Heimstatt der Musen als Sanierungsfall –
Rekonstruktion der Staatsoper Unter den Linden kann nun endlich beginnen



Die lateinische Giebelinschrift besagt, dass die Oper von König Friedrich II. Apoll und den Musen gewidmet ist. (Foto: Caspar)

Berlin. Die Deutsche Staatsoper Unter den Linden ist ein Sanierungsfall. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, danach wieder aufgebaut und in den 1980-er Jahren nur erneuert so gut man es konnte, wird die aus der Zeit König Friedrichs II. von Preußen stammende Heimstatt der Musen von 2010 bis 2013 umfassend saniert. Die auf 239 Millionen Euro veranschlagten Arbeiten wurden dem Stuttgarter Architekturbüro HG Merz anvertraut. Geplant sind die Modernisierung der inneren Struktur des von Befehl des musikbegeisterten Königs Friedrich II., des Großen, von 1741 bis 1743 nach Plänen des Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff erbauten Hauses an der Prachtstraße Unter den Linden. Dabei müssen die Auflagen des Landesdenkmalamtes beachtet und die künstlerische Fassung aus der Nachkriegszeit respektiert werden. Der hochangesehene Architekt Richard Paulick hatte 1951 bis 1955 für die Ausgestaltung des Zuschauerraums eine Art DDR-Rokoko entwickelt, das bei den Umbauarbeiten beibehalten werden soll. In Analogie zum Marmorsaal des ebenfalls von Knobelsdorff erbauten Schlosses Sanssouci erhielt die Oper von Paulick den so genannten Apollosaal für Kammermusik und kleine Opernaufführungen. Der Name erinnert daran, dass der königliche Bauherr das gleich nach seiner Thronbesteigung erbaute Opernhaus Apoll, dem antiken Gott der Künste, und den von ihm geführten Musen gewidmet hat.

Das Stuttgarter Architekturbüro HG Merz war einstimmig aus 21 Bewerbern für den denkmalgerechten Umbau, die Modernisierung und die Erweiterung der Staatsoper und der angrenzenden Funktionsgebäude ausgewählt worden. Die Akustik im Orchesterraum, auf der Bühne und Zuschauersaal entspricht nicht mehr heutigen Anforderungen. Daher besteht eine wichtige Aufgabe für Merz und seine Experten, auf diesem Gebiet deutliche Verbesserungen zu erreichen. Mit der Entscheidung für Merz sind abenteuerliche Ideen vom Tisch, den Zuschauersaal im Interesse einer allerhöchsten Ansprüchen genügenden Akustik radikal unter Verzicht auf die Paulick-Fassung umzugestalten.

Zur Vergabe der Staatsopernsanierung an HG Merz erklärte Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz, das sei eine gute Nachricht für alle Freunde der Staatsoper und der Architektur Richard Paulicks aus den frühen 1950-er Jahren. Merz habe gute Erfahrungen, was die Sanierung und Restaurierung historischer Bauten betrifft. Mit seinem großartigen und hochsensiblen Umgang mit der Alten Nationalgalerie auf der Museumsinsel habe er „eine Symbiose zwischen denkmalgerechter Sanierung und den funktionalen Ansprüchen eines modernen Kulturbetriebes gefunden, auf die wir nun auch für die Staatsoper hoffen dürfen.“ Ein weiteres wichtiges Referenzobjekt für die Fähigkeit des Stuttgarter Architekten, Altes mit Neuem zu verbinden, sei die zur Zeit noch laufende Grundinstandsetzung und Erweiterung der Staatsbibliothek Unter den Linden.

Zurück zur Themenübersicht "Museen, Denkmalpflege"