Münzschätze aus Sachsens Erde -
Geprägtes Geld im Dresdner Hausmannsturm ausgestellt



Sächsische Silbermünzen vom 16. bis 18. Jahrhundert waren in einem Tongefäß verborgen, die in Wasewitz (Muldentalkreis) gefunden wurden.



Wie bei vielen Münzschätzen lässt sich die Herkunft der in einer Leipziger Universitätslatrine entdeckten Goldmünzen und Goldmedaillen aus dem 17. Jahrhundert nicht klären. (Fotos: Jürgen Karpinski)

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden feiern 2010 ihr 450-jähriges Bestehen. Gegründet 1560 vom sächsischen Kurfürsten August als Kunstkammer, blicken sie auf ihre Anfänge zurück und in die Zukunft voraus. Dabei mit einer interessanten Ausstellung von Münzschätzen ist auch das Münzkabinett, die älteste Sammlung in der sächsischen Landeshauptstadt. Seit 1994 besteht am Dresdner Münzkabinett das in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie eingerichtete zentrale Münzfundarchiv des Freistaats Sachsen. Dorthin gelangen alle Schatzfunde, die bei Ausgrabungen ans Tageslicht kommen oder von Privatpersonen dem Amt gemeldet werden. Derzeit umfaßt das Archiv etwa 20 000 Münzen, und jährlich kommen weitere hinzu. „Uns ist es eine besondere Freude, im Jubiläumsjahr der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zehn der schönsten und wichtigsten Funde, darunter einen aus Privatbesitz, zeigen zu können, die je in Sachsen ans Tageslicht kamen. Der Bogen spannt sich von römischen Denaren aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert, die in Schwepnitz (Kreis Kamenz) gefunden wurden, bis zu einem Goldmünzenschatz, der 1847 in einem Haus am Dresdner Altmarkt versteckt wurde“, beschreibt Münzkabinettdirektor Rainer Grund die zeitliche Spannbreite der Dokumentation im Hausmannsturm des Dresdner Schlosses, die bis zum 1. November 2010 gezeigt wird.

Aus dem Mittelalter stammen Funde mit sächsischen und meißnischen Groschen, aus der Barockzeit solche mit sächsischen, süddeutschen und ausländischen Talern und dessen Teilstücken. Sie und die anderen Schätze belegen die wachsende Bedeutung des Geldverkehrs und unterstreichen, dass Sachsen nicht zuletzt wegen der großen Silberfunde im Erzgebirge, aber auch wegen seiner günstigen geographischen Lage und des Fleißes seiner Einwohner ein in vieler Hinsicht gesegnetes Land war. Da das Kurfürstentum und ab 1806 Königreich im Laufe seiner langen Geschichte häufig von Kriegszügen betroffen war und auch von fremden Soldaten besetzt war, haben viele Bewohner ihr Erspartes aus Furcht vor Plünderungen oder, um Zwangsabgaben zu vermeiden, versteckt.

Das tat man zumeist in Tongefäßen, oftmals aber auch in Holzkisten oder Stoffbeuteln in der Hoffnung, sein Vermögen an sich zu nehmen, sobald die Gefahr vorbei ist. Dazu kam es aber häufig nicht, und so nahmen die Besitzer ihr Wissen mit ins Grab. Auf diese Weise blieb viel Edelmetall im Boden oder in Kellergewölben, unter Haustüren, an markanten Orten im Garten, auf dem Acker oder im Wald und anderswo verborgen.

Nur in seltenen Fällen konnte ermittelt werden, wer die Besitzer waren und warum sie ihre Schätze versteckt haben. Unklar ist die Herkunft eines aus 29 Goldmünzen und zwei Goldmedaillen aus dem 17. Jahrhundert bestehenden Depots, das in der Latrine der Juristischen Fakultät der Leipziger Universität entdeckt wurde. Es könne darüber spekuliert werden, wie „dieser glanzvolle Höhepunkt unter den numismatischen Schätzen des sächsischen Münzfundarchivs“ dorthin gelangte, sagt Rainer Grund. Vielleicht handele es sich das Eigentum eines vermögenden Kaufmanns, das von Dieben gestohlen, dann versteckt und schließlich vergessen wurde.

In den zurückliegenden Jahrhunderten haben Münzschätze vor allem wegen ihres Metallwerts interessiert. Viele vergingen im Schmelztiegel, denn man sah in ihnen nichts als Rohmaterial für die Anfertigung von Gegenständen aus Silber und Gold oder von neuen Münzen. Erst mit der Etablierung der Numismatik im frühen 18. Jahrhundert als Wissenschaft und akademisches Lehrfach wandelte sich die Einstellung gegenüber dem „Teufelszeug in Münzgestalt“, wie man meinte. Die Beschäftigung mit an alten Münzen hing mit dem wachsenden Interesse am Woher und Wohin der Völker zusammen und brachte eine Fülle von Studien und Fundkatalogen hervor, die auch heute als Zitierwerke gute Dienste tun, wie die Dresdner Ausstellung unterstreicht. Geöffnet ist sie täglich außer Dienstag von 18 bis 18 Uhr, weitere Informationen im Internet www.skd.museum.

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