Eulen nach Athen tragen -
Bereits im Altertum wurden Münzen nach einheitlichen Prinzipien geprägt



Das Münzkabinett zeigt auf der Berliner Museumsinsel Eulenmünzen aus Athen und andere numismatische Kostbarkeiten. (Foto: Caspar)

Im Altertum und danach wurden Währungsunionen mit dem Ziel abgeschlossen, durch Ausgabe standardisierter Münzen Handel und Verkehr zu beflügeln und den Verkauf von Waren und das Angebot von Dienstleistungen zu vereinfachen. Große und kleine Staaten und Städte regelten durch Verträge die Prägung ihres Metallgelds, das gleich groß und schwer war und den gleichen hohen Feingehalt besaß. Man einigte sich auf bestimmte Standards für die Gestaltung der beiden Münzseiten, sorgte aber auch durch unterschiedliche Motive, dass die Herkunft der Geldstücke stets deutlich blieb. Talentierte Graveure, die bis auf wenige unbekannt blieben, fertigten zahllose Stempel an. Die Prägung erfolgte „warm“, das heißt man erhitzte die Metallplättchen, die man auch Ronden oder Schrötlinge nennt, legte sie auf einen Unterstempel, den man in einen Holzbock eingelassen hatte. Dann schlug man auf den oberen Stempel kräftig mit dem Hammer ein und erzeugte ein exaktes Prägebild. Dies gelang in der Regel mit wenigen Schlägen, und es entstanden so erstaunlich hohe Reliefs von erstaunlicher Präzision, wenn man die Einfachheit der Technik bedenkt.

Wer sich von der Schönheit der griechischen und römischen Münzen sowie anderer Gepräge überzeugen möchte, kann dies auf der Berliner Museumsinsel an zwei Stellen tun. Zunächst präsentiert die Dauerausstellung des Münzkabinetts der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz im Bode-Museum geprägtes und manchmal auch gegossenes Metall vom sechsten vorchristlichen Jahrhundert bis heute- Außerdem wird eine Auswahl der schönsten Antiken in einer Schatzkammer gezeigt, die das Münzkabinett im Pergamonmuseum gleich im Anschluss an Skulpturen der alten Griechen und Römer eingerichtet hat. Man kann sich die Stücke aber auch am heimischen PC anschauen, wenn man nur die Internetseite www.smb.museum/ikmk aufschlägt. Der Interaktive Katalog des Münzkabinetts (IKMK) präsentiert derzeit mehr als 9000 Objekte mit allen notwendigen numismatischen Angaben und laufend ergänzt und aktualisiert.

In der antiken Welt Vorderasiens und Griechenlands hat nahezu jeder Potentat, jede Stadt von einiger Bedeutung eigene Münzen geprägt. Überregionale Bedeutung erlangte die Tetradrachme, ein Vierdrachmenstück aus Silber mit einem Gewicht von etwa 16 bis 17 Gramm. Wegen der herausragenden Stellung von Athen fungierten die hier in großen Mengen gefertigten Prägungen mit dem Kopf der Stadtgöttin Athena als eine Art Leitmünze, nach der sich andere Territorien richteten. Da der Tochter des Zeus und Schutzherrin griechischer Helden und Städte die Eule und der Ölbaum geweiht waren, erkennt man den Vogel mit den großen Augen sowie Blätter des Ölbaums auf der Rückseite. Von dieser über lange Zeiten kaum veränderten Massenprägung abgeleitet ist die Redewendung „Eulen nach Athen tragen“. Sie meint mit Blick auf jene hochwertigen Münzen, dass es müßig ist, einer treffenden Aussage noch etwas hinzuzufügen, wenn doch schon erklärt und nichts mehr zu deuten ist.

Athen war in bestimmten Epochen seiner langen Geschichte reich und besaß große Bestände an jenen silbernen Eulenmünzen und weiteren Werten. Der Stadtstaat war so gut ausgestattet, dass man dem Schatz nicht noch weiteres hinzufügen musste. So konnte der griechische Dichter Aristophanes in seiner Komödie „Die Vögel“ um 400 vor Christus denn auch auf die Frage „Wer hat die Eule nach Athen gebracht?“ antworten, an Eulen werde es der Stadt nie mangeln. Das war eine kühne Aussage, denn im Laufe seiner langen Geschichte büßte Athen seine herausragende Stellung im Machtgefüge der antiken Welt ein und sank sogar in nachmittelalterlicher Zeit zu einer unbedeutenden, von den Osmanen verwalteten Provinzstadt herab. Als im frühen 19. Jahrhundert der junge König Otto I. die Herrschaft über das neu gegründete Königreich Griechenland übernahm, wunderte er sich, dass fast nichts von der alten Pracht und Herrlichkeit erhalten ist, von der ihm sein Vater, König Ludwig I. von Bayern, vorgeschwärmt hatte.

Zurück zur Themenübersicht "Münzen und Medaillen"