Nicht nur die Quadriga auf dem Brandenburger Tor hat eine regelmäßige
Schönheitskur nötig; auch ein anderes Berliner Wahrzeichen, die Siegessäule
im Tiergarten, muss dieser unterworfen werden. Freilich sind die im Frühjahr
dieses Jahres begonnenen Arbeiten an dem Kriegerdenkmal mit 4,3 Millionen
Euro viel teurer, umfangreicher und spektakulärer als das, was jetzt gerade
auf dem Brandenburger Tor geschah.
Schon von weitem glänzt das Blattgold, mit dem die Siegesgöttin auf der
Spitze des 1873 eingeweihten Denkmals in den vergangenen Wochen
belegt wurde. Dazu wurde ein Gerüst konstruiert, das noch nicht ganz
abgebaut ist. Allerdings ist bereits die 8,2 Meter hohe Skulptur aus
Kupferblech in ihrer vollen Monumentalität schon zu sehen. Restauratoren
betonen, dass der hauchdünne Goldbelag nicht nur die Wirkung des Denkmals
verstärkt, sondern auch dem Kupferblech gut tut, das so vor Angriffen durch
Wind, Wetter, Feindstaub und Straßenschmutz geschützt wird. Nach Angaben aus
der für den Denkmalschutz in der Stadt zuständigen Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung werden 1,2 Kilogramm hochreines Gold verwendet.
Zu den Besonderheiten der noch bis 2011 dauernden Sanierungs- und
Restaurierungsarbeiten gehört, dass die Siegessäule einen künstlerisch
gestalteten Schutzmantel hat, hinter dem Bauleute und Restauratoren
arbeiten. Mehrfach wurde das Design verändert. Vor einiger Zeit waren auf
der Plane Köpfe von Berlinerinnen und Berlinern abgebildet, die sich auf
ganz eigene Weise um die Stadt und ihr Kulturleben verdient gemacht haben.
Sogar ein kleiner Junge war zu sehen, der mit großem Erfolg Buchlesungen in
Kindergärten und Schulen veranstaltet. Derzeit ist auf der Schutzplane unter
anderem zu erkennen, wie sich Denkmalpfleger an den farbigen Mosaiken zu
schaffen machen, die die Rotunde unterhalb der monumentalen Säule schmücken.
Außerdem sieht man, wie Menschen eine Treppe in der Säule hinauf steigen,
über die man auf die Aussichtsplattform gelangt.
Nicht nur Goldelse, wie die Berliner die Siegesgöttin mit der Schuhgröße 92
nennen, sondern auch die Kanonen und Girlanden rund um das Kriegerdenkmal
werden vergoldet. Gereinigt werden ferner die Mosaiken in der Säulenhalle.
Auf ihrem mit Kupferblech bedeckten Dach werden Risse geschlossen, und auch
Steine, die sich im Laufe der Jahrzehnte gelockert haben, werden wieder
haltbar in das Gemäuer eingefügt.
Nicht minder nötig wie die Arbeiten an der Siegessäule ist die Sanierung der
noch aus der Nazizeit stammenden Torhäuser am Rand des stark befahrenen
Großen Sterns, durch die man unterirdisch zur Siegessäule gelangt.
Steinrestauratoren sind derzeit dabei, Einschusslöcher noch aus den letzten
Tagen des Zweiten Weltkriegs auszubessern. Die Torhäuser im typischen
NS-Stil erinnern daran, dass in den späten dreißiger Jahren das ursprünglich
vor dem Reichstagsgebäude stehende Denkmal an den Großen Stern versetzt
wurde, weil Hitler und sein Stararchitekt Speer Platz für gigantische Bauten
von "Partei und Staat", wie es damals hieß, im Rahmen ihrer Planungen für
die "Welthauptstadt Germania" brauchten, weshalb alles abgeräumt wurde, was
im Wege stand.
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