Das Schadowhaus in der Schadowstraße 10, nicht weit vom Brandenburger Tor entfernt, hat seinen kostbaren Fassadenschmuck zurück bekommen. Der Bundestag lässt das Wohn- und Atelierhaus des berühmten Bildhauers und Grafikers Johann Gottfried Schadow (1764-1850) aufwändig sanieren und restaurieren. In dem über 200 Jahre alten Haus wird unsere oberste Volksvertretung ihr Referat „Kunst im Deutschen Bundestag“ sowie das Sekretariat der „Kunstkommission des Deutschen Bundestages“ unterbringen. Vorgesehen ist auch, das klassizistische Gebäude, das zu den wenigen noch authentisch erhaltenen Künstlerhäusern in Berlin gehört und im Inneren kostbar ausgemalt ist, zu bestimmten Anlässen der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In einem Seitenflügel ist die Schadow-Gesellschaft e. V. untergebracht, die das Erbe des Berliner Künstlers pflegt und regelmäßig über ihn Publikationen heraus gibt.
Die Berliner Steinrestauratoren Ralph Spies und Sascha Howahl haben die Reliefs über der Eingangstür beziehungsweise über dem rechten Fenster in die Straßenfront eingefügt. Nach Entwürfen von Schadow, des Schöpfers der Quadriga auf dem Brandenburger Tor sowie von vielen Skulpturen in und um Berlin gestaltet, machen die Supraporten darauf aufmerksam, dass hier ein bedeutender Künstler lebt, und sie zeigen, wer seine großen Vorbilder sind und aus welchen Quellen er schöpft. Dargestellt sind links über der Tür die „Hauptepochen der Kunst des Altertums“ und auf der rechten Seite berühmte „Protektoren der Kunst und ihre Schützlinge“. So kommt es, dass die Restauratoren, auf Gerüsten stehend, Augenkontakt zu Berühmtheiten der klassischen Antike und der italienischen Renaissance wie Perikles, Alexander dem Großen, Michelangelo, Raphael, Bramante und sowie zu dem auf einem Thron sitzenden Papst Julius II. hat, der zu den großen Mäzenen des frühen 16. Jahrhunderts gehörte und Auftraggeber der Peterskirche in Rom war.
In der Mitte der in einem hellen Ockerton gestrichenen Hausfassade schaut Johann Gottfried Schadow, von seinem Bildhauerkollegen Hermann Schievelbein modelliert, freundlich auf die Passanten herab. Auch diese Büste wurde von beiden Restauratoren wieder in einen vorzeigbaren Zustand versetzt. Eine von der Stadt Berlin gestiftete Gedenktafel erinnert daran, dass der weit über die Grenzen der damaligen preußischen Residenz bekannte Direktor der Berliner Akademie der Künste hier gewohnt und gewirkt hat.
Zurück zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"