Keine Diskussion um „schönste Berlinerin“ –
Staatliche Museen prüfen Bedingungen für Ausleihe der Nofretete nach Kairo



Über die Rückgabe der Nofretete nach Kairo wird nicht verhandelt, eine Ausleihe dorthin im Rahmen einer Ausstellung wird noch geprüft. (Foto: Caspar)

Dicht umlagert ist die in einem leicht abgedunkelten Raum des unlängst eröffneten Neuen Museums auf der Museumsinsel aufgestellte Büste der altägyptischen Königin Nofretete. Die Staatlichen Museen sehen keinen Grund, die „schönste Berlinerin“, wie das berühmte Bildwerk manchmal genannt wird, nach Ägypten zurückzubringen. Die Direktorin des Ägyptischen Museums, Friederike Seyfried, reagierte mit dieser Aussage auf Medienberichte, wonach sie in Kairo mit Zahi Hawass, dem Generaldirektor der Ägyptischen Antikenverwaltung, über den Verbleib der Büste der Nofretete verhandeln werde. Dergleichen Gerüchte entbehrten jeglicher Grundlage, erklärte Seyfried, wohl aber strebe sie eine enge Zusammenarbeit auf wissenschaftlicher und musealer Ebene mit den ägyptischen Museologen und gemeinsame Ausstellungen an. Außerdem wolle sie bei ihrem Besuch in Kairo Unterlagen über die Teilung der Fundstücke übergeben, die 1912 bei einer Grabung der Deutschen Orientgesellschaft in Tell el-Amarna entdeckt wurden. Bei dieser Expedition war unter anderem die Büste der Nofretete entdeckt worden. Die Dokumente würden eindeutig belegen, so Seyfried, dass der preußische Staat die Büste rechtmäßig erworben hat; Rechtsansprüche bestünden von ägyptischer Seite nicht. Derzeit werde in Berlin die Frage einer Ausleihe der Büste im Rahmen einer zeitlich befristeten Ausstellung geklärt. Die dafür notwendigen konservatorischen Untersuchungen über die Transportfähigkeit der Königin seien jedoch noch nicht abgeschlossen.

Die Grabungen in Tell el-Amarna, einem abgelegenen Ort am Ostufer des Nil in Mittelägypten, waren 1912 von dem Berliner Kaufmann, Sammler und Kunstmäzen James Simon finanziert worden. Die Vereinbarung mit Ägypten, das unter der Herrschaft der mit dem deutschen Kaiser Wilhelm II. befreundeten türkischen Sultane stand, sah die Fundteilung als Gegenleistung für die Finanzierung der Forschungsarbeiten vor. Um sicherzustellen, dass beide Parteien gleichwertige Anteile der Funde erhalten, war vereinbart worden, dass die Ausgräber die Stücke mit dem ägyptischen Antikendienst teilten. So sei es auch geschehen, betonen die Staatlichen Musen zu Berlin. Von einer Täuschung der Ägypter könne keine Rede sein; sie hätten vorab das Material in Augenschein nehmen können und seien mit dem Verfahren einverstanden gewesen.

Zurück zur Themenübersicht "Museen, Denkmalpflege"