In der Berliner Münze Berlin werden die Zwei-Euro-Stücke zur Zehn-Jahresfeier unserer Gemeinschaftswährung geprägt


Die neuen Zwei-Euro-Stücke zum zehnjährigen Jubiläum der Einführung des Euro werden Anfang 2012 ausgegeben.


Hans-Jürgen Thurmann prüft, ob die neuen Geldstücke den hohen Qualitätsanforderungen einer modernen Geldfabrik entsprechen.


In der gläsernen Pyramide an der Ollenhauerstraße 97 in Reinickendorf hat die Staatliche Münze Berlin ein kleines Betriebsmuseum eingerichtet, das von Montag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr geöffnet ist.


Historische Maschinen wie diese Kniehebelpresse aus dem 19. Jahrhundert sowie Stempel und andere Utensilien sind im gläsernen Eingangsgebäude ausgestellt.

 
Zur 27. Internationalen Münztechnikertagung 1997 in Berlin brachte die Staatliche Münze Berlin diese von Bodo Broschat geschaffene Medaille mit Gebäudeansicht, dem Schadow’schen Skulpturenfries und der Darstellung einer Spindelpresse heraus. (Fotos: Caspar)

Alle Welt beklagt die aktuelle Finanzkrise, sieht die Erosion des Euro voraus, blickt in ein schwarzes Loch, befürchtet in Griechenland und anderen Staaten soziale Unruhen. Doch wenn man sich die neue Zwei-Euro-Münze anschaut, die 2012 anlässlich der Einführung der Gemeinschaftswährung vor zehn Jahren erscheint, ist von einem Auseinanderdriften der Euro-Zone, von Hilflosigkeit und anderen Kalamitäten nichts zu spüren. In der Staatlichen Münze Berlin bestand unlängst die seltene Gelegenheit, bei der Entstehung der neuen Zwei-Euro-Stücke „Zehn Jahre Euro“ zuzuschauen.

In den hellen Hallen der Berliner Fabrik gehen Münzprägung und Verpackung der blitzblanken Geldstücke fast geräuschlos und nahezu vollautomatisch vonstatten. Die in die Prägemaschinen eingespannten Stempel aus gehärtetem Stahl haben eine durchschnittliche Haltbarkeit von 250 000 Hüben. „Wir sind verpflichtet, nur einwandfreie Kurs- und Sondermünzen auszuliefern, und daher ist ständige Qualitätskontrolle oberstes Gebot. Sollte sich zeigen, dass gerade fertig geprägte Münzen durch Stempelrisse oder durch andere Ursachen fehlerhaft sind, wird die Maschine angehalten. Die ganze Partie wird dann durch Verwalzen unbrauchbar gemacht, und es werden neue Stempel eingesetzt“, erklärt Andreas Schikora, der Leiter der Prägeanstalt an der Ollenhauerstraße 97 im Berliner Bezirk Reinickendorf. Der Entwurf für die Vorderseite des neuen Geldstücks stammt von Helmut Andexlinger, einem Designer an der Österreichischen Münze in Wien. Auf der Vorderseite ist ein aus Gebäuden, Industrieanlagen, Windrädern und jubelnden Menschen bestehender Fries rund um den Erdball mit dem Euro-Symbol darauf gelegt, während die Wertziffer 2 und die Karte der Euro-Länder die Rückseite schmücken. „Mehrere hundert Vorschläge wurden für die Euro-Gedenkmünze eingereicht, die in allen Staaten der Euro-Zone umlaufen wird, natürlich mit unterschiedlichen Länderbezeichnungen und Kennbuchstaben. In die enge Wahl kamen am Ende aber nur fünf Motive, über die im Internet abgestimmt wurde. Zu den unterlegenen Vorschlägen gehörten eine Art Wabenmuster mit fleißigen Bienen, aber auch um das Euro-Zeichen tanzende Menschen“, sagt Schikora. Die Stempel für die deutsche Version des neuen Geldstücks seien in der Staatlichen Münze Berlin für alle fünf deutschen Münzprägestätten angefertigt worden, und sie würden sich nur durch die Prägebuchstaben voneinander unterscheiden. Berlin zeichne mit dem Buchstaben A, München mit D, Karlsruhe mit G, Stuttgart mit F und Hamburg mit J. Jede der fünf Münzanstalten stelle ein Fünftel des deutschen Hartgeldbedarfs her. Gelegentlich übernehmen die Geldfabriken auch Aufträge anderer Staaten für deren Hartgeld. Die Berliner Münze kann sich zu den Glücklichen zählen. Ende 2011 stellte sie als Siegerin einer internationalen Ausschreibung zwei Millionen Münzen für Estland her.

Die Euro-Münzen erhalten Randschriften und Randmarkierungen als untrügliches Echtheitsmerkmal. Fälscher schaffen es kaum, die vertieften Buchstaben und Zeichen so nachzuahmen, dass es keinem auffällt. Da die vor zehn Jahren eingeführten Geldstücke zu einem und zwei Euro Bimetallmünzen sind, also aus einem Ring und einer Pille bestehen, wie man in der Geldfabrik sagt, werden die beiden Teile in einer speziellen Maschine fest zusammengefügt. Beim anschließenden Prägen erhalten sie auf beiden Seiten ihre Bilder. Die eigentliche Prägung ist der krönende Akt in einer langen Kette von komplizierten Vorarbeiten. Sie erfolgt blitzschnell, denn eine moderne Prägemaschine schafft 750 Stück in der Minute, die mit leisem Scheppern in eine große Kiste fallen, um dann automatisch gezählt, eingewickelt und zum Versand fertig gemacht zu werden.

Die alten, abgenutzten Stempel werden unbrauchbar gemacht, die Staatliche Münze Berlin reiht die Urwerkzeuge, aus denen sie gewonnen werden, in ihr Stempelarchiv ein, das mit den Jahren zu einem großen Bestand angewachsen ist. Im Betriebsmuseum, das im gläsernen Eingangsbereich der Münzanstalt eingerichtet ist, können alte und neue Münzwerkzeuge sowie historische Maschinen betrachtet werden, die noch bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts in der Münze der DDR damals noch am Molkenmarkt im Ostteil eingesetzt waren. Ausgestellt sind neben Münzen der beiden deutschen Staaten auch einige besonders interessante preußische und deutsche Medaillen sowie schwarz-weiße Fotografien, die den Betrachtern einen Eindruck davon vermitteln, wie schwer und monoton die Geldherstellung vom Gießen des Münzmetalls über die Herstellung der Ronden (Schrötlinge) bis zur geräuschvollen Prägung auf Kniehebelpressen war.

Wenn es heute in der Staatlichen Münze Berlin laut wird, dann kommen die Geräusche aus Prägemaschinen, in denen Münzen und Medaillen in der höchsten Prägequalität „Spiegelglanz“ hergestellt werden. Diese Stücke fallen nicht in schneller Folge wie üblich in große Kisten, sondern werden Stück für Stück auf weiche Unterlagen gelegt, damit ja kein Kratzer sie verunstaltet. Um das Relief ganz exakt zu erzeugen, wird jede dieser Münzen mehrfach „gehoben“, also geprägt. Versteht sich, dass solche Vorzugbehandlung ihren Preis hat. Am Verkaufsstand der Münzanstalt kann man die Gepräge in der normalen und der Sonderausführung käuflich erwerben und auch Medaillen mit persönlicher Gravur bestellen, ein schöner Service am Abschluss eines erbaulichen und lehrreichen Besuchs in der Berliner Münze, die auf eine über 730-jährige Geschichte zurück blickt und ihrer in ihrer Ausstellung in Bild und Schrift gedenkt.

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