„Dein treues Volk weint um dich“ -
Medaillen verherrlichen die vor 200 Jahren verstorbene Königin Luise von Preußen



Medaille von 1798 mit dem Doppelbildnis von Friedrich Wilhelm III. und Luise. Mit ihrer Halsbinde schrieb die schöne Königin ein Stück Modegeschichte.



„Dein treues Volk weint um dich und segnet dich“, heißt es auf einer Medaille von 1810 mit der Ansicht des Grabmals und des Mausoleum der Königin Luise im Charlottenburger Schlossgarten. Repro (2x): Caspar

Königin Luise gehört neben Friedrich dem Großen zu den populärsten Gestalten der neueren preußischen und deutschen Geschichte. Anlässlich des 200. Todestags der aus Mecklenburg-Strelitz stammenden Monarchin veranstaltet die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg in diesem Jahr mehrere Ausstellungen, in der auch Medaillen zu sehen sein werden.

Die Gemahlin des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. zeichnete sich durch Schönheit, Anmut, Klugheit und Natürlichkeit aus. Ihr Einsatz für bahnbrechende Reformen und ihre Gegnerschaft zum französischen Kaiser Napoleon I. machten die couragierte Herrscherin in einer schweren, von militärischen Katastrophen und erdrückenden Friedensbedingungen geprägten Zeit zu einer einzigartigen Hoffnungsträgerin. Nach ihrem frühen Tod mit nur 34 Jahren am 19. Juli 1810 im mecklenburgischen Schloss Hohenzieritz setzte kollektive Trauer über die „preußische Madonna“ ein.

Da Luise von Preußen „nur“ die Gemahlin des Königs von Preußen war, kam ihr nicht die Ehre zu, auf regulären Geldstücken dargestellt zu werden. Umso eifriger waren Stempelschneider dabei, ihr mit Medaillen zu huldigen. Die Königin zeigt sich auf einigen Medaillen bis zum Kinn hochgeschlossen, und das in einer Zeit, da sich Damen von Rang und Geld gern ziemlich entblößt präsentierten. Von dem Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow erfahren wir, wie Luise einen Modetrend kreierte. Der Künstler hatte 1796 vom preußischen König Friedrich Wilhelm II. den Auftrag erhalten, eine Doppelstatue seiner Schwiegertöchter Luise und Friederike als Vorlage für Statuetten zu schaffen, die in der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin (KPM) geformt werden sollten. Schadow entledigte sich der Aufgabe mit Bravour und schuf eines der schönsten Zeugnisse klassizistischer Bildhauerkunst. Die Skulptur steht in der Alten Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel als Marmorausführung beziehungsweise in der Friedrichswerderschen Kirche ein paar hundert Meter weiter als Gipsmodell.

Schadow schrieb in seinem 1850 veröffentlichten Erinnerungsbuch „Kunstwerke und Kunstansichten“, er habe an dem Modell „in stiller Begeisterung“ gearbeitet. „Der Kopfputz der Kronprinzessin und die Binde unter dem Kinn sollte eine Schwellung decken, die am Halse entstanden war, nachmals aber wieder verschwand“. Zeitgenössische Gemälde, Stiche und selbstverständlich auch Medaillen zeigen die Halsbinde, die durch ihre Trägerin förmlich geadelt wurde. Deutlich ist das verhüllende Utensil auf einer mit dem königlichen Doppelbildnis geschmückten Medaille von Daniel Friedrich Loos aus dem Jahr 1798 zu sehen. Sie wurde auf den Besuch der Majestäten in den schlesischen Bergwerkern zu Tarnowitz geprägt und schildert rückseitig, wie ein geflügelter Genius die sitzende Silesia entschleiert. Würde man die Serie der Luisen-Medaillen weiter mustern, dann kämen weitere Belegstücke mit dem auffälligen Halsschmuck zusammen.

Es versteht sich, dass auch Schöpfer posthumer Medaillen auf die Binde unterm Kinn geachtet haben. So berücksichtig eine 1901, zum 125. Geburtstag der Monarchin, geprägte Jugendstil-Medaille von Rudolf Mayer das Utensil und zeigt, wie die Halsbänder kunstvoll mit dem Haupthaar verschlungen sind. Auch andere Prägungen zeigen Luise mit und ohne verhüllten Hals, wobei unverkennbar ist, dass die Stempelschneider Anleihen bei Schadow und seinem Kollegen Christian Daniel Rauch vornahmen, der mit dem Grabmal der viel zu früh verstorbenen Königin Luise im Charlottenburger Mausoleum ein Meisterwerk klassizistischer Bildhauerkunst schuf. Ein Rundgang durch diesen von Karl Friedrich Schinkel errichteten Bau gehört zur Besichtigungtour, zu der die Preußische Schlösserstiftung vom 6. März bis 31. Mai 2010 in eine Luisen-Ausstellung ins Schloss Charlottenburg lädt.

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