalpflege auf aufwändige und teure Nachbildungen. „Wir würden gern mehr als zehn Grabstätten pro Jahr restaurieren, doch stoßen wir an finanzielle und personelle Grenzen. Aber immerhin ist ein Anfang gemacht, und so blicken wir optimistisch in die Zukunft, das Land Berlin und der Bund sind an unserer Seite.“

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