Wartburg ganz aus Gold -
Neue 100-Euro-Münze aus Gold würdigt Weltkulturerbe



Auf hohem Berg gelegen, ist die Wartburg ein herausragendes Architektur- und Geschichtsdenkmal. Die von Wolfgang Reuter gestaltete Goldmünze zu 100 Euro würdigt das mit dem Welterbetitel ausgezeichnete Ensemble.(Foto: BmF)



Die von Heinz Rodewald gestaltete Fünf-Mark-Münze der DDR aus dem Jahr 1983 zeigt die Wartburg aus der Vogelperspektive. (Foto: Caspar)

Seit 2003 gibt die Bundesrepublik Deutschland Goldmünzen zu 100 Euro mit Darstellungen von Bau- und Kunstwerken heraus, die auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes stehen. Für 2011 wurde die Wartburg bei Eisenach ausgewählt, ein besonders symbolträchtiger Ort, der bereits auf einer DDR-Münze aus dem Jahr zu 5 Mark abgebildet ist. Dem Preisgericht lagen einige ansprechende Entwürfe vor, stets mit Ansichten der aus dem zwölften Jahrhundert stammenden und dann immer wieder ausgebauten und veränderten Anlage. Die Residenz thüringischer Landgrafen und sächsischer Kurfürsten war lange Zeit eine Halbruine und erhielt erst im 19. Jahrhundert ihre heutige Gestalt mit kostbar ausgestatteten und mit romantischen Wandmalereien geschmückten Prunksälen.

Geprägt wird die Goldmünze in den kommenden Monaten in allen fünf deutschen Münzstätten nach einem Entwurf von Wolfgang Reuter. Dem Kölner Künstler bescheinigte die Jury einen deutlichen Wiedererkennungswert. Unter der Burgendarstellung, leicht von oben gesehen, erwähnt der Künstler Eckdaten und Persönlichkeiten, die mit der Geschichte der Wartburg und damit der deutschen Nationalgeschichte verbunden waren: zunächst das Gründungsjahr 1067 und Graf Ludwig den Springer als Erbauer und ferner Hermann I., unter dessen Regentschaft sich der landgräfliche Hof zu einem Hort von Kunst und Kultur und Pflegestätte der mittelhochdeutschen Dichtkunst wurde. Sodann wird an den so genannten Sängerkrieg von 1207 erinnert, bei dem Wolfram von Eschenbach, Walther von der Vogelweide und weitere Dichter miteinander wetteiferten. Darüber berichten Wandgemälde im Inneren der Burg. Ferner werden die thüringische Landgräfin Elisabeth genannt, die sich, auf der Wartburg und in Marburg lebend, aufopferungsvoll um Arme und Kranke sorgte und dafür im Jahr 1235 heilig gesprochen wurde, sowie der in Acht und Bann gelegte Reformator Martin Luther, der 1521 unter dem Namen Junker Jörg auf der Wartburg Zuflucht erhielt. Dort übersetzte er das Neue Testament aus der griechischen in die deutsche Sprache und wirkte damit bis heute sprachbildend. Ganz zum Schluss wird des Wartburgfestes gedacht, bei dem am 18. Oktober 1817, dem vierten Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, oppositionelle Studenten unter der schwarz-rot-goldenen Fahne ihre Forderungen nach dem Ende der Fürstenherrschaft und Adelswillkür sowie für ein einheitliches Deutschland bekräftigten. Sie gaben damit ein Fanal, dessen Wirkung lange Zeit anhielt.

Die Jury hebt in ihrer Begründung für die Wahl von Reuters Entwurf hervor, dass unter der Inschrift als spielerischer Kontrapunkt ein Ritter zu Pferd zu erkennen ist, „der die ritterliche und höfische Kultur als Element des Mittelalters symbolisiert. Die Korrespondenz der Bild- und Wertseite entspricht sich im zweiteiligen Bildaufbau in hervorragender Weise. Die Schrift im jeweils unteren Teil ist in der Größe und Klarheit gut lesbar und unterstützt das Motiv. Der Adler ist kraftvoll gestaltet und hat eine würdige Anmutung“. Auch für die mit einem zweiten und dritten Preis bedachten Entwürfe und weitere Vorschläge fand das Preisgericht lobende Worte.

Die goldene Wartburgmünze fügt sich würdig ein in die Serie von goldenen Münzen zu hundert Euro, die die Weltkulturerbestätten Quedlinburg, Bamberg, Weimar, Lübeck, Goslar/Bergwerk Rammelsberg, Trier und, im Jahr 2010, Würzburg widerspiegeln. Angekündigt sind für 2012 die Welterbestätten Aachen und 2013 Schloss und Landschaftspark Wörlitz.

Wer die mit Luthers Namen versehene Wartburgmünze erwirbt, kann sie neben einige Sondermünzen und Medaillen legen, die den Kirchenreformator gewidmet sind. Zu nennen sind außer einigen Prägungen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert mit dem Bildnis des Augustinermönchs und Wittenberger Professors auch die Gedenkmünzen von 1933 sowie die, die 1983 von der Bundesrepublik Deutschland und der DDR herausgegeben wurden. In die Serie gehören DDR-Geldstücke von 1983 mit Ansichten der Wittenberger Schlosskirche, an deren Tür Luther am 31. Oktober 1517 seine Thesen zur Erneuerung der katholischen Kirche schlug, sowie mit Luthers Geburtshaus in Eisleben. Ob 2017 eine silberne Zehn-Euro-Münze anlässlich der Fünfhundertjahrfeier der Lutherschen Reformation erscheint, wird sich zeigen. Sie würde sich gut an die goldene Wartburgmünze von 2011 anschließen.

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