Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, hat
Forderungen zurückgewiesen, die weltberühmte Büste der altägyptischen
Königin Nofretete an Ägypten zurückzugeben. "Nofretete bleibt in Berlin,
hundert Prozent" erklärte er bei der Vorstellung des Jahresprogramms 2011
der Stiftung und ihrer einzelnen Einrichtungen. Die Büste der Gemahlin des
Pharao Echnaton besteht aus Kalkstein und besitzt einen lebensecht bemalten
Überzug aus Gips. Offenbar war das Porträt ein Arbeitsmodell für den
Bildhauer Thutmosis, der den Auftrag hatte, nach dieser Vorlage weitere
Porträts zu schaffen. Die "Herrin der Lieblichkeit" starb im Jahre 1338 vor
Christus. Gefunden wurde das 48 Zentimeter hohe Porträt 1912 bei
Ausgrabungen deutscher Archäologen in Tell-el-Amarna, der ehemaligen
Residenz des königlichen Paares.
In einem Schreiben an Parzinger hatte Zahi Hawass, der Generalsekretär des
Obersten Rates für Altertümer der Republik Ägypten, unlängst um die Rückgabe
der Büste ersucht mit der Begründung, sie sei seinerzeit unrechtmäßig und
unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Deutschland verbracht worden.
"Davon kann keine Rede sein, alle Dokumente sprechen von einer gerechten
Fundteilung. Unsere Haltung ist unverändert. Nofretete, das Herzstück
unserer Ausstellung im Neuen Museum, ist und bleibt die beste Botschafterin
Ägyptens in Berlin", erklärte Parzinger und fügte hinzu, die Forderungen
seien bekannt, sie kämen alle Jahre wieder auf den Tisch. "Uns liegt nichts
an einem Streit mit den ägyptischen Kollegen und hoffen weiterhin auf
Kooperation mit ihnen bei Ausstellungen und der wissenschaftlichen
Zusammenarbeit. Über Nofretete allerdings werden wir nicht diskutieren".
Die Grabungen in Tell-el-Amarna waren vor hundert Jahren durch finanzielle
Hilfe des Berliner Kaufmanns und Mäzens James Simon ermöglicht wurden. Ihm
haben die Staatlichen Museen unendlich viel zu verdanken, und deshalb ist er
Namensgeber einer Halle, deren Bau als neues, attraktives Portal der
Museumsinsel bald beginnen soll. Von der auf der Spreeseite vor dem Neuen
Museum stehenden James-Simon-Galerie aus gelangen die Besucherinnen und
Besucher in alle Häuser der Museumsinsel. Das neue Empfangsgebäude wird alle
notwendigen Serviceeinrichtungen enthalten, aber auch als Ausstellungshalle
dienen. Die Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz planen, in
dem Neubau die Geschichte der Museumsinsel als "Freistatt von Kunst und
Wissenschaft", wie man im 19. Jahrhundert sagte, zu dokumentieren.
Auf der anderen Seite der Spree bringen einzelne Sammlungen in ehemaligen
Kasernengebäuden ihre Bücher und Archive, aber auch Restaurierungsateliers
und Büros unter. Durch die Auslagerung werden neue, dringend benötigte
Ausstellungsräume auf der Museumsinsel gewonnen, denn ein großer Teil der
hochkarätigen Kunstschätze kann wegen Platzmangels nicht gezeigt werden. Für
die ferne Zukunft ist geplant, auf den Gelände eine Galerie zu bauen, in der
dann die Gemälde aus der Galerie am Kulturforum im Tiergarten gezeigt werden
sollen.
Freunde antiker Kunst können sich schon jetzt auf einen Besuch des von
Schinkel erbauten Alten Museums freuen, wo neben römischen Skulpturen und
Gegenständen der antiken Alltagswelt auch kostbare Hinterlassenschaften der
alten Griechen gezeigt werden. Bisher war es nur möglich, einen Teil dieses
bereits von den Hohenzollern angelegten Schatzes in Sonderausstellungen zu
präsentieren.
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