Genius erleuchtet den Pfad der Wahrheit - Originales Denkmal aus Carrara-Marmor ist im Tiergarten wieder aufgestellt



Die Berliner haben Johann Wolfgang von Goethe 1880 im Tiergarten ein schönes Denkmal errichtet, das nach Beschädigung und Asyl in einem Depot jetzt wieder an seinem alten Platz aufgestellt wurde.



Zu den Füßen des Weimarer Dichters haben allegorische Figuren Platz genommen, hier die Lyrik mit einem neben ihr stehenden geflügelten Genius. (Fotos: Caspar)

Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten steht das 1880 enthüllte Goethe-Denkmal, ein Werk des Bildhauers Fritz Schaper, wieder am alten Standort an der viel befahrenen Ebertstraße in Sichtweite des Brandenburger Tors. Die Arbeiten an dem Monument aus weißem Carrara-Marmor war von der auch für den Denkmalschutz zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in Auftrag gegeben worden. Bisher stand an dieser Stelle eine aus Beton angefertigte Kopie des Dichterdenkmals. Sie hatte mit den Jahren eine hässliche Farbe angenommen und war außerdem von Vandalen beschädigt worden.

Goethe zu Füßen haben sich allegorische Figuren niedergelassen, vergleichbar mit dem Schiller-Denkmal auf dem Gendarmenmarkt im Bezirk Mitte. Diese Assistenzfiguren stehen für wichtige Arbeitsfelder, denen der Weimarer Klassiker verpflichtet war, und zwar die lyrische und dramatische Dichtkunst sowie die naturwissenschaftliche Forschung. In einem alten Buch über Berliner Denkmäler ist von wunderbarer Zartheit und Formenschönheit die Rede, die den Charakter der Goetheschen Dichtungen in leichter Anmut zum Ausdruck bringen. Die Gruppe der Wissenschaft werde durch eine weibliche Idealgestalt dargestellt, "welche eifrig in einem auf ihrem Schoß aufgeschlagenen Buche liest; ihr zur Linken ein geflügelter Genius, ihr mit der Fackel der Wahrheit den Pfad der Forschung leuchtend".

Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte Denkmal im östlichen Teil des Tiergartens gegenüber den Ministergärten wurde 1982 abgebaut und mit weiteren gefährdeten Monumenten in einem alten Wasserwerk am Halleschen Ufer deponiert. Als Ersatz wurde ein Betonabguss des Goethe-Denkmals 1987, als in beiden Stadthälften die Siebenhundertfünfzigjahrfeier Berlins begangen wurde, aufgestellt. Man wollte dem kostbaren Marmor nicht weitere Umweltschäden und vandalische Angriffe zumuten.

Um das ursprüngliche Erscheinungsbild zurückzugewinnen, wurden in den vergangenen Monaten verlorene Details von der Goethe-Figur und den Assistenzfiguren nach historischen Fotos in carrarischem Marmor ergänzt. Außerdem erhielt der empfindliche Marmor eine Imprägnierung, die ihn widerstandsfähig gegenüber schädlichen Umwelteinflüssen und Farbattacken durch Sprayer macht. Ein nach alten Vorbildern neu angefertigtes Gitter schützt das auf rundem Sockel stehende Monument, und es ist zu hoffen, dass sich niemand mehr an ihm vergreift.

Zurück zur Themenübersicht "Museen, Denkmalpflege"