Minikameras, Wanzen, Schnüffeltechnik -
Stasi-Museum gewährt tiefe Einsichten in die Arbeit des DDR-Geheimdienstes



Mit Hilfe des Knopfes konnten Agenten die Minikamera vom Typ F 21 bequem an der Kleidung oder einer Tasche befestigen.



Für den Umgang mit Geruchsproben, die bei Verhören gewonnen wurden, gab es genaue Anweisungen. Auch diese Gläser mit speziellen Staubtüchern können im Stasi-Museum betrachtet werden.



Im Heuwagen versteckt, hat ein im Festjournal der Stasi-Hochschule gemaltes Pärchen seine Augen und Ohren überall. (Fotos: Caspar)

Wer wissen möchte, welcher Foto-, Abhör- und Schnüffeltechnik sich die Staatssicherheit bediente und woher die Geräte stammten, ist im Haus 1 des Mielke-Ministeriums an der Ruschestraße im Berliner Ortsteil Lichtenberg an der richtigen Adresse. Die mit vielen, uns heute schon ein wenig antiquiert erscheinenden Exponaten aus der Gruselkammer des DDR-Geheimdienstes bestückte Ausstellung dokumentiert gut verständlich die Verbrechen des MfS von der Überwachung der eigenen Bevölkerung bis zu Diversionsakte im feindlichen Ausland und der Liquidierung von Abtrünnigen und anderen missliebigen Personen. 1989/90 wurden nicht alle in Handtaschen, Aktenkoffern, Gießkannen, Vogelhäuschen, Lippenstiften, Füllfederhaltern und anderen unverfänglichen Objekten versteckten Minikameras, aber auch die zum Abhören so genannter feindlich-negativer Kräfte verwendeten „Wanzen“ vernichtet. Das gilt auch für die zum Fälschen von Pässen und anderen Dokumenten eingesetzten Stempel oder für Nachschlüssel zum heimlichen Öffnen von Wohnungen. Von diesen Hinterlassenschaften ist noch so viel Originalmaterial vorhanden, dass die vor einiger Zeit umgestaltete Ausstellung an verschiedenen Stellen eindrucksvolle Stücke zeigen kann.

Schaut man genau hin, dann sieht man, dass nicht alle Exponate Marke Eigenbau sind, sondern aus dem so verhassten kapitalistischen Ausland stammen. Eindrucksvoll sind die Dokumente darüber, wie das MfS oppositionelle Gruppen unterwandert und den guten Ruf ihrer Mitglieder systematisch vernichtet hat, aber auch wie es verstand, nach einem genau festgelegten „Siebverfahren“ inoffizielle Mitarbeiter anzuwerben, und welche Dienste sie leisteten. Dass Vernehmer angewiesen wurden, äußerst penibel zu sein, wenn sie von Gefangenen Geruchsproben nahmen, unterstreicht die Ausstellung ebenfalls. So heißt es in einer Anweisung des mit dem MfS eng zusammenarbeitenden DDR-Ministeriums des Innern, dass die Verdächtigen nur mit ihrer eigenen Kleidung vorzuführen seien und die Stühle, auf denen sie gesessen haben und von denen mit Hilfe gelblicher „Staubtücher“ Geruchsproben genommen wurden, mit 50 Grad Celsius heißem Wasser gereinigt werden mussten. Die „Kontaktzeit“ müsse mindestens zehn Minuten dauern, und die Staubtücher seien nach der Prozedur in Gläsern fest zu verschließen und mit dem ausgefüllten Aufkleber („siehe Anlage 4“) zu versehen.

Dass sich Stasi-Leute manchmal selber auf den Arm nahmen, zeigt eine Tafel mit Seiten aus einer „satirischen“ Schrift zum Studienabschluss an der Juristischen Hochschule des MfS in Eiche-Golm bei Potsdam. Unter dem Motto „Wir sind überall“ schildern stolze Absolventen in dem als Geheime Verschlusssache gezeichneten Festjournal, wie sie in unterschiedlichen Kostümen tarnen und sich, mal als die berühmten vier Musketiere, mal als Pärchen im Heuwagen oder als harmlose Radler daher kommen, um an der „geheimen Front“ für die Sicherheit des sozialistischen Staates sorgen, gemäß der Stasi-Maxime, als Schild und Schwert der Partei stets einsatzbereit zu sein und immer Augen und Ohren offen zu halten. Das Stasi-Museum Ruschestraße 103, Haus 1, 10365 Berlin-Lichtenberg ist Montag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 4, ermäßigt 3 Uhr. Um die Anmeldung von Führungen wird unter der Telefonnummer 030/553 6854 gebeten.

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