Hommage an großen Schriftsteller und Verleger - Staatsbibliothek stellt Bücher und Schriften von Friedrich Nicolai aus / Hoffnung für dessen Wohnhaus in der Brüderstraße



Briefe, Dokumente und Bücher aus dem Nachlass des Schriftstellers, Buchhändlers und Verlegers Friedrich Nicolai (1733-1811) können bis zum 10. März im Berliner Rathaus, bekannt auch als Rotes Rathaus, besichtigt werden.



Das Nicolaihaus Brüderstraße 13 ist eines der ganz wenigen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, die noch in Berlin-Mitte stehen. Nach längerem Leerstand ist ein Comeback als Kultur- und Gedenkort in Sicht. (Fotos: Caspar)

Friedrich Nicolai gehörte zu den ganz großen Schriftstellern und Verlegern der Aufklärungszeit. Als er vor 200 Jahren starb, hinterließ er mit selbst verfassten Büchern und solchen anderer bedeutender Autoren, aber auch mit vielen tausend Briefen ein riesiges Werk. Die Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz würdigt Nicolai bis zum 10. März 2011 im Roten Rathaus durch eine sehenswerte Ausstellung.

Mit ihr knüpft die Staatsbibliothek an ähnliche Dokumentationen an, in denen sie in den vergangen Jahren die NachlässeAlexander von Humboldts, der Brüder Grimm und E. T. A. Hoffmanns vorstellte. Ziel ist es, so Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf bei der Eröffnung der Ausstellung, zu zeigen, dass die preußische Hauptstadt vor über 200 Jahren durch kräftiges Zutun von Friedrich Nicolai ein Brennpunkt der deutschen Aufklärung und nach Leipzig der wichtigste Verlagsort weit und breit war. „Wir machen auf einen streitbaren und kompromisslosen Schriftsteller und Verleger, auf einen der wichtigsten Vertreter der deutschen Aufklärung und einen Mann aufmerksam, der die deutsche Literaturkritik ins Leben rief“, so Schneider-Kempf. Berlin sei Nicolai auch deshalb verpflichtet, weil er als Regionalhistoriker und Reiseschriftsteller wichtige Aufzeichnungen über Berlin zur Zeit Friedrichs des Großen und das damalige römisch-deutsche Reich hinterließ, die bis heute großen Quellenwert besitzen und immer wieder zitiert werden.

Wie in der Ausstellung zu erfahren ist, pflegte der 1733 in Berlin geborene Nicolai allerbeste, durch eine Fülle von Briefen und anderen Dokumenten belegte Beziehungen zu dem Philosophen Moses Mendelssohn, dem Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing und vielen anderen Geistesgrößen seiner Zeit. Er war ein humanistisch gebildeter Mann von enzyklopädischem Wissen, förderte Talente, unterstützte in Not geratene Autoren großzügig und hatte ein offenes Haus, in dem bedeutende Künstler, Gelehrte und Politiker ein und ausgingen. Da der unermüdlich schreibende Aufklärer mit „modernen“ Tendenzen des Sturms und Drangs und solchen der Romantik wenig anfangen konnte, legte er sich mit Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und anderen Zeitgenossen an. Indem er sie mit beißendem Spott übergoss, musste er jene Giftpfeile ertragen, die seine Kontrahenten auf ihn abschossen.

Neben Dokumenten aus dem Nicolai-Nachlass zeigt die Staatsbibliothek auch solche aus den Archiven der Deckerschen Hofbuchdruckerei sowie der Verlage de Gruyter und Mohr Siebeck. Mit ihnen will Deutschlands größte Bibliothek, die 2011 ihr 350jähriges Bestehen feiert, auf die Aussagekraft solcher Hinterlassenschaften für die Erforschung von Kultur-, Literatur- und Wissenschaftsgeschichte hinweisen. Da viele Schriftstücke Pflegefälle sind, hofft die Staatsbibliothek auf Paten, die mit Spenden unbedingt notwendige Restaurierungsarbeiten unterstützen.

Die Ausstellung rückt das von Nicolai als Wohn- und Geschäftshaus genutzte Gebäude in der Brüderstraße 13 (Mitte) in den Blick der Öffentlichkeit. Der aus dem 18. Jahrhundert stammende Bau mit Seiten- und Hintergebäuden um einen malerischen Hof war bis 1990 in DDR-Zeiten Sitz des Instituts für Denkmalpflege und wurde danach zeitweilig von der Stiftung Stadtmuseum für Ausstellungen genutzt. Seit einigen Jahren leer, steht ihm ein Comeback als neuer Kultur- und Gedenkort bevor. Wie aus Senatskreisen zu hören ist, soll sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz für das weitgehend noch im Originalzustand erhaltene Haus interessieren, an dessen Fassade mehrere Gedenktafeln an Friedrich Nicolai und weitere Bewohner, aber auch an prominente Gäste erinnern. Zu hoffen ist, dass in das Nicolaihaus auf der Rückseite des ehemaligen Staatsratsgebäudes neues Leben einkehrt und hier Ausstellungen, Konzerte und Vorträge stattfinden. Vielleicht werden dann wie schon zu DDR-Zeiten im Hof Theateraufführungen veranstaltet. Die Nicolai-Ausstellung kann bei freiem Eintritt montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr besichtigt werden. Weitere Informationen im Internet unter www.staatsbibliothek-berlin.de.

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