Für Gott, König und Vaterland - Heimatzeitschrift „Die Mark Brandenburg“ berichtet über Befreiungskriege 1813 bis 1815



Karl Friedrich Schinkel widmete das Kriegerdenkmal auf dem Spandauer Reformationsplatz den Gefallenen der Befreiungskriege von 1813 bis 1815.



Vom Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadows geschaffen und 1819 aufgestellt, verherrlicht das Rostocker Blücherdenkmal den Helden der Befreiungskriege Gebhard Leberecht von Blücher. Auf dem Sockelrelief triumphiert er in der Schlacht von Belle Alliance (Waterloo, 18. Juni 1815) über das als Untier dargestellte Frankreich. (Fotos: Caspar)

Im Friedensvertrag von Tilsit 1807 musste Preußens König Friedrich Wilhelm III. als Verlierer eines Kriegs gegen Frankreich die Hälfte seines Territoriums und seiner Untertanen an andere, mit Napoleons I. verwandte oder von ihm abhängige Fürsten abtreten. Der altpreußische Staat erlebte eine Zeit tiefgreifender Reformen und der Emanzipation des Bürgertums. Nachdem der französische Kaiser 1812 im eisigen Russland eine verheerende Niederlage erlitten hatte und sich die kläglichen Reste seiner Grande Armée nach Westen schleppten, entschloss sich der zaudernde und ängstliche Friedrich Wilhelm III., von seinen Beratern mehr gedrängt als aus eigenem Antrieb handelnd, seine Untertanen in geradezu bittendem Ton zum Volkskrieg gegen Frankreich aufzurufen.

Mit den Ereignissen, die diesem Appell vom 17. März 1813 an die Preußen folgten, befasst sich eine neue Ausgabe der Heimatzeitschrift „Die Mark Brandenburg“ (Heft 87). Sie beleuchtet eingangs den Weg des preußischen Heeres, das Ende des 18. Jahrhunderts im Kampf gegen das revolutionäre Frankreich wenig siegreich agiert hatte, zu einer schlagkräftigen, hoch motivierten Armee, die mit den Soldaten weiterer Staaten in den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 der Herrschaft Napoleons I. ein schmachvolles Ende bereitete. Das hervorragend illustrierte Heft befasst sich ferner mit dem Anteil, den Dichter wie Theodor Körner und Reformer wie Reichsfreiherr Karl vom und zum Stein an der Volksbewegung hatten, und zeigt, welche Rolle der preußische Landsturm und ähnliche Einheiten anderer Staaten an der Befreiung von der französischen Fremdherrschaft hatten.

Mehrfach bestand vor der alles entscheidenden Völkerschlacht bei Leipzig am 18. Oktober 1813 die Gefahr, dass die Franzosen das Ruder herumreißen und ihr Kaiser den abtrünnigen Hohenzollernstaat und seine Verbündeten endgültig liquidiert. So erfahren wir in einem Beitrag über die Schlacht von Großbeeren am 23. August 1813, dass es preußischen Landwehreinheiten ohne militärische Ausbildung gelang, den Vormarsch der Franzosen auf Berlin zu stoppen. Ihnen sind in dem märkischen Ort 70 Kilometer südlich von Berlin mehrere Denkmäler gewidmet. Zur Erinnerung an jene historische Abwehrschlacht findet stets im August ein militärisches Spektakel statt, das den Zuschauern eine Ahnung davon vermittelt, wie es vor 200 Jahren einfache Leute vermochten, Napoleons Elitetruppen zum Rückzug zu zwingen.

Überall in Berlin, der Mark Brandenburg und darüber hinaus erinnern Gedenkkreuze, Pyramiden, Türme und Steine, aber auch Bäume und Schrifttafeln in Kirchen an den Kampf vor 200 Jahren „Für Gott, König und Vaterland“ und seine Opfer. Mit dem, was von diesen Zeugnissen an eine wichtige Periode der nationalen Erhebung in der Westprignitz erhalten blieb, endet die Zeitschrift. Sie vermittelt einen Vorgeschmack auf Ausstellungen, Tagungen und Publikationen, die sich 2013 mit den Befreiungskriegen und dem, was ihnen folgte. Mitnichten lösten Friedrich Wilhelm III. und seine fürstlichen Brüder das Versprechen ein, ihren Untertanen mehr Freiheiten und Mitbestimmung, ja auch verfassungsmäßige Verhältnisse zu gewähren. Wie unter einer Käseglocke lebte man von Geheimpolizisten bespitzelt und durch Zensurmaßnahmen gegängelt. Erst 1848 entlud sich der angestaute Volkszorn in einer Revolution. Zu ihren Ergebnissen gehörte, dass Männer auf der Straße rauchen durften, ohne gleich von der Polizei gemaßregelt zu werden.

INFO Die Mark Brandenburg Heft 87, 40 Seiten, 5 Euro, Marika Großer Verlag Berlin, Bruno-Wille-Straße 4 c, 12587 Berlin, Tel. 030/645 2801

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