"Nofretete bleibt in Berlin, hundert Prozent!" - Stiftung Preußischer Kulturbesitz weist Auslieferungsbegehren zurück



Wenn es um Nofretete geht, lassen die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die ihr angeschlossenen Staatlichen Museen zu Berlin nicht mit sich reden.



Stiftungspräsident Hermann Parzinger (rechts) und der Generaldirektor der Staatlichen Museen Michael Eissenhauer sind mit wachsenden Besucherzahlen, Fortschritten bei Bauarbeiten in einzelnen Häusern der Preußenstiftung sowie über Forschungsarbeiten und den Austausch mit anderen Kultureinrichtungen rund um den Globus zufrieden und streben für 2011 neue Ziele an. (Fotos: Caspar)

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, hat Forderungen zurückgewiesen, die weltberühmte Büste der altägyptischen Königin Nofretete an Ägypten zurückzugeben. "Nofretete bleibt in Berlin, hundert Prozent" erklärte er bei der Vorstellung des Jahresprogramms 2011 der Stiftung und ihrer einzelnen Einrichtungen. Die Büste der Gemahlin des Pharao Echnaton besteht aus Kalkstein und besitzt einen lebensecht bemalten Überzug aus Gips. Offenbar war das Porträt ein Arbeitsmodell für den Bildhauer Thutmosis, der den Auftrag hatte, nach dieser Vorlage weitere Porträts zu schaffen. Die "Herrin der Lieblichkeit" starb im Jahre 1338 vor Christus. Gefunden wurde das 48 Zentimeter hohe Porträt 1912 bei Ausgrabungen deutscher Archäologen in Tell-el-Amarna, der ehemaligen Residenz des königlichen Paares.

In einem Schreiben an Parzinger hatte Zahi Hawass, der Generalsekretär des Obersten Rates für Altertümer der Republik Ägypten, unlängst um die Rückgabe der Büste ersucht mit der Begründung, sie sei seinerzeit unrechtmäßig und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Deutschland verbracht worden. "Davon kann keine Rede sein, alle Dokumente sprechen von einer gerechten Fundteilung. Unsere Haltung ist unverändert. Nofretete, das Herzstück unserer Ausstellung im Neuen Museum, ist und bleibt die beste Botschafterin Ägyptens in Berlin", erklärte Parzinger und fügte hinzu, die Forderungen seien bekannt, sie kämen alle Jahre wieder auf den Tisch. "Uns liegt nichts an einem Streit mit den ägyptischen Kollegen und hoffen weiterhin auf Kooperation mit ihnen bei Ausstellungen und der wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Über Nofretete allerdings werden wir nicht diskutieren".

Die Grabungen in Tell-el-Amarna waren vor hundert Jahren durch finanzielle Hilfe des Berliner Kaufmanns und Mäzens James Simon ermöglicht wurden. Ihm haben die Staatlichen Museen unendlich viel zu verdanken, und deshalb ist er Namensgeber einer Halle, deren Bau als neues, attraktives Portal der Museumsinsel bald beginnen soll. Von der auf der Spreeseite vor dem Neuen Museum stehenden James-Simon-Galerie aus gelangen die Besucherinnen und Besucher in alle Häuser der Museumsinsel. Das neue Empfangsgebäude wird alle notwendigen Serviceeinrichtungen enthalten, aber auch als Ausstellungshalle dienen. Die Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz planen, in dem Neubau die Geschichte der Museumsinsel als "Freistatt von Kunst und Wissenschaft", wie man im 19. Jahrhundert sagte, zu dokumentieren.

Auf der anderen Seite der Spree bringen einzelne Sammlungen in ehemaligen Kasernengebäuden ihre Bücher und Archive, aber auch Restaurierungsateliers und Büros unter. Durch die Auslagerung werden neue, dringend benötigte Ausstellungsräume auf der Museumsinsel gewonnen, denn ein großer Teil der hochkarätigen Kunstschätze kann wegen Platzmangels nicht gezeigt werden. Für die ferne Zukunft ist geplant, auf den Gelände eine Galerie zu bauen, in der dann die Gemälde aus der Galerie am Kulturforum im Tiergarten gezeigt werden sollen.

Freunde antiker Kunst können sich schon jetzt auf einen Besuch des von Schinkel erbauten Alten Museums freuen, wo neben römischen Skulpturen und Gegenständen der antiken Alltagswelt auch kostbare Hinterlassenschaften der alten Griechen gezeigt werden. Bisher war es nur möglich, einen Teil dieses bereits von den Hohenzollern angelegten Schatzes in Sonderausstellungen zu präsentieren.

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