Überall in der Hauptstadt erinnern Berliner Gedenktafeln an bedeutende Persönlichkeiten der Geschichte, Kunst, Kultur und Wissenschaft. Wie die an den zahlreichen Hauswänden befestigten Tafeln mit blauer Schrift entstehen, konnten wir in der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) an der Wegelystraße unweit des S-Bahnhofs Tiergarten beobachten. Figurenkeramikformer Oliver Schulze gießt graue Porzellanmasse in eine aus drei Teilen bestehende Gipsform. Er braucht dafür nur ein paar Liter und kann nach einer Abbindezeit von etwa 90 Minuten die Form auseinander nehmen. Der trockne Gips hat inzwischen der Masse die Feuchtigkeit entzogen. Anschließend werden an der Platte die Kanten und die Eingussstelle vorsichtig verputzt. „Die Schrift BERLINER GEDENKTAFEL zeichnet sich als erhabenes Relief einwandfrei ab. Wenn die Platten eine Woche getrocknet sind, durchlaufen sie bei 980 Grad Celsius den Verglühbrand und werden später noch einmal, nachdem sie in eine Glasurflüssigkeit getaucht wurden, in den Glatt- oder Glasurbrand mit 1380 Grad gegeben. Ganz zuletzt erhalten sie ihre blaue Inschrift“, beschreibt der Facharbeiter das Herstellungsverfahren. Nach zwei Bränden ist die Platte um etwa 18 Prozent geschrumpft und hat ihr endgültiges Format von 425 mal 600 Millimetern erreicht. Die Befestigung an Hauswänden erfolgt mit Hilfe von Edelstahlrahmen, in die die Tafeln eingeklebt wurden.
Seit 1988 hat die KPM nach einem Entwurf des Porzellangestalters Wieland Schütz etwa 400 Gedenktafeln hergestellt. Die Zeptermarke, die der Manufaktur vom preußischen König Friedrich II., dem Großen, verliehen worden war, unterstreicht ihre Herkunft. „Mitglieder der Historischen Kommission Berlin wählen Persönlichkeiten und Ereignisse aus, an die die Gedenktafeln erinnern, und verfassen die Texte mit kurzen geschichtlichen und biographischen Angaben. Wir erhalten aus einem Betrieb in Süddeutschland Drucke mit den Textvorgaben der Historischen Kommission, die auf die gebrannten Tafeln dekoriert werden. Bei einem abschließenden Brand geht die königsblaue Beschriftung eine feste Verbindung mit dem Porzellan ein“, sagt Frank Haase vom KPM-Vertrieb. Die Tafeln seien eine gute öffentliche Werbung für die Manufaktur, fügt er hinzu und spricht die Hoffnung aus, dass der eine oder andere Betrachter das Verkaufsgeschäft und die KPM-Welt mit seiner großen Auswahl an alten und ganz modernen Porzellanen besucht.
Zu sehen und im Angebot ist alles, was Freunde des „weißen Goldes“ mit der Zeptermarke höher schlagen lässt. In den zum Rundgang gehörenden ehemaligen Brennöfen wird überdies gezeigt, wie in einem langen Arbeitsgang aus den Grundbestandteilen Quarzsand, Feldspat und Kaolin das weiße Porzellan entsteht und warum mit kleinen Fehlern behaftete Stücke nicht verkauft werden. In der Schauwerkstatt kann man außerdem erleben, wie Teller, Tassen, Kannen, Obstkörbe, Figuren und vieles andere mit feinen Pinseln bemalt und da und dort auch vergoldet werden. „Jedes Stück ist ein Unikat. Die Unterschiede liegen in kleinen Details wie etwa der individuellen Handschrift jeden einzelnen Malers,“, sagt Frank Haase und weist darauf hin, dass die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin 2013 ihr zweihundertfünfzigjähriges Bestehen feiern wird. Auf Freunde schönen alten und neuen Porzellans würden einige Überraschungen warten, am Festprogramm werde noch gearbeitet, fügt er vielsagend lächelnd hinzu.
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Siehe auch Gedenktafeln in Berlin