Potsdam. Preußische Prinzen lebten mit ihrem Hofstaat in und um Potsdam in unterschiedlichen Residenzen. Friedrich Wilhelm, der spätere König Friedrich Wilhelm IV., bewohnte das Schloss Charlottenhof im Park von Sanssouci. Der spätere Kaiser und König Wilhelm I. ließ es sich in Babelsberg gut gehen. Der dritte der drei Brüder, Prinz Carl, schuf sich in Glienicke nahe der gleichnamigen Brücke zwischen Berlin und Potsdam ein fürstliches Refugium. Die weitaus größte Anlage dieser Art ist das nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel ab 1833 im so genannten Tudor-Stil erbaute und von den Architekten Ludwig Persius und Johann Heinrich Strack immer wieder erweiterte und in einem prächtigen Landschaftspark gelegene Schloss Babelsberg. Nach dem Tod Kaiser Wilhelms I. 1888 versank der üppig mit Kunst und Nippes ausgestattete Palast in einen Dornröschenschlaf. Die Nachkommen des Hausherrn mochten hier auch nicht länger wohnen. Wenn aber ein Gebäude gleich welcher Größe und Ansehnlichkeit nicht genutzt wird, stellen sich Bauschäden ein. So war es auch beim Babelsberger Schloss. Hier kam hinzu, dass man die dort zelebrierte Neogotik über viele Jahrzehnte hinweg nicht mochte. Der aus England importierte Stil galt als unkünstlerisch, aus der Mode gekommen und demnach als vernachlässigenswert. Nach der Entmachtung der Hohenzollern wurden die Unterhaltskosten für die ungeliebte Immobilie stark zurück gefahren.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des NS-Staates kam es zu vandalischen Anschlägen auf das Schloss. Möbel, Skulpturen, Gemälde, kunsthandwerkliche Gegenstände, Kaminumrahmungen, Hausrat und Andenken an die ehemaligen Bewohner wurden sowohl von sowjetischen Soldaten als auch von Einheimischen geraubt oder zerschlagen. Die ganz unangemessene Nutzung des Schlosses als Richterschule der DDR, Filmhochschule und zuletzt bis 1993 als Archäologisches Museum führte dazu, dass weitere Ausstattungsstücke verloren gingen und auch die Räume durch Ein- und Umbauten verändert wurden. Da von 1961 bis 1989 in unmittelbarer Nähe des Schlosses die so genannte Staatsgrenze der DDR mit einem Todesstreifen und Hundelaufanlage verlief, wurde kaum Geld in den Erhalt der kaiserzeitlichen „Altlast“ gesteckt. An großen Besucherströmen so dicht an der Trennlinie zwischen Ost und West und zudem noch mit Blick auf die Glienicker Brücke war die SED- und Staatsführung nicht interessiert.
Nach dem Auszug der Archäologen und der Übernahme von Schloss und Park Babelsberg konnte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg allmählich daran gehen, die größten Bauschäden innen und außen zu beheben und auch den Park in einen vorzeigbaren Zustand zu versetzen. Im Rahmen eines Masterplans sollen bis 2015 mit einem Kostenaufwand von zehn Millionen Euro die Dächer, Fassaden und Treppen des Kaiserpalastes saniert werden. In die Erneuerungsarbeiten in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege werden nach dem bekannten Lied „Wir wollen unsern alten Kaiser Willem wieder ham“ Brunnen und Wasserspiele rund um das Schloss und im Park einbezogen. Eine große Fontäne mitten in der Havel schießt bereits einen hohen Wasserstrahl in die Höhe.
Wie Projektleiter Max Daiber bei einem Rundgang erläuterte, ist die Grundsubstanz des Schlosses gut, dafür wurde bereits in den vergangenen Jahren gesorgt. Bei den Fassaden müssen Risse im Gemäuer geschlossen und unsachgemäße Reparaturen der vergangenen Zeit ausgebessert werden. Außerdem müssen zahlreiche Metallobjekte wie Geländer, Skulpturen und Wasserspeier konserviert und restauriert werden. Viel Geld und Arbeit muss in die großformatigen Fenster investiert werden, durch die die Hofgesellschaft einen wunderbaren Blick auf die Parklandschaft und die Havel zu ihren Füßen genoss. Die Schlösserstiftung will nach Worten ihres Generaldirektors Hartmut Dorgerloh das Schloss, auch wenn darin noch gemalt, getischlert und gemauert wird, zu besonderen Anlässen dem Publikum öffnen und es damit neugierig auf kommende Pracht machen. Da viele Ausstattungsstücke auf Nimmerwiedersehen verschwunden sind, muss sich die Stiftung in ihren Depots nach Ersatz umschauen, wird aber auch durch alte Zeichnungen und Fotos zeigen, wie die exquisite Lebensumwelt von Wilhelm I. und seiner aus Weimar stammenden Gemahlin Augusta ausgesehen hat.
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