„Sieh einmal, hier steht er“ –
Staatsbibliothek erinnert an Heinrich Hoffmann und sein berühmtes Kinderbuch


Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“ – hier der Zappelphilipp - war das erfolgreichste Buch des vor 150 Jahren geborenen Arztes. (Repro: Caspar)

„Sieh einmal, hier steht er, / pfui, der Struwwelpeter! / An den Händen beiden / ließ er sich nicht schneiden / seine Nägel fast ein Jahr; / kämmen ließ er nicht sein Haar. / ,Pfui’, ruft da ein jeder, / ,garstger Struwwelpeter!’“ – dem vor 150 Jahren, am 13. Juni 1809, geborenen Arzt Heinrich Hoffmann wäre nie in den Sinn gekommen, dass er mit dem für seinen dreijährigen Sohn geschaffenen Büchlein unsterblich würde. Die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz erinnert am 12. und 13. Juni mit einer Ausstellung an den in Frankfurt am Main praktizierenden Mediziner und sein literarisches Werk.

Neben historischen Struwwelpeter-Ausgaben sind Übersetzungen und Neuillustrationen sowie eine Vielzahl von Bearbeitungen zu sehen. Ausgestellt sind ferner politische Parodien wie der 1941 in London veröffentlichte „Struwwelhitler“. Die Präsentation wird durch weitere Bilderbücher von Heinrich Hoffmann und Literatur über sein Leben und Werk. Vergeblich hatte Hoffmann nach etwas Passendem für seinen Sohn Carl gesucht, schließlich kaufte er ein Heft, das er mit lustigen Zeichnungen und Reimen versah. Freunde der Familie waren begeistert und rieten dem Autor, sein Werk zu veröffentlichen. So erblickten die in moralisierendem Ton verfassten, gelegentlich ziemlich grausam endenden Comics alsbald in gedruckter Form das Licht der Welt.

In den Bildergeschichten ist vom bösen Friedrich die Rede, der sein Gretchen und seinen Hund drangsaliert und von letztem so gebissen wird, dass er das Bett hüten muss, derweil sich das Tier über die Wurst und den Wein des Übeltäters hermacht. Da gibt es auch die „gar traurige Geschichte vom Feuerzeug“, mit dem Paulinchen gegen ein Verbot der Mutter spielt. Prompt geht das Mädchen in Flammen auf und verbrennt, und am Ende sitzen die Katze jammernd an einem rauchenden Häuflein Asche. Ein zweifelhaftes Denkmal wird dem Suppen-Kaspar gesetzt. Er will nicht essen, magert ab und stirbt. Geschildert wird ferner eine Tischszene mit Vater, Mutter und dem gaukelnden und schaukelnden, trappelnden und zappelnden Zappel-Philipp. Er reißt die Tischdecke samt Suppenschüssel herunter und erbost seine Eltern. Dann gibt es Hans-guck-in-die-Luft, der nach den Schwalben schaut und dabei ins Wasser fällt und gerade noch gerettet wird, und die Geschichte vom Daumen-Lutscher, dem der Schneider die Daumen abschneidet. Schließlich werden drei freche Knaben vom Nikolaus in das Tintenfass gesteckt, weil sie einen kohlpechschwarzen Mohren geärgert haben. Jetzt sind die Übeltäter noch viel schwärzer als das Mohrenkind.

Heinrich Hoffmann war sein Werk offenbar nicht ganz geheuer, und deshalb nannte er sich in der ersten, überaus seltenen Auflage Reimerich Kinderlieb. In späteren, um weitere Geschichten vermehrten Auflagen wurde daraus das Pseudonym Heinrich Kinderlieb und schließlich der richtige Name. Das Buch wurde in unzähligen Ausgaben gedruckt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Es war zwar nicht das einzige Werk des sozial engagierten Nervenarztes, aber mit Abstand sein erfolgreichstes. In seiner Autobiografie schrieb Hoffmann, dass der kleine Schlingel Struwwelpeter und seine Freunde ganz ohne Blutvergießen und friedlich die Welt erobert hätten. Weitere Kinderbücher wie „König Nussknacker“, „Bastian der Faulpelz“, „Prinz Grünewald“ sowie politische Satiren auf die Ereignisse des Revolutionsjahres 1848 stammen ebenfalls aus der Feder des Mediziners. Die Ausstellung ist am Freitag, dem 12. Juni, von 9 bis 21 und am Samstag, dem 13. Juni, von 9 bis 19 Uhr bei freiem Eintritt in der Staatsbibliothek, Potsdamer Straße 33, in Berlin-Tiergarten geöffnet.

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