Wer dieser Tage die Siegessäule am Großen Stern umrundet, sieht stadtauswärts auf der rechten Seite zwei eingerüstete Skulpturen. Hinter den Plastikplanen unterziehen Restauratoren die Denkmäler der preußischen Generalfeldmarschälle Moltke und Roon einer Frischekur. Reichskanzler Otto von Bismarck, der in der Mitte steht, muss auf die Restaurierung noch warten. Das Denkmal des preußischen Generalfeldmarschalls und Chef des Generalstabs Helmuth Graf von Moltke ist eine Marmorarbeit des Bildhauers Joseph Uphues aus dem Jahr 1904, und der preußische Kriegsminister Albrecht Graf von Roon wurde nach einem Modell von Harro Magnussen in Bronze gegossen und im gleichen Jahr aufgestellt. Dass die Figuren sowie das von Reinhold Begas geschaffene Bismarck-Nationaldenkmal in ihrer Mitte nicht vor dem Reichstagsgebäude stehen, sondern im Schatten der Siegessäule, hat mit den Umbauplänen von Hitler zu tun, der mit seinem Stararchitekten Albert Speer Berlin in die „Welthauptstadt Germania“ verwandeln wollte. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurden im Zusammenhang mit der Schaffung einer neuen Paradestraße vom Brandenburger Tor in Richtung Westen sowie riesiger Staats- und Parteibauten im Spreebogen ganze Wohnquartiere abgerissen. In diesem Zusammenhang hat man die Siegessäule an den Großen Stern versetzt, um ein paar Meter verlängert und auf einen imposanten Sockel gestellt.
Moltke und Roon sind als schlichte Standbilder in Uniform ohne pathetische Gestik dargestellt, und die schlichten Kalkstein-Sockel verzichten auf großspurige Widmungen. Moltkes Wappen ist dort nur noch schemenhaft zu erkennen, ebenso sein Motto „Erst wägen, dann wagen“, das auf das Prinzip des Generalfeldmarschalls hinweist, ein Problem genau zu durchdenken, ehe eine Entscheidung getroffen wird. Das Roon-Denkmal ehrt einen Militär, der als Kriegsminister die Reorganisation der preußischen Armee voran trieb.
Mit den Jahrzehnten hatten sich auf den Denkmälern Straßenstaub und Taubendreck abgelagert, außerdem hatten saurer Regen und andere Umwelteinflüsse ihnen so sehr zugesetzt, dass eine umfassende Restaurierung unumgänglich war. Die Figuren werden sie jetzt vorsichtig mit Bürsten und Schabern gereinigt, und es werden Risse geschlossen und unsachgemäße Reparaturen beseitigt, erklärt Steffen Obermann vom Büro für Architektur, Denkmalpflege und Bauforschung in Berlin-Wilmersdorf, das auch bei der Sanierung und Restaurierung der Siegessäule dabei war. „Die Sockel werden gereinigt, und ihre Inschriften erhalten die alte Vergoldung zurück. Außerdem bringen wir einen Graffitischutz an. Ganz zum Schluss erhalten die Denkmäler einen konservierenden Überzug“. Das gleiche sei für ab 2013 das Bismarck-Denkmal geplant, das bis zum 200. Geburtstag des Reichskanzlers am 1. April 2015 wieder in einen vorzeigbaren Zustand versetzt werden soll. Hier müssten verloren gegangene Details ergänzt und der Unterbau erneuert werden. Nachgedacht wird auch, wie man das Denkmal vor Kletterern schützen und die Sicht auf dieses vom Großen Stern verbessern kann. An eine Rückkehr des Monuments mit seinen eindrucksvollen Nebenfiguren vor das Reichstagsgebäude sei nicht gedacht.
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