Zu schön, um echt zu sein -
Was bei der Beurteilung von „Schnäppchen“ zu beachten ist



Man muss keine großen Erfahrungen zu haben um um zu sehen, dass diese Bronzemünze des römischen Kaisers Galba eine Nachahmung ist. (Foto: Caspar)

Welchem Reisenden sind in Italien, Griechenland und den Ländern nicht schon Münzen angeboten worden, die angeblich gerade aus dem Boden geholt wurden. Und wer hält sich nicht für einen Glückspilz, wenn er Athener Eulenmünzen oder römische Kaiserköpfe als „Gelegenheit“ erworben hat. Respekt ist dem glücklichen Käufer sicher. Doch wie groß ist die Enttäuschung, wenn sich der „garantiert“ echte Silberling, die dunkel patinierte Bronzemünze als mehr oder weniger gut gemachte Touristenfälschung entpuppt.

Manche dieser Nachahmungen sind zu schön, um echt zu sein, und das wird ihnen zum Verhängnis. Da Händler und Sammler hoch sensibilisiert sind und die Merkmale kennen, fliegen die falschen Griechen und Römer, die nachgeahmten Brakteaten, Groschen, Taler, Dukaten, Markstücke, Groschen und Dollars sowie die unechten Medaillen irgendwann auf. Das gilt auch für manche „Gelegenheiten“, die auf Börsen oder beim Trödler angeboten werden. Die barocken Stadtansichten, Wappenschilder und Allegorien können sich bei näherem Hinsehen mitunter als mehr oder minder gut gemachte Nachahmung erweisen. Glücklicherweise gilt Bangemachen nicht, denn niemand kommt selbst bei allergrößter Mühe und beim Einsatz teurer Technik an das Original heran. Ein scharfes Auge, eine gute Lupe, gesundes Misstrauen und die Konsultation mit Experten in den Münzkabinetten und im Fachhandel können vor Schaden bewahren.

Nachgemachte Münzen weisen viele Abweichungen vom Original auf. Das betrifft Feinheiten im Relief, die Randgestaltung und auch Größen und Gewichte. Viele Details werden leicht vergröbert dargestellt. Mehr oder weniger aufwändige Prüfverfahren bringen Klarheit. So muss man etwa bei antiken Stücken beachten, dass sie häufig warm geprägt wurden. Ein glühender Metallklumpen wurde zwischen dem gravierten Ober- und Unterstempel geprägt, ehe er abkühlen konnte. Heutige Fälschungen hingegen werden oft auf hydraulischen Pressen kalt geprägt. Das erklärt Unterschiede, die man nur unter der Lupe oder noch besser unterm Mikroskop erkennen kann.

Stahlstempel werden mit Hilfe feinster Graviermaschinen von Originalen sowie Vorlagen aus Gips oder Kunststoff abgeformt. Die so reproduzierten Werkzeuge geben sämtliche Unebenheiten und Fehler des Originals wieder, etwa Doppelschläge und Risse. Erst wenn mehrere Nachbildungen angeboten werden, die alle die gleichen Fehler, Risse, Farben und Größen aufweisen, wird - hoffentlich - auch der Letzte stutzig. Untersuchungen der Metalloberfläche, des Randes, der Reliefs und Schrift, aber auch der Vergleich mit garantiert echten Stücken, das Studium der Fachliteratur sowie die Metallanalyse helfen, Gewissheit zu erlangen.

Münzfälschungen sind, sofern es sich um Nachgüsse handelt, vielfach an flauen Konturen und rauher Oberfläche, an Nähten an den Rändern, winzigen Löchern zwischen den Buchstaben und anderen Merkmalen zu erkennen. Zu beachten ist, dass Oberflächen künstlich gealtert werden können. Sie sehen dann aus, als hätten die Stücke lange Zeit im Boden gelegen. Ob die bei der Korrosion gebildeten Substanzen alt oder neu sind, lässt sich unter starken Mikroskopen und durch weitere Prüfmethoden erkennen. Wenn das Metall antiker, aber billiger Münzen verwendet wurde, um daraus teure Stücke zu produzieren, bringt die Materialanalyse nur die Erkenntnis, dass es sich um altes Metall handelt.

Bliebe der Hinweis auf offizielle Nachprägungen. Da viele Originale unerschwinglich sind, behelfen sich Sammler mit solchen Kopien. Sie anzufertigen ist erlaubt, vorausgesetzt, dass die Hersteller diese Stücke durch unentfernbare Kennzeichen als solche ausweisen und so dafür sorgen, dass man klar Spreu vom Weizen trennen kann. Neben den Fälschungen zum Schaden der Sammler gibt es solche zum Schaden des Staates. Sie bestehen in der Regel aus minderwertigem Metall und sind auch wenig sorgfältig hergestellt, weshalb es nicht schwer fällt, sie von garantiert echten Stücken zu unterscheiden.

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