„Die Eisenarbeit segne Gott“ - Neujahrsplaketten der Königlichen Eisengießerei zu Berlin sind beliebte Sammelstücke



Die Neujahrsplaketten wurden in kleinen, mit Samt bezogenen Schatullen verschenkt und aufbewahrt. Dieses Exemplar von 1805 ist im Märkischen Museum Berlin ausgestellt.



Leonhard Posch schuf eiserne Medaillons mit dem Bildnis des preußischen Königs und anderer Persönlichkeiten, zu sehen in der Ausstellung des Münzkabinetts im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel.






Im Schinkelpavillon nicht weit vom Berliner Schloss Charlottenburg sind Erzeugnisse der Königlichen Eisengießerei zu Berlin ausgestellt. Dazu gehören auch diese Neujahrsplakette aus dem Jahr 1824 und das 1813 gestiftete Eiserne Kreuz. (Fotos: Caspar)

Die Königliche Eisengießerei zu Berlin existierte genau 70 Jahre, von 1804 bis 1874, und produzierte alles aus dem magnetischen Metall, was schwer, haltbar, schön und nützlich war – Kanonen, Kochtöpfe und Kessel, Grabmäler, Gartenfiguren und Gitter, Denkmäler und Dosen, Schüsseln und Schmuck sowie Möbel, Medaillen und Plaketten. Verwendet wurde Roheisen, das die Gießerei aus Schlesien bezog. Bedeutende Künstler wie Karl Friedrich Schinkel, Christian Daniel Rauch, Johann Gottfried Schadow, Wilhelm August Stilarsky, August Kiss oder Leonhard Posch entwarfen Modelle für das „Fer de Berlin“, wie man das europaweit bekannte und begehrte Berliner Eisen bald nannte. Ansässig war die Eisengießerei „Vor dem Neuen Tor“ am Rande der preußischen Haupt- und Residenzstadt. Wegen der rauchenden Schlote erhielt das Gelände an der Invalidenstraße im heutigen Bezirk Mitte den treffenden Namen „Feuerland“.

Begünstigend für den Erfolg der Berliner Gießerei waren die politischen und militärischen Ereignisse des Jahres 1806 und der folgenden Jahre. Preußen geriet nach der Niederlage im Krieg gegen Frankreich in eine schwere Krise, und es begann die Zeit der Stein-Hardenbergschen Reformen. Zur Bezahlung der hohen Kontributionen an Frankreich wurden Geld- und Edelmetallsammlungen veranstaltet, und als in der Zeit der Befreiungskriege (1813-1815) Freiwillige zum Kampf gegen Napoleons Truppen ausgerüstet werden mussten, wurde unter dem Motto „Gold gab ich für Eisen“ zu Sammlungen in der Bevölkerung aufgerufen. Auf diesem Wege kamen Gold- und Silberschmuck, Tafelsilber sowie Münzen und Medaillen in die Schmelze. Die Spender erhielten als Quittung Ringe und Medaillen aus Eisen. Dieses avancierte zum einem patriotischen Stoff, weshalb auch Denkmäler wie das Berliner Kreuzbergdenkmal zur Erinnerung an berühmte Schlachten der Befreiungskriege aus diesem Metall gefertigt wurden. Um es vor Korrosion zu schützen, hat man es dunkelgrün angestrichen.

Berühmt und als Sammelstücke begehrt waren und sind neben Bildnismedaillons aus Eisenkunstguss des auf diesem Gebiet überaus produktiven Leonhard Posch auch die Neujahrsplaketten, die die Berliner Gießerei zwischen 1805 und 1849 produzierte. Die querformatigen Reliefs aus geschwärztem Metall waren für den König seinen Hof, für führende Beamte in den Ministerien und Geschäftsfreunde bestimmt und warben auf besonders ansprechende Weise für die Gießerei und ihre Erzeugnisse. Dargestellt sind Standbilder, Brückengeländer und Bauelemente, Maschinenteile, Grabkreuze, Kanonen, Munition und vieles andere. Außerdem erkennt man auf den etwa 65 mal 86 mm großen Täfelchen auch Berliner Gebäude. Auf einem Exemplar von 1816 ist bereits eine Dampfmaschine abgebildet, auf einem anderen von 1814 erkennt man das ein Jahr zuvor vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gestiftete Eiserne Kreuz, das nach Schinkels Entwurf in der Berliner Gießerei hergestellt wurde. Manche Neujahrsplaketten tragen patriotische Sprüche wie „ Gott seegne den König / Den heldenmüthigen Beschützer seines Volkes“ (1814) oder „Beschützer des Volkes Heil und Segen sey dir! (1817). Eine Plakette von 1816 mit den Monogrammen von Zar Alexander I. und seines Waffenbruders Friedrich Wilhelm III. trägt Inschrift „Glorreiche Waffen giebt das Eisen, in Künsten schafft es Schmuck und Nutzen. Die Eisenarbeit segne Gott“.

Viele Grabkreuze und Denkmäler auf den Plaketten existieren nicht mehr, und gäbe es nicht die eisernen Neujahrsgrüße, dann wüsste man nicht, wie sie aussahen und wie umfangreich die Produktionspalette der Berliner Gießerei war.

Die Neujahrsplaketten waren schon zur Biedermeierzeit so beliebt, dass man drei oder vier von ihnen in kleinen Rähmchen aus Silber oder Zinn zusammenfasste, um sie als Wandschmuck zu verwenden. Viele bei Sammlern oder im Handel befindliche Stücke sind keine Originale, sondern Nachgüsse. Diese von den Vorlagen zu unterscheiden, bedarf einiger Übung, doch am besten konsultiert man in Zweifelsfällen Spezialisten in den Museen und verschafft sich durch Vergleiche der Reliefs und Oberflächen sowie der Maße und Gewichte Gewissheit.

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