Friedensordnung erwies sich als brüchig - Das im Sommer 1945 im Potsdamer Schloss Cecilienhof ausgehandelte Abkommen forderte demokratische Verhältnisse in Deutschland



Im Schloss Cecilienhof im Potsdamer Neuen Garten wird an die Konferenz der Siegermächte im Sommer 1945 erinnert. (Foto: Caspar)

Im Sommer 1945 tagten im Potsdamer Schloss Cecilienhof die Siegermächte USA, Großbritannien und Sowjetunion, um über die Nachkriegsordnung in Europa zu beraten. Während der Zweite Weltkrieg noch in Asien tobte, ließen sich im malerisch an der Havel gelegenen Sitz des ehemaligen deutschen und preußischen Kronprinzen Wilhelm die Differenzen in der bisherigen Anti-Hitler-Koalition nur mühsam kaschieren. Dem Treffen in Potsdam voran gegangen waren vom 4. bis 11. Februar 1945 die noch von Harmonie geprägte Konferenz von Jalta auf der Halbinsel Krim und die Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst. In Jalta wurde mit Blick auf das bevorstehende Kriegsende beschlossen, dass das Deutsche Reich in vier Besatzungszonen aufgeteilt wird, wobei Frankreich vierte Besatzungsmacht werden soll.

Die „großen Drei“ – der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt, der britische Premierminister Winston Churchill und der sowjetische Staats- und Parteichef J. W. Stalin als Gastgeber – hatten in Jalta ihre Forderung nach bedingungsloser Kapitulation Deutschlands bekräftigt. Anerkannt wurde der Anspruch der Sowjetunion auf Gebiete im östlichen Polen, dessen Grenzen weiter nach Westen vorgeschoben werden sollten. Stalin erklärte sich bereit, drei Monate nach Ende des Krieges in Europa in den Krieg gegen Japan einzutreten, und außerdem stimmte er der Gründung der Vereinten Nationen zu.

Als die Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis 2. August tagte, war die Zusammensetzung der Teilnehmer anders als in Jalta. Nach dem Tod des US-Präsidenten Roosevelt am 12. April 1945 saß Harry S. Truman als neuer Präsident in Cecilienhof am Tisch. Während der Tagung verlor Winston Churchill die Unterhauswahlen und machte am 29. Juli 1945 seinem Nachfolger Clement Atlee Platz.

Offiziell hieß das Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 „Mitteilung über die Dreimächtekonferenz von Berlin“. Nach dem Willen der Siegermächte sollte das deutsche Volk überzeugt werden, „dass es eine totale militärische Niederlage erlitten hat und dass es sich nicht der Verantwortung entziehen kann für das, was es selbst dadurch auf sich geladen hat, dass seine eigene mitleidlose Kriegführung und der fanatische Widerstand der Nazis die deutsche Wirtschaft zerstört und Chaos und Elend unvermeidlich gemacht haben.“ Zu den wichtigsten Punkten der Übereinkunft gehörten die Ausrottung des Nationalsozialismus und Militarismus sowie die Schaffung demokratischer und friedlicher Verhältnisse in Deutschland. Außerdem enthielt das Abkommen Festlegungen über die Beziehungen der Völker untereinander und für eine künftige Friedensordnung in Europa. Die deutsche Bevölkerung sollte „entnazifiziert“ und Kriegsverbrecher und hohe NS-Funktionäre vor Gericht gestellt werden.

Während Alliierte Kontrollrat mit Sitz in der Viermächtestadt Berlin die Regierungsgewalt übernimmt, war eine deutsche Selbstverwaltung auf lokaler Ebene erlaubt. Ferner legte das Abkommen die Dezentralisierung der deutschen Wirtschaft sowie das Verbot von Kriegsproduktionen fest. Reparationsansprüche der Sowjetunion sollten durch Entnahme von Industriegütern und Demontage von Fabriken in der sowjetischen Besatzungszone befriedigt werden. Bis zur endgültigen Regelung durch eine Friedenskonferenz kamen die bisherigen deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Linie unter polnische Verwaltung. Die Sowjetunion bekam das ostpreußische Königsberg (russ. Kaliningrad) und sein Umland. Außerdem legten die Siegermächte fest, dass die deutsche Bevölkerung aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn ausgewiesen wird. Das sollte zwar „in geregelter und humaner Form“ geschehen, doch weiß man, dass viele der 12,4 Millionen Vertriebenen die chaotischen Zustände auf ihrer Flucht nicht überlebten.

Der Krieg war gerade erst beendet, da spitzten sich die Beziehungen zwischen Ost und West zu. Am 5. März 1946 brachte der bisherige britische Premierminister Winston Churchill das Problem auf den Punkt, als er in Anwesenheit des US-Präsidenten Truman in Fulton das Bild vom Eisernen Vorhang für die Teilung Europas in einen westlichen, freiheitlichen Teil und in einen Bereich verwandte, in dem die kommunistische Diktatur Angst und Schrecken verbreitet. Stalin fühlte sich angesprochen und nannte Churchill einen Kriegstreiber und Rassisten. Der Kalte Krieg nahm mit Drohungen und Interventionen auf beiden Seiten seinen Anfang. Durch das atomare Gleichgewicht des Schreckens kam es zum Glück nicht zum Ausbruch eines Dritten Weltkriegs. Allerdings stand die Menschheit mehrmals kurz davor.

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