Nach siebenjähriger Sanierungs- und Restaurierungsarbeit ist das Tieranatomische Theater der Humboldt-Universität zu Berlin unweit der Luisenstraße auf dem Uni-Campus Nord wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Bei der Eröffnung des nach Plänen von Carl Gotthard Langhans im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. in den Jahren 1789/90 errichteten Kuppelbaus sprach Universitätspräsident Jan-Hendrik Olbertz die Erwartung aus, Berlins ältestes und bedeutendstes akademische Lehrgebäude werde sich schnell zu einer erstklassigen Kulturadresse entwickeln. Sieben Millionen Euro seien in die Sanierung und Restaurierung des in der Art italienischer Villen errichteten Gebäudes mit rundem Hörsaal und ansteigenden Sitzreihen geflossen. „Unser Dank gebührt der Hermann Reemtsma Stiftung, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Stiftung Humboldt-Universität sowie weiteren Stiftungen und Helfern für die Wiedergeburt dieses einzigartigen Bau- und Wissenschaftsdenkmals“, sagte Olbertz. Der durch die Entwürfe für das Brandenburger Tor bekannt gewordene Architekt Langhans habe mit dem „Trichinentempel“, wie die Tierarzneischule in Studentenkreisen liebevoll-despektierlich genannt wurde, ein Meisterwerk frühklassizistischen Bauens in Preußen geschaffen, das nunmehr aus dem Dornröschenschlaf erwacht ist. Restauratoren haben anhand der historischen Befunde das Mobiliar und die Wanddekorationen aus der Erbauungszeit wiederhergestellt, jetzt fehlen nur noch historische Bücher, die in die Regale gestellt werden können. „Wir wollen hier dem akademischen Nachwuchs und allen interessierten Gästen mit wechselnden Ausstellungen die Schätze der Humboldt-Universität zeigen, laden aber auch zu öffentlichen Vorträgen, Lesungen und anderen Veranstaltungen ein und beginnen damit schon in Kürze. Künftig wird das Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, eine interdisziplinäre Forschungseinrichtung der Humboldt-Universität, die sich unter anderem der Erschließung und Präsentation ihrer einzigartigen Wissenschaftssammlungen widmet, das Gebäude nutzen.
Anlässlich der Wiedereröffnung hat die Humboldt-Universität im Erdgeschoss des „Theaters für kranke Pferde“, wie Olbertz formulierte, wird eine bis zum 14. April 2013 dauernde Ausstellung gezeigt, die die wechselvolle Geschichte des vor genau 222 Jahren eröffneten Hauses dokumentiert. Wie durch ein Wunder hat die Ausbildungsstätte für Tierärzte alle Kriege und Katastrophen überdauert und kann nach umfassender Wiederherstellungsarbeit nun wieder weitgehend im originalen Zustand erlebt werden. Aus Kostengründen konnte ein Hebemechanismus nicht wiederhergestellt werden, mit dem man früher Tierkadaver aus dem Keller in den Hörsaal transportiert hat. Wie diese durch Winden und Seile bewegte Maschine funktionierte, kann man beim Rundgang durch die Ausstellung erleben. Die Tierarzneischule und die Ausstellung sind Dienstag bis Samstag von 14 bis 18 Uhr zu besichtigen.
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