Staatsbesuch bei Wolfgang Schäuble -
Das Bundesfinanzministerium öffnet am 18. und 19. August neugierigen seine Türen



Das Bundesministerium der Finanzen öffnet am 18. und 19. August neugierigen Besuchern seine Pforten.



Im Eingangsbereich erinnert eine kleine Gedenkstätte an die von den Nazis ermordeten Widerstandskämpfer um Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack.



Ungeachtet vieler Veränderungen ist auch im Inneren des Bundesministeriums der Finanzen zu erkennen, dass es sich um einen Monumentalbau aus der Nazizeit handelt. (Fotos: Caspar)

Das Bundeskanzleramt, das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung sowie 14 Bundesministerien laden zu einem Wochenende der offenen Tür am 18. und 19. August 2012 ein. Auf diesen nun schon traditionellen „Staatsbesuch“ bereiten sich auch Bundesminister Wolfgang Schäuble und seine Mitarbeiter im Bundesministerium der Finanzen an der Wilhelmstraße 97 von 10 bis 18 Uhr vor. Im Eingangsbereich, den man als Normalsterblicher nur aus dienstlichen Gründen und nach einem Check wie auf einem Flughafen passieren kann, erinnern eine Gedenkstätte und Bildtafeln an die wechselvolle Geschichte des Hauses, das 1935/6 nach Plänen von Ernst Sagebiel als Reichsluftfahrtministerium in nur 18 Monaten Bauzeit errichtet wurde. Berichtet wird von den Widerstandskämpfern um den Luftwaffenoffizier Harro Schulze-Boysen und den Juristen Arvid Harnack, die 1942 mit weiteren Mitgliedern der so genannten Roten Kapelle von der Gestapo verhaftet, vom Volksgerichtshof angeklagt und in Plötzensee hingerichtet wurden. An anderer Stelle wird darauf hingewiesen, dass der ehemalige Sitz von Reichsluftfahrtminister Hermann Göring eines der wenigen noch erhaltenen Zeugnisse für die architektonischen Gigantomanie des Nationalsozialismus ist. Dazu wird beim Rundgang am dritten August-Wochenende auch berichtet, dass das Schicksal des Bauwerks nach 1990 auf der Kippe stand, weil einflussreiche Kräfte in der Bundesregierung den Abriss dieses und anderer „geschichtsbelasteter“ Gebäude verlangten. Es ist dem damaligen Bauminister Bernd Töpfer zu verdanken, dass der riesige Komplex an der Wilhelmstraße und weitere Zeugnisse für das Auf und Ab der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts stehen blieben und für neue Aufgaben aus- und umgebaut wurden.

Im Zweiten Weltkrieg beschädigt und danach repariert, diente das seiner Nazisymbole entkleidete ehemalige Reichsluftfahrtministerium mit einer Nutzfläche von 56 000 Quadratmetern und kilometerlangen Gängen als Sitz des Deutschen Volksrats und beherbergte nach der Gründung der DDR verschiedene Ministerien. Vor dem Eingang von der Leipziger Straße erinnern ein in den Boden eingelassenes Glasgemälde sowie Schautafeln an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953, der sich an dieser Stelle in Massenprotesten entlud. Ein von Max Lingner geschaffenes und in der Säulenhalle angebrachtes Wandgemälde auf Porzellantafeln feiert den Aufbau und die Segnungen des Sozialismus in der DDR. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, wurde dieses Werk nicht entfernt und auch nicht durch Bretter unsichtbar gemacht, sondern vor einigen Jahren gereinigt und restauriert. 1990 wurden in dem bisherigen Haus der Ministerien eine Außenstelle des Bundesrechnungshofes und andere Dienststellen des vereinigten Deutschland eingerichtet, 1991 erhielt der Komplex den Namen Detlev-Rohwedder-Haus zum Gedenken an den ermordeten Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder, und danach begann sein Umbau für die Zwecke des Bundesfinanzministeriums.

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