Aus märkischem Sand in die Zitadelle



Lenins Kopf wird ausgegraben und bekommt in der Spandauer Zitadelle Asyl. Foto aus dem Jahr 1989 vor der Demontage des Denkmals auf dem damaligen Leninplatz, dem heutigen Platz der Vereinten Nationen, im Bezirk Friedrichshain. (Foto: Caspar)

Aus märkischem Sand in die Zitadelle

Das 1970 zum einhundertsten Geburtstag des Begründers der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und des Sowjetstaates auf dem damaligen Leninplatz im Ostberliner Bezirk Friedrichshain, dem heutigen Platz der Vereinten Nationen, aufgestellte Lenindenkmal kehrt in die Öffentlichkeit zurück. 19 Meter hoch, war das Werk des sowjetischen Bildhauers Nikolai Tomski im Winter 1990/91 unter viel Beifall, aber auch mit Bekundungen von Unverständnis und Abscheu abgebaut worden. Anschließend hat man die 129 Einzelteile in der Seddiner Heide im Bezirk Köpenick vergraben. Versuche in den folgenden Jahren, das aus rotem Granit bestehende Monument wieder an die Oberfläche zu holen und wenigstens den Kopf öffentlich aufzustellen, scheiterten bisher. Die Nachricht über eine Art Rehabilitierung des 1970 mit großem zeremoniellem Aufwand und dem Versprechen ewiger Freundschaft mit der Sowjetunion vom damaligen Staats- und Parteichef Walter Ulbricht enthüllten Denkmals oder wenigstens eines Teils von ihm lässt aufhorchen und kann als Hinweis dafür gelten, dass die denkmalhaften Hinterlassenschaften der DDR 20 Jahre nach dem Mauerfall etwas gelassener gewertet werden als in den aufgeregten Zeiten nach der so genannten Wende 1989/90.

Der dreieinhalb Tonnen schwere Lenin-Kopf soll in einem in der Spandauer Zitadelle noch einzurichtenden Lapidarium, also einem Museum historischer Skulpturen, zu den Resten der Berliner Siegesallee gestellt. Jahrelang waren die vor über einhundert Jahren als Geschenk Kaiser Wilhelms II. an die deutsche Reichshauptstadt von namhaften Bildhauern geschaffenen Herrscherfiguren in einem ehemaligen Wasserwerk am Halleschen Ufer für die Öffentlichkeit kaum zugänglich untergebracht. Durch die Einrichtung des Steinmuseums besteht die von vielen Kunst- und Geschichtsfreunden erhoffte Möglichkeit, sich von der Qualität jener lange als mittelmäßig bis minderwertig charakterisierten Bildhauerarbeiten zu überzeugen. Die Einrichtung des Museums wird von der Berliner Kulturverwaltung unterstützt, fachlich vom Landesdenkmalamt begleitet und mit rund sechs Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Die gleiche Summe stellt die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin zur Verfügung.

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