Vor einhundert Jahren nahm in Babelsberg das erste Filmatelier seinen
Betrieb auf. Mit der neuen Dauerausstellung "Traumfabrik - 100 Jahre Film in
Babelsberg" würdigt das Potsdamer Filmmuseum Schauspieler und
Drehbuchautoren, Regisseure und Architekten, Kostüm- und Maskenbildner und
all die anderen Menschen, die dafür gesorgt haben, dass die Bilder zum
Laufen kamen. Die Dokumentation im Potsdamer Marstall erinnert an die
wechselvolle Geschichte der unter verschiedenen Namen - Bioscop, Ufa, DEFA
und Studio Babelsberg - für die unterschiedlichsten Systeme tätigen
Filmschaffenden. In sieben Themenräumen schildert sie den langen Weg von der
Idee bis zur Premiere, und sie macht neugierig auf ein Massenmedium, das bis
heute ungeachtet der Konkurrenz durch das Fernsehen und andere Bildträger an
Attraktivität nichts verloren hat, ja dank aufwändiger Produktionen wieder
an Zulauf gewinnt.
Aus einem riesigen Berg von 3000 Spiel-, Dokumentar- und TV-Filmen haben die
Ausstellungsgestalter die treffendsten Beispiele gewählt. Ihnen stand für
die neue Dauerschau ein großartiger Fundus von Drehbüchern, Kostümen,
Kameras, Tonaufnahmegeräten und anderen Hinterlassenschaften zur Verfügung,
und sie haben die Aufgabe glänzend bewältigt, im Marstall, gleich neben der
Baustelle des Stadtschlosses, die komplizierten Prozesse des Filmemachens zu
verdeutlichen. Ausgestellt sind außer zahlreichen Porträts von Filmstars
auch Kulissenarchitekturen wie eine typische Berliner Straße aus der Zeit um
1900 sowie Märchenschlösser, aber auch der mit einem Löwenkopf geschmückte
Zauberstab des kleinen Muck, sodann Kostüme, Masken und Auszeichnungen, mit
denen bedeutende Filme bedacht wurden und werden. Nicht verschwiegen wird in
der Schau die Instrumentalisierung des Kinos für politische Zwecke. So kann
man in einem kleinen Vorführraum im hinteren Teil des Marstalls einen
rasanten Zusammenschnitt von Stumm-, Schwarzweiß- und Farbfilmen betrachten,
die eine klare Tendenz hatten. In der Nazizeit dienten Lustspiele,
Liebesfilme und Historienschinken zur Aufmunterung der "Volksgenossen", aber
auch zur Stärkung ihrer Durchhaltekraft im Zweiten Weltkrieg.
Die DEFA nutzte nach dem Ende des Naziregimes und des Zweiten Weltkriegs den
Film als Propagandamittel, den antifaschistischen Charakter der DDR
herauszustreichen und die Vorherrschaft der Staatspartei SED zu
legitimieren. Das Babelsberger Unternehmen war aber auch sehr erfolgreich
bei der Inszenierung von großen Werken der Weltliteratur, bei spannenden
Abenteuer-, Kriminal- und Geschichtsfilmen sowie bei der Darstellung
sozialkritischer Themen, soweit sie der damaligen Staats- und Parteiführung
in den Kram passten. Dass in Babelsberg nicht immer systemkonform gearbeitet
wurde, zeigen die vielen vor und nach 1945 der politischen Zensur zum Opfer
gefallenen Streifen, und das Schicksal zahlreicher Stars und anderer
Akteure, die, weil sie nicht ins jeweilige Raster passten, in Ungnade fielen
und nur noch Filmhistorikern ein Begriff sind.
Das Filmmuseum Breite Straße 1 A in Potsdam bereitet für Januar 2012 eine
Sonderausstellung über Friedrich den Großen als Filmstar anlässlich des 300.
Geburtstags des Preußenkönigs vor. Geöffnet ist es Dienstag bis Sonntag von
10 bis 18 Uhr, der Eintritt kostet 4,50 und ermäßigt 3,50 Euro. Weitere
Informationen im Internet unter www.filmmuseum-potsdam.de.
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