Schild und Schwert der Partei - Neue Stasi-Ausstellung mit erschütternden Bildern und Dokumenten



Viele Stasi-Akten blieben 1989/90 von der Vernichtung verschont. Die Schnipsel konnten wieder zusammengesetzt und lesbar gemacht werden. Exponat in der neuen Stasi-Ausstellung.



Um sich heimlichen Zutritt zu Wohnungen und Briefkästen zu verschaffen, wurden Schlüssel nachgemacht. Sie und ein Abdruckkasten sind in der neuen Stasi-Ausstellung zu sehen. (Fotos: Caspar)

Berlin. Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (BSTU), Marianne Birthler, und ihr Nachfolger Roland Jahn zeigen in einer neuen Ausstellung Zeugnisse eines besonders dunklen Kapitels der DDR-Geschichte. Dokumentiert wird im Haus Zimmerstraße 90/91 (Bezirk Berlin-Mitte), wie das Mielke-Ministerium das Land auf allen Ebenen bis in die Betriebe und Familien hinein mit einem System von Spitzeln überzogen hat, wie die hauptamtlichen und die inoffiziellen Mitarbeiter rekrutiert und entlohnt wurden und welcher Methoden sie sich bedient haben. Hauptziel war es, so genannte feindlich-negative Personen ausfindig und dingfest zu machen und jede Art von Opposition im Keim zu ersticken. Die Ausstellung zeigt, was das MfS mit den anderen Schutz- und Sicherheitsorganen, so die damalige Bezeichnung, unternahm, um die Fluchtbewegung aus der DDR einzudämmen und Menschen bereits im Vorfeld der nahezu unüberwindbaren Staatsgrenze West abzufangen und einzusperren.

Die Dokumente der Stasi, die sich als verlängerter Arm der SED und als deren Schild und Schwert verstand, zeigen, wie mit ausgefeilten Methoden Spionage und Zersetzungsarbeit betrieben wurde. Es interessierte nicht, dass dabei unentwegt die Bestimmungen der eigenen Verfassung gebrochen wurden, etwa wenn in Wohnungen eingebrochen, Telefone abgehört und Briefe mitgelesen wurden oder absichtlich die Psyche und das Leben so genannten Staatsfeinden untergraben und zerstört wurden. Die Ausstellung schildert an erschütternden Beispielen, wie diese Menschen überwacht, drangsaliert, verunsichert und zersetzt wurden. Sie gewährt überdies Einsichten in die „Westarbeit“ des Ministeriums für Staatssicherheit und zeigt, wie die Zusammenarbeit mit den Sicherheitsdiensten in der Sowjetunion und den anderen Bruderländern organisiert war. Im abschließenden Abschnitt ist einiges über das Ende des DDR-Geheimdienstes im Ergebnis der friedlichen Revolution in der DDR 1989/90 zu erfahren. Da damals unendlich viele Akten, Verpflichtungserklärungen und Dossiers vor der Vernichtung verschont blieben, weil Bürgerrechtler rechtzeitig zur Stelle waren und die Vertuschung der Verbrechen verhinderten, gelang in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine nahezu lückenlose Aufarbeitung dieses dunklen Teils unserer Zeitgeschichte.

Die Ausstellung ist Montag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Das Bildungszentrum der Stasi-Unterlagen-Behörde zeigt überdies regelmäßig Dokumentarfilme über die Arbeit des MfS und die Auswirkungen auf die unter seinen Drangsalierungen leidenden Menschen. So lädt es am 4. April zur Dokumentation „Gesicht zur Wand“ mit Filmporträts von traumatisierten MfS-Häftlingen und am 2. Mai zum Thema „Feindberührung“ mit der Begegnung eines ehemaligen politischen Häftlings mit einem auf ihn angesetzten Informellen Mitarbeiter. Die Filme werden jeweils ab 19 Uhr bei freiem Eintritt gezeigt. In der Bildungsstätte ist eine große Auswahl von Publikationen zum Thema Staatssicherheit der DDR erhältlich. Weitere Informationen unter 030/2324-7951 und im Internet unter www.bstu.de.

Zurück zur Themenübersicht "Museen, Denkmalpflege"