In sichere Obhut genommen -
Niedersächsisches Münzkabinett zeigt numismatische Kostbarkeiten in Hannover



Hannover blickt auf eine lange, erfolgreiche Münzgeschichte zurück und ist der alte und neue Standort des Niedersächsischen Münzkabinetts, hier vertreten durch einen städtischen Taler aus dem Jahr 1625



König Georg II. von England war zugleich Kurfürst von Hannover. Er legte durch den Ankauf der Münzsammlung des Abtes Molanus den Grundstein für das Niedersächsische Münzkabinett mit über 43 000 Münzen, Medaillen und anderen Zeugnissen der Geschichte und Kultur. Ausbeutetaler der Grube Herzog August Friedrich in Bleyfeld aus dem Jahr 1752



König Georg V., hier auf einem Doppeltaler aus dem Jahr 1866, verlor im Krieg von 1866 sein Land und musste ins Exil nach Österreich gehen. Da er sein Münzkabinett und andere Preziosen mitnahm, wurde er vor Verlust und Vereinzelung bewahrt. (Repros: Caspar)

Das Niedersächsische Münzkabinett, das bisher der Deutschen Bank gehörte, wurde vor einigen Monaten vom Land Niedersachsen für fünf Millionen Euro angekauft und dem Landesmuseum Hannover übergeben. Dort wird seit Anfang September 2010 eine Auswahl von mehr als einhundert Münzen und Medaillen gezeigt. Zu sehen sind unter anderem numismatische Zeugnisse niedersächsischer Herkunft, aber auch bedingt durch die königliche Personalunion zwischen Hannover und London, solche aus Großbritannien, Irland und den britischen Kolonien. Hinzu kommen Belege für die Vielfalt, in der Geld als Tauschmittel, Wertmesser und Rechnungseinheit vorkommt. Ausgangspunkt des Münzkabinetts der Kurfürsten und Königen von Hannover war die Sammlung des 1722 verstorbenen Loccumer Abtes Gerhard Wolter Molanus, die 1743 von Georg II., König von England und Kurfürst von Hannover, von dessen Erben gekauft wurde. Die von diesem Herrscher und seinen Nachfolgern ausgebaute Kollektion war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts Teil der Königlichen Bibliothek in Hannover und bildete mit anderen Münzsammlungen die Grundlage für Forschungen bedeutender Numismatiker wie Georg Heinrich Pertz, Hermann Grote, Eduard Fiala und Heinrich Buck. Fiala verdanken wir den leider nicht vollendeten Sammlungskatalog in neun Bänden über die Münzen und Medaillen der welfischen Lande. Nach der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen im Ergebnis des Krieges von 1866 gelang es König Georg V., die Sammlung mit ins österreichische Exil zu nehmen. Die Kollektion blieb lange beim Welfenhaus, kam jedoch 1983 mit rund 43 000 Münzen, Medaillen, Plaketten, Marken und Zeichen sowie Orden und Auszeichnungen in den Besitz der Deutschen Bank und wurde in die Liste in das Gesamtverzeichnis national wertvollen Kulturguts aufgenommen. Überregional bekannt wurde die Kollektion durch die Wanderausstellung „Vom Taler zur Mark“, die mit großem Erfolg quer durch Deutschland tourte und Stationen der Münz- und Geldgeschichte vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis um 1900 der breiten Öffentlichkeit bekannt machte.

Nachrichten darüber, dass sich das Geldinstitut von diesem einzigartigen Schatz trennen will, hatten in den vergangenen Jahren Berufs- und Laiennumismatiker, aber auch Sammler sowie Geschichts- und Heimatfreunde alarmiert. Sie protestierten gegen einen möglichen Verkauf der in ihrer Art vollkommenen Sammlung an einen privaten Investor, weil sie befürchteten, dass sie durch Weitergabe zerstückelt und vereinzelt wird und damit ihren wissenschaftlichen Wert einbüßt. Dies konnte durch vielfältige Einsprüche und Unterschriftensammlungen auch in numismatischen Vereinen verhindert werden, und so konnte Reiner Cunz, der langjährige Leiter des Niedersächsischen Münzkabinetts, Ende 2009 allen Helfern danken, die sich erfolgreich für das Verbleiben der Sammlung an ihrem traditionellen Sitz Hannover eingesetzt hatten. Nachdem der Landesminister für Wissenschaft und Kultur Lutz Stratmann den Kaufvertrag über fünf Millionen Euro für die Sammlung unterschrieben hatte, erhielt sie eine neue Perspektive und kann nun ihre interessantesten und schönsten Stücke im Niedersächsischen Landesmuseum, Willy-Brandt-Allee 5, 30169 Hannover, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, am Donnerstag bis 19 Uhr, präsentieren. Darüber hinaus werden nach Information des Landesmuseums aussagekräftige Sammlungsteile in der Landesausstellung 2014 zu sehen sein, die den Erwerb der britischen Krone durch den hannoverschen Kurfürsten und englischen König Georg II. und die vielfältigen politischen und kulturellen Verbindungen zwischen Hannover und London im 18. und frühen 19. Jahrhundert schildert. Weitere Informationen unter www.landesmuseum-hannover.de.

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