König liebte auch den Luxus - Geheime Schatullrechnungen Friedrichs des Großen jetzt im Internet einsehbar



Büste Friedrichs des Großen in der Ausstellung der Königlichen Porzellanmanufaktur an der Wegelystraße unweit des S-Bahnhofs Tiergarten. Die KPM unterstand dem König direkt, viele Rechnungen belegen die Nutzung kostbarer Porzellane für die eigene Tafel und als diplomatische Geschenke. (Foto: Caspar)

Preußens König Friedrich II., der Große, bekam unzählige Bitt- und Bettelbriefe, in denen um Zuwendungen an Witwen und Waisen, an Kranke und Invalide nachgesucht wurde. Mitunter beschied er den Schreibern, er sei arm wie eine Kirchenmaus und habe nichts zu verschenken. Indes zeigt ein Blick in die „Schatullrechnungen“ des Königs, dass ihm für Luxusartikel und gute Küche nichts zu teuer war.

Die im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz an der Archivstraße in Berlin-Dahlem aufbewahrten Unterlagen waren so etwas wie die Art Kontoauszüge des Königs. Tag für Tag notierten Vertraute in sauberer Handschrift und in deutscher Sprache, wer welche zum Teil beträchtlichen Beträge wofür bekam. Die über 900 Blätter aus 41 Jahren Königsherrschaft Seite für Seite im Archiv zu inspizieren, ist nicht mehr nötig. Sie können neuerdings im Internet ohne Unterbrechung und weltweit unter der Adresse www.perspectivia.net gelesen und ausgewertet werden.

Die 41 gebundenen Mappen mit 910 Seiten aus den Jahren zwischen 1742 und 1786, dem Todesjahr des Königs, wurden von dem Historiker und Projektbearbeiter Ralf Zimmer erschlossen und buchstabengetreu transkribiert. Für Archivdirektor Jürgen Kloosterhuis hat die Online-Präsentation dieses einzigartigen Dokumentenschatzes den großen Vorteil, dass niemand mehr die Blätter anfassen muss. Das erhöhe ihre Lebensdauer beträchtlich, und außerdem könnten die Eintragungen blitzschnell nach bestimmten Stichworten aufgerufen werden.

Die Palette der Rechnungen reicht von Ausgaben für Kleidung und Kosmetika über Gnadengeschenke, von Schnupftabak, Obst, Wein, Champagner und Kaffee bis zu den seinerzeit sehr hohen Kosten für Reisen und Illumination der Schlösser. Erfasst sind auch Zulagen an bestimmte Personen, die dem König durch besonderen Eifer und Fleiß aufgefallen waren oder die er, wie im Fall der Tänzerin Barberina, gern an seinem Hof halten wollte. Die Listen enthalten auch Ausgaben für die königlichen Hunde sowie für brillantbesetzte Tabaksdosen, die der König selber benutzte oder auch an Freunde und fremde Potentaten verschenkte. Schaut man sich im Internet die Rechnungen etwa für Kutschen, Tafelsilber und Porzellane, dann tauchen dort zum Teil exorbitante Summen auf, für die einfache Leute und selbst Beamte viele, sehr viele Jahre arbeiten mussten.

Die Dokumente seien wichtig für die Preußenforschung, erklärt Hartmut Dorgerloh, der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Durch die Digitalisierung der Rechnungen sei es nun leichter als früher möglich, etwa die Herkunft von bestimmten Ausstattungsstücken der Schlösser und von Kunstwerken und die Ausgaben für sie nachzuweisen. „Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen, es fehlen noch Angaben über weitere schwarze Kassen, wie wir heute sagen würden. Aus ihnen hat der König ganz erhebliche Beträge für besondere Kostbarkeiten entnommen, ohne über sie jemandem Rechenschaft abzugeben“. Es zeige sich, so Dorgerloh weiter, dass das traditionelle Bild vom knauserigen König in abgeschabten Kleidern nur bedingt stimmt. Denn er habe mit leichter Hand bedeutende Summen für Repräsentation und Feste aufgewandt, aber auch für Wasserspiele in Sanssouci, den Ankauf von Antiquitäten, Gemälden und anderen Kunstwerken sowie für kostbar bestickte Kleider ausgeben, die er zumindest in seiner Jugendzeit in den unterschiedlichsten Farben trug.

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