Wiedergeburt der Moderne –
Neue Nationalgalerie zeigt Werke aus der Zeit zwischen 1900 und 1945



Werke der klassischen Moderne, hier Ernst Ludwig Kirchners „Potsdamer Platz“ von 1914, haben in der Neuen Nationalgalerie auf dem Kulturforum eine dauerhafte Bleibe gefunden.





Wenn es nach der Stiftung Preußischer Kulturbesitz geht, zieht die Gemäldegalerie mit Werken vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in die Museumshöfe gegenüber der Berliner Museumsinsel.



Die 40 Jahre alte Neue Nationalgalerie muss dringend saniert werden und leidet unter Platzmangel. Abhilfe könnte die Umorganisation der Bestände am Kulturforum bringen. (Fotos: Caspar)

Als Wiedergeburt einer einmaligen Sammlung hat Michael Eissenhauer, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, die unlängst eröffnete Dauerausstellung von Werken der klassischen Moderne in der Neuen Nationalgalerie am Kulturforum gewürdigt. Zugleich schilderte er Pläne für den Umbau des Kunst- und Kulturstandortes beiderseits der Potsdamer Straße, ohne allerdings auf die Frage der Finanzierung einzugehen. Nach langer Abwesenheit sind hochkarätige Gemälde und Skulpturen in das von Ludwig Mies van der Rohe gebaute Galeriehaus dauerhaft zurück gekehrt und sollen nun nicht mehr durch Sonderausstellungen in ihrem Glanz beeinträchtigt werden. „Nach 40 Jahren Nutzung zeigt sich das Haus der Neuen Nationalgalerie in einem sanierungsbedürftigen Zustand. Wir müssen ihn unbedingt ändern und gleichzeitig neue Flächen für die Präsentation unserer Sammlung der Moderne gewinnen“, sagte Eisenhauer bei der Ausstellungseröffnung und verwies auf wertvolle Sammlungsbestände, die aus Platzgründen nicht oder nur teilweise gezeigt werden können. Erreichen ließe sich das, wenn die wenige hundert Meter von der Neuen Nationalgalerie entfernte Gemäldegalerie mit ihren Werken vom Mittelalter bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert in die Museumshöfe gegenüber der Museumsinsel im Bezirk Mitte zöge. In den frei werdenden Räume könnten die „Galerie des 20. Jahrhunderts“ mit Gemälden und Skulpturen aus der Zeit nach 1945 gezeigt werden. „Dies ist unsere Linie. Ohne die neue Nutzung der Museumshöfe durch die Gemäldegalerie gibt es keine Galerie des 20. Jahrhunderts, mit anderen Worten, wir könnten hochkarätige Kunstwerke weiterhin nicht zeigen.“ Mit dieser Galerie des 20. Jahrhunderts würde sich die öffentliche Wahrnehmung des Kulturforums deutlich verbessern, daran sei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und dem Land Berlin gleichermaßen gelegen, daran müssen wir intensiv arbeiten“. Das so aufgewertete Kulturforum werde sich zu einem einzigartigen Besuchermagneten entwickeln, ist Eissenhauer überzeugt.

Die jetzt eröffnete Ausstellung „Moderne Zeiten. Die Sammlung. 1900-1945“ vereint Werke der Nationalgalerie, die noch vor 20 Jahren über beide Berliner Stadthälften verteilt waren, aber bald nach 1990 zusammen geführt wurden. Vertreten sind vor und nach 1918 gepflegte Richtungen wie Expressionismus, Brücke, Dada, Neue Sachlichkeit, der Bauhaus-Stil und der Surrealismus. Kunstfreunde werden sich an Werken von Ernst Ludwig Kirchner, Max Beckmann und Otto Dix ebenso freuen wie an solchen von Franz Hodler, Paul Klee, Heinrich Vogeler, Fernand Léger, Pablo Picasso, Rudolf Belling und Wilhelm Lehmbruck, um nur einige Namen zu nennen. Verschiedene Arbeiten waren schon in der Weimarer Republik im Kronprinzenpalais Unter den Linden zu sehen, bis die 1933 an die Macht gelangten Nationalsozialisten sie als „entartet“ entfernten und die Künstler mit Arbeitsverbot belegten. Jetzt ist ein Wiedersehen mit ihnen möglich, aber auch mit Arbeiten von Künstlern, die weniger als die ganz Prominenten im Focus des öffentlichen Interesses stehen. Ihnen allen setzt die Neue Nationalgalerie ein bleibendes Denkmal, und sie rückt damit eine bedeutsame Sammlung ins Licht der Öffentlichkeit. Michael Eissenhauer verspricht selbst Experten manche Überraschung und uns allen viel Kunstgenuss. Die Neue Nationalgalerie ist Dienstag, Mittwoch und Freitag von 10 bis 18, Donnerstag von 10 bis 22 sowie Sonnabend und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Zurück zur Themenübersicht "Museen, Denkmalpflege"