Eine Gedenktafel an einer Mauer am Grundstück Methfesselstraße 7-10 im
Bezirk Kreuzberg und eine Bronzebüste im Moabiter Spreebogen erinnern an den
genialen Ingenieur und Unternehmer Konrad Zuse (1910-1995). Leben und Werk
des Vaters des Computers, der sich auch als vielseitiger Maler betätigte,
schildert das Buch „Konrad Zuse - Erfinder, Unternehmer, Philosophen und
Künstler“ aus dem Michael Imhof Verlag (128 S., 97 meist farbige
Abbildungen, 24,95 Euro, ISBN 978-3-86568-743-2). Darin schreibt Helmut
Böttiger, dass der junge Berliner nach seinem Abitur vor der Frage stand,
Reklamezeichner oder Ingenieur zu werden. Am Geräte- und Maschinenbau
interessiert, entschied er sich für einen praktischen Beruf und schrieb sich
in der Technischen Hochschule Charlottenburg als Student ein. Sein Herz hing
aber auch an der Malerei, in der er es, was kaum bekannt ist, zu großartigen
Leistungen brachte. Weitere Felder waren das Kabarett, die Fotografie sowie
alles, was mit dem Kino und mit Filmtheatern zu tun hatte.
In seiner täglichen Arbeit musste Konrad Zuse viele Berechnungen
durchführen, doch diese Arbeit war ihm zutiefst zuwider. So tüftelte er an
einem „mechanischen Gehirn“, das die ihm die öde Rechnerei und darüber
hinaus weitere zeitraubende Arbeiten abnimmt. So baute er 1938 die
Rechenmaschine Z1, die aber nicht zuverlässig genug arbeitete. Zuses Z2
besaß bereits ein elektronisches Rechenwerk aus Telefonrelais, und 1941
gelang mit der Z3 der Bau der ersten frei programmierbaren, auf dem binären
Zahlensystem basierenden Rechenmaschine der Welt.
Dieses damals sehr voluminöse Gerät ging als erster funktionsfähiger
Computer der Welt in die Geschichte ein. Allerdings lagen die
Einsatzmöglichkeiten und Potenziale dieser Maschine noch im Dunkeln.
„Während des Krieges war meine Firma die einzige, die in Deutschland
Rechengeräte entwickeln durfte“, erinnerte sich Zuse später. „Kaum jemand
konnte sich geschäftliche Aussichten für unser Gerät vorstellen. Eine zivile
Fertigung wäre auch gar nicht möglich gewesen; sie war offiziell verboten.“
Dass man mit solchen Erfindungen auch Geld verdienen kann, lag außerhalb von
Zuses Vorstellungskraft. Weder strebte er ein Schloss am Meer noch ein
dickes Auto an. Ihm ging es um die Sache, um die Beschleunigung
komplizierter Rechenvorgänge und die Nutzung des Geräts für Konstruktionen.
Im Zweiten Weltkrieg gingen Zuses Geräte und alle Baupläne durch einen
Bombenangriff verloren, erst 1986 wagte der Siebenundsechzigjährige einen
Nachbau der Z1. Das Riesengerät zieht heute mit weiteren Apparaturen aus
Zuses Unternehmen im Deutschen Technikmuseum in Berlin-Kreuzberg bewundernde
Blicke auf sich.
Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte Konrad Zuse die Programmiersprache
„Plankalkül“. Sein Ziel war der Bau von Maschinen, die nicht nur
Rechenaufgaben, sondern auch Probleme aus der Kombinatorik lösen können.
1955 begann er die Serienfertigung von Computern. Abnehmer der Geräte vom
Typ Z 11 waren vor allem die optische Industrie und Forschungseinrichtungen.
Zwar stellte das in Süddeutschland ansässige Unternehmen zahlreiche Computer
her, die in Blitzesschnelle eine große Zahl von Rechenoperationen
durchführten. Doch der geschäftliche Erfolg der Zuse KG und ihrer noch sehr
teuren Apparaturen hielt sich in Grenzen. Nach dem Verkauf des Unternehmens
an den Siemens-Konzern verschwand der Name des genialen Konstrukteurs aus
der Öffentlichkeit, und es dauerte lange, bis man sich an ihn erinnerte und
ihm sogar 2010 anlässlich seines einhundertsten Geburtstags eine silberne
Gedenkmünze zu zehn Euro widmete.
Das neue, für einen breiten Leserkreis bestimmte und verständlich
geschriebene Buch ruft nicht nur Stationen aus Konrad Zuses Leben in
Erinnerung und zitiert aus Schriften des Konstrukteur, sondern stellt
erstmals in dieser Form seine in satten Farben gemalten Landschaften vor und
zeigt, wie sich Technik, Naturwissenschaft und Kunst auf wunderbare Weise
ergänzen und gegenseitig befruchten können.
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