Um sich vor Feinden aller Art zu schützen, aber auch um ein standesgemäßes Leben hinter dicken Mauern zu führen, Waffen und Munition vor fremdem Zugriff zu sichern und aller Welt gehobenen Rang und Stand zu demonstrieren, haben Feudalherren im Mittelalter und der frühen Neuzeit mit großem Aufwand Burgen und Festungen errichtet. Vier dieser im Laufe der Jahrhunderte veränderten Anlagen - die Burg in Lenzen und die Plattenburg (beide Landkreis Prignitz), die Spandauer Zitadelle und die Burg in Storkow (Landkreis Oder-Spree) - stellt das neue Heft 84 der Heimatzeitschrift „Die Mark Brandenburg" vor. Im einleitenden Beitrag befasst sich Uwe Michas mit der Frage, wer berechtigt war, solche festen Häuser zu errichten, wie man Burgen und Schlösser einst nannte, und was aus ihnen wurde. Ursprünglich war der Burgenbau wie auch die Münzprägung ein königliches Regal. Doch im Verlauf des Hochmittelalters gingen Landesfürsten und andere Adlige dazu über, für sich und ihren Anhang solche durch Gräben, Wälle, Palisaden, Tore und Türme geschützten Burgen zu bauen. Die wenigsten sind erhalten geblieben, von vielen existieren nur noch die Mauern. Manchmal wissen wir nur aus alten Chroniken und durch Ausgrabungen, dass es da und dort solche Burgen gegeben hat. Wenn sie nicht mehr bewohnt wurden und auch der Bevölkerung in der Umgebung in Kriegszeiten keinen Schutz mehr boten, ließ man sie verfallen. Da Baumaterial teuer war, hat man die Steine für Neubauten verwandt, und so stecken solche Relikte in manchen märkischen Schlössern, Gutshäusern und Stadtmauern.
Zu den am besten erhaltenen und besonders geschichtsträchtigen Festungsanlagen der Region gehört die Plattenburg, deren wechselvolles Schicksal Torsten Foelsch erzählt. In DDR-Zeiten vernachlässigt, erlebte das Ensemble nach 1990 seine Wiedergeburt und erfreut sich als auch überregional nachgefragter, weil viel Geschichte atmender Veranstaltungsort. Auch die Burgen in Lenzen, Storkow und Spandau, über die Angela Beeskow, Marcel Piethe und Joachim Pohl berichten, haben sich als einzigartige Kulturstandorte etabliert. Die staatliche Denkmalpflege und Fördervereine sorgen sich, so weit es die Kassenlage zulässt, um den Erhalt der Bauten, und sie legen ihre Ehre darein, auch das gartenkünstlerische Umfeld in einen vorzeigbaren Zustand zu versetzen.
Im Unterschied zu manch anderen Burgen und Festungen erfreute sich die Spandauer Zitadelle schon immer staatlicher Aufmerksamkeit und Förderung. Als markgräfliche und kurfürstliche Residenz sowie als Schutz- und Trutzburg vor den Toren Berlins und nicht zuletzt als Gefängnis sowie Waffen- und Munitionsdepot spielte die in der Renaissancezeit erbaute Zitadelle in der brandenburgischen und preußischen Geschichte stets eine bedeutende Rolle. Nach der Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871 war die gewaltige Anlage Aufbewahrungsort des Reichskriegsschatzes, mit dem im Falle einer Mobilmachung ganz schnell militärische Maßnahmen finanziert werden sollten, ohne dass der Reichstag dazu um Erlaubnis gebeten werden musste. Im Juliusturm wurde die riesige Summe von 120 Millionen Mark streng bewacht verwahrt. Einmal im Jahr prüften Beamte des Reichsschatzamtes, ob die in Beuteln verpackten Goldmünzen noch alle da sind, und sie hatten keinen Grund zur Beanstandung. Wer durch die dicke Tresortür geht und auf den Juliusturm steigt, hat von dort eine wunderbare Aussicht. 2014 wird auf dem Zitadellen-Gelände ein Skulpturenmuseum eingerichtet. Zu den besonderen Schaustücken gehören dann die heute noch unter freiem Himmel aufgestellten Marmorfiguren von der Berliner Siegesallee und weitere Zeugnisse der Berliner Bildhauerkunst des 19. und 20. Jahrhunderts. In der Ausstellung neben dem Juliusturm wird auch über die märkische Burgengeschichte berichtet. Marcel Pohl stellt in seinem Bericht über die Spandauer Zitadelle fest, dass sie nicht den neuesten Forschungsstand berücksichtigt, leider ohne zu sagen, worin dieser besteht. Vielleicht gibt es dazu bei anderer Gelegenheit noch einen Nachtrag und eine Neugestaltung der stadt- und regionalgeschichtlichen Schau.
Die Mark Brandenburg Heft 84. Marika Großer Verlag Berlin 2012, 40 Seiten, zahlr. Abb., 5 Euro
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