Berliner Kunsthandel unterm Hakenkreuz - Die dunkle Seite des Kulturbetriebs im NS-Staat wird aufgearbeitet




In einer vornehmen Villa an der Tiergartenstraße brachte der Kunsthändler Leo Spik unter dem Namen Versteigerungshaus Union „nichtarische“ Kunstsammlungen und ganze Wohnungseinrichtungen unter den Hammer. Die Firma gibt es bis heute in Berlin. Die Zeitungsannonce aus der Nazizeit ist in der Topographie des Terrors an der Niederkirchnerstraße in Kreuzberg ausgestellt. (Foto: Caspar)

Obwohl die Kunst der Moderne in der Zeit des Nationalsozialismus als „entartet“ auf dem Index stand und ihre Vertreter mit Berufsverbot belegt und verfolgt wurden, ließ sich mit derart verunglimpften Bildern, Skulpturen und anderen Kunstwerken prima verdienen. Die bis zum 31. Juli in der Neuen Synagoge Centrum Judaicum vom Aktiven Museum gezeigte Ausstellung „Gute Geschäfte“ dokumentiert die Schattenseiten des Kulturbetriebs und Kunsthandels unterm Hakenkreuz.

Vor Hitlers „Machtergreifung“ gab es in Berlin eine florierende Kunsthandelsszene, ja die Reichshauptstadt war, was zeitgenössische Kunst betraf, eine internationale Drehscheibe. Die Ausstellung zeigt am Beispiel von 14 Kunsthandlungen, wie die NS-Führung nach 1933 auf diese Branche Einfluss nahm und deren jüdische Vertreter zur Aufgabe ihrer Galerien zwang. Wer Glück hatte, ging unter Zurücklassung seiner Bestände ins Ausland, andere kamen in den Vernichtungslagern ums Leben. Es gab aber auch Kunsthändler, die vom Schicksal ihrer verfemten Kollegen und ganz allgemein von der Judenverfolgung profitierten. Die Ausstellung zeigt, wie das ging und wer dem Nazistaat erhebliche Summen in Reichsmark und Devisen durch den Verkauf von Kunstwerken und anderen Objekten verschaffte und ihm daher nützlich war. Dargestellt werden darüber hinaus die Verdrängungsprozesse in der Berliner Kunstszene, von denen einige Händler und mit ihnen der Fiskus durch die Versteigerung privater Sammlungen und ganzer Wohnungseinrichtungen „aus nichtarischem Besitz“ profitierten, so die damalige Wortwahl. Wie aus dem Bundesfinanzministerium verlautet, soll analog zum Auswärtigen Amt die Geschichte der nationalsozialistischen Finanzverwaltung aufgearbeitet und dargestellt werden. Die Machenschaften im Bereich des Kunsthandels und der Nutzen, den der Staat, aber auch Museen und Sammler von der Plünderung jüdischer Galerien und Sammlungen hatten, werden darin eine nicht unerhebliche Rolle spielen.

Die Ausstellung „Gute Geschäfte - Kunsthandel in Berlin 1933-1945“ ist in der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, Oranienburger Straße 28-30, 10117 Berlin am Sonntag und Montag von 10 bis 20 Uhr, Dienstag bis Donnerstag von 10-18 Uhr, am Freitag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

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