Opfer bekamen einen Namen -
Neue Gedenkmauer am Spandauer Lindenufer zur Erinnerung an die nationalsozialistische Judenverfolgung



Das Mahnmal am Spandauer Lindenufer wird durch eine Mauer mit den Namen jüdischer Opfer ergänzt.



An der Ecke Kammerstraße/Lindenufer weist ein Relief darauf hin, dass hier bis zur Zerstörung am 9. November 1939 die Spandauer Synagoge stand. (Fotos: Caspar)

Überall in Berlin wird an die nationalsozialistische Judenverfolgung und an den Pogrom vom 9. November 1938 erinnert, so auch in Spandau. Dort steht auf einer Grünanlage am Lindenufer in der Altstadt ein Mahnmal, dessen Gestaltung Ruth Golan-Zareh und Kay Zareh übernahmen. Ein dunkler Steinblock, der die von den Nazis zerstörten Synagoge symbolisiert, ist gewaltsam umgerissen und lehnt an einer Wand. Ein ewiges Licht im Inneren des Torsos brennt zum Gedenkens an die Toten und Verfolgten, und eine Inschriftentafel erklärt: „Dieses Mahnmal erinnert an die Leiden der Spandauer Bürger jüdischen Glaubens während der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten. Unweit dieser Stelle auf dem Grundstück Lindenufer 12 stand das Jüdische Gotteshaus, das 1938 zerstört wurde.“ Am 9. November 2012 wurde eine zusätzlich errichtete Mauer enthüllt, die die Opfer aus der Anonymität holt. In die rotbraunen Ziegelsteine sind Namen von bisher 115 namentlich bekannten Spandauern eingegraben, die dem November-Pogrom und der sich anschließenden Judenverfolgung zum Opfer fielen. Beim Lesen der Inschriften wird deutlich, dass ganze Familien ausgelöscht wurden. In der Nähe des Mahnmals wird an einer Hauswand mit einem Relief daran erinnert, dass hier die Spandauer Synagoge stand. In der Spandauer Zitadelle sind jüdische Grabsteine aus der Zeit zwischen 1244 und 1474 ausgestellt. Sie belegen, dass es in der bis 1920 selbstständigen Stadt schon im Mittelalter ein reiches jüdisches Leben gab, das auszulöschen und vergessen zu machen den Nationalsozialisten nicht gelungen ist.

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