Goldgiganten im Bode-Museum -
Das Berliner und das Wiener Münzkabinett zeigen sensationelle Prägungen



Bernd Kluge (links) und Michael Alram präsentieren im Bode-Museum auf der Museumsinsel Berliner und Wiener Goldschätze.





Mittleres Bild: Antike Herrscher blicken sich auf diesem Goldmedaillon aus der Zeit von 364 nach Christus oder später an. Darunter: Das seltene Zehn-Dukaten-Stück von 1675 feiert den Sieg des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg in der Schlacht von Fehrbellin über die Schweden. (Fotos: Helmut Caspar)

„Am Golde hängt, nach Golde drängt doch alles, ach wir Armen“, seufzt Gretchen in Goethes „Faust“. Wer das kostbare Edelmetall besitzt, lebt herrlich und in Freuden, kann sich alles kaufen, sogar Liebe und vielleicht auch ein paar Lebensjahre zusätzlich. Doch bringt der „gelbe Teufel“, wie der russische Dichter Maxim Gorki einmal sagte, auch Unglück und Tod über die Welt. Um des Goldes willen wurden Länder überfallen und Menschen versklavt. Am Gold scheiden sich die Geister, und die Gier nach dem Edelmetall war der Grund von Verrat und Mord.

Was im Laufe der Jahrtausende aus Gold geprägt oder gegossen wurde, zeigt bis zum 13. März 2011 die Ausstellung „Goldgiganten – das große Gold der Münze und Medaille“ im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel. Unter den über 300 Exponaten, die das Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin und die Münzsammlung des Kulturhistorischen Museums in Wien zeigen, befindet sich eine angeblich aus alchemistischem, also auf künstlichem Weg erzeugte Goldmedaille im Besitz des Wiener Kabinett mit Bildern von Herrschern, die um das Porträt des römisch-deutschen Kaisers Leopold I. und seiner Gemahlin angeordnet sind. Wie Michael Alram, der Direktor des Wiener Münzkabinetts, betont, verließ die 7200 Kilogramm schwere Platte au dem Jahr 1677 Wien bisher nur einmal zu einer Ausstellung in China. Jetzt ist das Kronjuwel in Berlin zu sehen und wird, wie andere Goldstücke von oft beträchtlichem Ausmaß, sicher viele Bewunderer finden. Gleich nebenan liegen schwere Prunkmedaillen im Gewicht von 20, 50, 100 und mehr Dukaten aus, die im Auftrag von Kaisern, Königen und Fürsten zur Verherrlichung der eigenen Person und Dynastie, aber auch anlässlich von Krönungen, Hochzeits- und Siegesfeiern sowie von Jubiläen, Denkmalweihen und zur Auszeichnung verdienstvoller Personen aus dem gelben Edelmetall gefertigt wurden.

Von manchen dieser Schwergewichte wurden ursprünglich mehrere Exemplare angefertigt. Doch da man in ihnen vielfach nur einen Rohstoff sah, den man im Notzeiten „umrubeln“ konnte, erlitten sie den Tod im Schmelztiegel. Unvergessen ist bis heute, dass der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., kaum dass er 1713 auf dem Thron saß, seiner Sammlung große und schwere Goldprägungen entnahm und sie zur Begleichung der Schulden seines Vaters einschmelzen und aus ihnen normale Goldmünzen prägen ließ.

Der Direktor des Berliner Münzkabinetts, Bernd Kluge, freut sich über die nunmehr dritte Ausstellung gemeinsam mit den Wiener Kollegen. Voran gegangen war eine Schau mit einzigartigen Prägungen der Habsburger und eine weitere mit Medaillen und Münzen des Hauses Hohenzollern, die in der jeweils anderen Sammlung mit großem Erfolg präsentiert wurden. Kluge zufolge werden in der Goldgiganten-Ausstellung außer eigenen Raritäten auch „unschlagbar schöne und kostbare Stücke aus Wien“ erstmals in Berlin gezeigt. Er erhofft sich von der Schau neue Aufmerksamkeit für die schon in der Renaissance angelegte Sammlung und weitere Freunde alter und neuer Münzen und Medaillen. Neben den Goldgiganten zeigt das Kabinett in seiner ständigen Ausstellung, versehen mit speziellen Hinweisen, das im normalen Zahlungsverkehr verwendete „kleine Gold“ von der Antike bis zur Gegenwart, angefangen von den alten Griechen, Römern und Kelten über Goldgulden und Dukaten bis zu den ab 1871 geprägten Goldmünzen des deutschen Kaiserreichs.

Die Österreichische Nationalbank und das Osnabrücker Auktionshaus Fritz Rudolf Künker haben der Schau moderne Superlative beigesteuert. Die in unterschiedlichen Größen geprägten Anlagegoldmünzen erfreuen sich angesichts ungewisser Finanzverhältnisse weltweit großer Beliebtheit. Besondere Highlights sind die beiden größten und schwersten Goldmünzen der Welt, und zwar die 31 Kilogramm schwere österreichische „Big Phil“ mit Motiven von den Wiener Philharmonikern im Nominalwert von 100.000 Euro und die kanadische 1-Million-Dollar-Münze, die 100 Kilo auf die Waage bringt und unlängst für 3,4 Millionen Euro versteigert wurde.

Die Ausstellung ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, am Donnerstag bis 22 Uhr geöffnet. Der Katalog, der die Goldgiganten nach allen Seiten beleuchtet und jedes Ausstellungsstück erläutert, hat 384 Seiten und kostet 29 Euro. Weitere Informationen im Internet unter www.smb.museum.

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