Es begann mit Schinkel und Leibniz -
Im Jahr 1966 wurden in der DDR erstmals Silbermünzen geprägt



Mit Leibniz und Schinkel startete die DDR 1966 ihre Gedenkmünzenserie, die es bis zur Wiedervereinigung auf eine stattliche Stückzahl brachte.



Zahlreiche Bauwerke sind auf Münzen des zweiten deutschen Staates dargestellt, hier die Dresdner Semperoper sowie Motive aus einigen Bezirksstädten. (Fotos: Caspar)

Die Bundesrepublik Deutschland begann 1952 mit der Ausgabe von silbernen Gedenkmünzen, erst vierzehn Jahre später brachte die DDR ebenfalls solche Erinnerungsstücke heraus. Produzent war der VEB Münze der DDR am Berliner Molkenmarkt. Das von Gerhard Rommel und Axel Bertram gestaltete Zehn-Mark-Stück von 1966 wurde zum 125. Todestag des preußischen Baumeisters Karl Friedrich Schinkel herausgebracht. Hinzu kam ein von Gerhard Rommel und Dietrich Dorfstecher entworfenes Zwanzig-Mark-Stück zum 250. Todestag des Philosophen und Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz, dem wir unter anderem die Gründung der Berliner Akademie der Wissenschaften im Jahr 1700 verdanken.

Im Gegensatz zu den ersten, in einer Auflage von 200 000 Stück geprägten bundesdeutschen Fünf-Mark-Münzen „Germanisches Nationalmuseum“ (von 1952), Friedrich Schiller und Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden (beide 1955) sowie Eichendorff (1957), die anfangs kaum jemand haben wollte, stießen in der DDR die neuen Silbermünzen des zweiten deutschen Staates bei Sammlern auf großes Interesse. Die numismatischen Novitäten waren für sie nicht ohne weiteres zu haben, doch wer einer Sammlergruppe des Kulturbundes angehörte und immer hübsch deren Zusammenkünfte besuchte, hatte eine Chance. Es ist ein Treppenwitz, dass Ostdeutsche, sofern sie Westgeld besaßen, die eigenen Gedenkmünzen im Intershop kaufen konnten, natürlich zu deutlich überhöhten Preisen. Erst nach der Wiedervereinigung gelang es vielen Sammlern, ihre Lücken aufzufüllen.

Beteiligt an der Gestaltung der DDR-Münzen waren die Bildhauer und Grafiker Axel Bertram, Dietrich Dorfstecher, Wilfried Fitzenreiter, Gerhard Rommel, das Künstlerehepaar Heinz Hoyer und Sneschana Russewa-Hoyer und viele andere. Axel Bertram, der die für die Emissionen zuständige DDR-Staatsbank über viele Jahre in künstlerischen Fragen beriet, hat dem Geldinstitut im Rückblick Kompetenz und das Bemühen um partnerschaftliche Zusammenarbeit bescheinigt. Dass die Auftraggeber auf Ausschreibungen und einen öffentlichen künstlerischen Wettbewerb zur Ermittlung der besten Entwürfe verzichteten, wie das in der Bundesrepublik üblich war und ist, führt er auf „enorme“ Sparsamkeit zurück, „aber natürlich auch, weil die Bankleute die Entwurfsarbeit bis zur Realisierung für übertrieben vertraulich hielten“. Das bedeutete nichts anderes, als dass alles, was mit den Gedenk- aber auch mit Kursmünzen zu tun hatte, in der DDR von viel Geheimniskrämerei umgeben war. Dies mag erklären, dass nur ein kleiner Kreis von Grafikern und Bildhauern auserwählt wurde, Zeichnungen und Modelle für neue Gedenk- und Kursmünzen einzureichen. Dass die Rückseiten des DDR- Hartgeldes langweilig und unflexibel gestaltet wurden, hing mit staatlichen Vorgaben zusammen. Das Staatswappen mit Hammer und Zirkel im Ährenkranz war tabu, da und dort konnte es hier und dort aus der Mitte über der Werteziffer gerückt werden. Diese Steifheit steht im schroffen Gegensatz zu der Vielgestaltigkeit, in der der Adler auf den Münzen der Bundesrepublik Deutschland erscheint.

Ungewöhnlich und klar von den bundesdeutschen Gedenkmünzen abweichend waren die schüsselförmigen, scharfrandigen DDR-Prägungen. „Der muldenförmig vertiefte Münzrand war von Anfang an vorgegeben. Er war wohl international selten, man versprach sich davon eine gewisse Attraktivität. Der Vorzug bestand in der Möglichkeit, den Entwurf stärker plastisch durchzugestalten und größere Reliefhöhen im Teller zu gewinnen“. Nachteilig sei laut Bertram der Zwang zu konzentrischen Kompositionen gewesen, damit seien „unkonventionelle, pointierte Anordnungen“ ausgeschieden.

Bis zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 wurden in der Staatlichen Münze Berlin, kenntlich an dem seit 1750 geltenden Buchstaben A, zahlreiche Gedenkmünzen zu 20, 10 und - ab 1968 – zu fünf Mark geprägt. Anlässe gab es zur Genüge - die so häufig gefeierten und zur politischen Selbstbeweihräucherung genutzten Staats- und Stadtjubiläen, aber auch Geburtstage und Todestage historischer Vertreter von Politik, Kunst und Wissenschaft, außerdem wurden berühmte Bauwerke, Mahnmale und andere Sehenswürdigkeiten auf Silber- und Neusilbermünzen dargestellt. Hinzu kamen politische Ereignisse, die die SED- und Staatsführung als so wichtig erachtete, dass diesen auch ein numismatisches Denkmal errichtet wurde. Mit all diesen Münzen präsentierte sich die DDR als weltoffen und besten humanistischen Traditionen verpflichtet, als ein Land, das sozusagen die Krone der deutschen Geschichte und Kultur darstellt und dem im Unterschied zu der als „imperialistisch und militaristisch“ verteufelten Bundesrepublik die Zukunft gehört.

Ziel der Gedenkprägungen war neben der politischen Selbstdarstellung natürlich die Erwirtschaftung von harten Devisen. Dieser unbändige Drang nach „Westmark“ trieb auch in diesem Segment eigenartige Blüten. So wurden unterschiedliche Versionen ein und desselben Prägeanlasses hergestellt, mal in einer vergleichsweise hohen Auflage, mal in geringer Stückzahl und manchmal auch in einem von der Norm abweichenden Metall. Da Sammler immer danach streben, ihre Kollektion möglichst vollständig zu bekommen, rechneten die Initiatoren dieser so genannten Material- und Motivproben damit, dass viel Westgeld ausgegeben wird, um auch an diese Raritäten zu gelangen.

Erst nach der Wiedervereinigung wurden manche Geheimnisse um die DDR-Münzen gelüftet. So stellte sich bei der Sichtung von Akten der Staatsbank der DDR und der Berliner Münze heraus, dass die offiziell bis 1990 veröffentlichten Prägezahlen häufig nicht stimmen. Denn von verschiedenen Ausgaben wurden tausende Stücke wieder eingeschmolzen, um Silber für neue Emissionen zu gewinnen. Ein anderer Grund war, dass viele in riesigen Stückzahlen hergestellten Sondermünzen liegen blieben, weshalb auch sie den Tod im Tiegel erlitten. Angaben über die seinerzeit im DDR-Gesetzblatt veröffentlichten Auflagen und die Zahl der eingeschmolzenen Stücke kann man in den aktuellen Münzkatalogen nachlesen und werden selbstverständlich bei den Preisangaben des Münzhandels berücksichtigt.

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