Jahrestagung des Verbands der deutschen Münzenhändler in Detmold



Die lippischen Grafen und Fürsten hinterließen interessante Münzen und Medaillen. Sie bilden ein kleines, aber feines Sammelgebiet mit manchen Raritäten.



Überall in Detmold ist das Wappen der Grafen und Fürsten zur Lippe präsent, hier eine Tafel an einem Balkon im Schlosshof. (Repro/Foto: Caspar)

Detmold, die ehemalige Residenz der Grafen und Fürsten zur Lippe, ist eine wunderschöne Stadt, wie es in einem alten Lied heißt. Dort trafen sich am 18. Juni 2011 die Mitglieder des Verbands der deutschen Münzenhändler (VddM) zu ihrer Jahrestagung. Verbunden war die Zusammenkunft mit Führungen durch das fürstliche Schloss mit seinen kostbaren Kunstschätzen, beziehungsweise durch die Stadt sowie Ausflügen in die Umgebung. Für die Münzhändler war es ein Erlebnis, in die Gesichter einiger lippischer Fürstlichkeiten zu schauen, die sie sonst nur von ihren Münzen und Medaillen her kennen. Aus dem Mund eines Stadtführers in mittelalterlicher Tracht war unter anderem zu erfahren, wie es gelang, vor über 200 Jahren dem kleinen Fürstentum die Selbstständigkeit zu bewahren, und wer in alter Zeit so steinreich war, dass er sich ein steinernes Haus leisten konnte.

Auf der von den westfälischen Händlerkollegen sehr gut vorbereiteten Tagung standen Fördermaßnahmen für junge Numismatiker und solche, die es werden wollen, ebenso auf dem Programm wie die Zusammenarbeit mit der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, mit der internationalen Händlerorganisation FENAP sowie mit der Deutschen Numismatischen Gesellschaft (DNG), der Dachorganisation der Münzsammlervereine in Deutschland. Zu diesen Punkten sprachen als Gäste Dr. Reiner Cunz, Dr. Hubert Lanz, Michael Becker und Albert Raff. Ziel ist es, neue Mitglieder für die Vereine sowie Leser des „Numismatischen Nachrichtenblatts“ zu werben und insgesamt weitere Impulse für die wissenschaftliche Arbeit mit Münzen, Medaillen, Geldscheinen und anderen in diesen Bereich fallenden Zeugnissen der Kunst- und Kulturgeschichte zu geben. Die Numismatische Kommission hat einen nach dem bekannten Münzforscher Walter Hävernick benannten Preis für Nachwuchsnumismatiker ausgeschrieben und bittet den VddM und die DNG, bei der Benennung geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten behilflich zu sein. Der Preis soll die Weiterentwicklung der numismatischen Forschung in Deutschland unterstützen. Mit ihm will die Numismatische Kommission die Drucklegung einer hervorragenden wissenschaftlichen Arbeit einer Nachwuchswissenschaftlerin oder eines Nachwuchswissenschaftlers fördern, die nicht wesentlich älter als 35 Jahre sein sollen. Für den Preis können akademische Abschlussarbeiten (Habilitation, Promotion, Masterarbeit) oder andere monographische Werke aus allen Bereichen der Numismatik in deutscher, englischer oder französischer Sprache eingereicht werden.

Der VddM und die anderen Vereinigungen wollen administrative Maßnahmen gegen Sammler und Händler nicht hinnehmen, die willkürlich und unbegründet dem Verdacht ausgesetzt sind, gegen gesetzliche Bestimmungen im Zusammenhang mit dem in einzelnen deutschen Bundesländern geltenden Schatzregal sowie Einfuhrbestimmungen zu verstoßen. Außerdem unterstützt der Verband einen Musterprozess, in dem geklärt werden soll, ob bei der Ausfuhr von Münzen und Medaillen in Drittländer, z. B. in die USA und die Schweiz, für jedes einzelne Stück eine mehrseitige Genehmigung beim Zoll eingereicht werden muss oder ob nicht viel besser einfache Listen genügen. Auf der Tagung wurde deutlich, dass die Abfassung der Ausfuhrgenehmigungen für jedes Stück, das älter als hundert Jahre ist und mehr als 1000 Euro kostet, einen immensen Arbeitsaufwand erfordert und auch völlig überzogen und unnötig ist. Außerdem sind in Frage kommenden Museen und Kabinette nicht willens und in der Lage, bei der Abfassung der Dokumente behilflich zu sein. Da es sich bei den fraglichen Stücken keineswegs um nationales Kulturgut handelt, sondern in der Regel um numismatische Massenware, müssten einfache Zollgenehmigungen doch reichen, erklärten Tagungsteilnehmer. Der VddM setzt jetzt in der Revision seine Hoffnung auf den Bundesfinanzgerichtshof in München und notfalls auf den Europäischen Gerichtshof, vor denen die Sache weiter verhandelt und dann im Sinne von einfachen Genehmigungen statt zeitlich und finanziell aufwändiger Ausfuhrdokumente entschieden werden soll.

Die Tagungsteilnehmer beschlossen, zwei neue Mitglieder in den 1952 gegründeten Verband aufzunehmen, und zwar Susanne Benz von der Münzgalerie München GmbH und Christina Höhn von der Leipziger Münzhandlung und Auktion Heidrun Höhn. Verbandspräsident Stefan Sonntag stellte mit Freude fest, dass damit der Anteil der weiblichen Mitglieder erhöht wurde und sich dies auch günstig auf die gemeinsame Arbeit auswirken wird. Auch künftig werde der VddM in Berlin auf der World Money Fair mit einem Stand vertreten sein, um Sammler von Münzen von der Antike bis zur Gegenwart sowie von Medaillen zu beraten und auf interessante Gebiete hinzuweisen. Demnächst erscheint das aktualisierte Mitgliederverzeichnis des Verbandes. Es wird wie schon in den vergangenen Jahren bei der World Money Fair gemeinsam mit Katalogen und Preislisten einzelner Münzhändler verteilt, so Stefan Sonntag. Zum nächsten Verbandstreffen im Juni 2012 wird nach Bamberg eingeladen, wie Detmold und frühere Tagungsorte eine Stadt mit langer numismatischer Tradition.

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