Musikkultur an Friedrichs Hof -
Ausstellung würdigt Preußenkönig und seine Liebe zur Musik



Wenn der König von Preußen nicht im Krieg war oder sein Land regierte, erholte er sich beim Komponieren oder beim Flötenspiel. Holzstich von Adolph Menzel Mitte des 19. Jahrhunderts (Repro: Caspar)

Preußens König Friedrich II., der Große, wird in diesem Jahr anlässlich seines 300. Geburtstages mit einer Serie von Ausstellungen, Publikationen und Tagungen geehrt. Mit dabei ist das Staatliche Institut für Musikforschung, das vom 26. Januar bis 26. Juni 2012 im Musikinstrumenten-Museum an der Ben-Gurion-Straße „Macht und Sinne in der Preußischen Hofoper“ dokumentiert.

Ausgangspunkt der Dokumentation am Kulturforum mit historischen Instrumenten, Noten, Bildern, Stichen und anderen Zeitzeugnissen ist die Premiere der Oper „Montezuma“ am 6. Januar 1755 im Königlichen Opernhaus Unter den Linden in Berlin. Während der musikbegeisterte Monarch das Libretto verfasst hatte, schrieb sein Hofcompositeur Carl Heinrich Graun um den Kampf des Aztekenreichs gegen die spanischen Eroberer und den Tod seines Herrschers die Musik. Das Spektakel beim Schein teurer Wachskerzen fand im Publikum großes Gefallen, und das lag nicht nur an der spannenden Handlung und der eingängigen Musik, sondern auch an den exzellenten Sängerinnen und Sängern und der Hofkapelle sowie an der prächtigen Bühnendekoration und den überraschenden Schaueffekten ganz ohne elektrische Beleuchtung, Schallregulierung und all die anderen Effekte, ohne die die heutige Bühnentechnik nicht mehr auskommt.

Die Ausstellung schildert nach Worten ihrer Kuratorin Ruth Müller-Lindenberg anhand der zeitgenössischen Quellen die Entstehung und Wirkung des „Montezuma“ und bringt dem großen Publikum die Musikkultur am preußischen Hof zur Zeit Friedrichs des Großen nahe. Sie berichtet auch darüber, wie sehr hochbezahlte Kastraten und Primadonnen sowie das aus erstklassigen Solisten besetzte Orchester dazu beitrugen, den Ruhm der Lindenoper in die weite Welt zu tragen, und was sich der königliche Komponist und Flötenspieler Friedrich II. solche Kunstereignisse, die auch Werbung in eigener Sache waren, kosten ließ. Zu beachten ist, dass das musikalische Epos vom Hinscheiden des gegen eine waffenstarrende Übermacht angetretenen Aztekenkönigs und seiner Mannen ein Jahr vor dem Beginn des Siebenjährigen Kriegs zur Aufführung kam. Schon bald war für solche Glanzleistungen keine Zeit mehr, denn zwischen 1756 und 1763 stand Friedrich der Große, wie man ihn schon damals nannte, im Kampf um die ursprünglich zu Österreich gehörende Provinz Schlesien mehr als einmal am Rand des Abgrundes und sah sich höchster Lebensgefahr ausgesetzt.

Wer sich in der Ausstellung an den Bildern und Dokumenten satt gesehen hat, kann „Montezuma“ am 26. und 28. Januar 2012 jeweils ab 19.30 Uhr in der Staatsoper hören, die zur Zeit im Schiller Theater gastiert. Indem die Veranstalter einen ganz besonderen Ohren- und Augenschmaus versprechen, weisen sie auf eine besondere Facette im Leben und Werk von Preußens berühmtesten König hin, die bei dem jetzt anlaufenden Heldengedenken nicht außer Acht gelassen werden sollte.

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