Thronende Muttergottes –
Kostbares Zeugnis spätmittelalterlicher Bildhauerkunst wurde der Skulpturensammlung im Bode-Museum eingefügt


Meisterleistung: Die thronende Madonna kann wie alle anderen Schaustücke der Skulpturensammlung, des Museums für Byzantinische Kunst und des Münzkabinetts im Bode-Museum auf der Museumsinsel täglich von 10 bis 18, am Donnerstag von 10 bis 22 Uhr besichtigt werden. (Foto: Helmut Caspar)

Mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz eine mittelalterliche Bildhauerarbeit erworben, die im Bode-Museum ausgestellt ist.

Die „Thronende Muttergottes“, die jetzt den heiligen Hallen der Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin hinzugefügt wurde, dürfte um 1380 bis 1400 entstanden sein. Sie zählt zu den Hauptwerken des so genannten Schönen Stils in der spätgotischen Malerei und Plastik, der sich am Prager Hof entwickelte und sich bald in ganz Mitteleuropa verbreitete. Die Neuerwerbung wird von Kunsthistorikern als Glückfall in der Museumsgeschichte bezeichnet. Die noch mit Spuren der ursprünglichen Bemalung, allerdings mit einigen Beschädigungen versehene Arbeit aus Kalkstein ist nach Worten von Hermann Parzinger, dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die wohl einzige Madonna dieser Art, die noch auf dem Kunstmarkt vorhanden war. Mit der Neuerwerbung sei eine schmerzhafte Lücke im Bestand geschlossen worden, hob Parzinger bei der Aufstellung der Figur in der Abteilung Mittelalterplastik im Erdgeschoss des Bode-Museums hervor. Seit der Kriegszerstörung einer ähnlichen Madonna habe die Skulpturensammlung kein Hauptwerk des Schönen Stils mehr besessen. Der Stiftungspräsident dankte den Institutionen, die den „höchst bedeutsamen Neuerwerb“ ermöglichten, und sprach die Hoffnung aus, dass der Stiftung Preußischer Kulturbesitz auch in Zukunft Ankäufe ähnlich herausragender Stücke gelingen werde.

Der Leiter der Skulpturensammlung Julien Chapuis hob in der Feierstunde hervor, dass ein Schlüsselwerk im Schönen Stil von dieser Größe und in diesem Erhaltungszustand heute noch erworben werden könne, habe er nicht für möglich gehalten. Nach der Art der Komposition und technischen Durchführung sei anzunehmen, dass die Figur von einem in Prag ausgebildeten Meister für einen Auftraggeber in Bayern geschaffen wurde.

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