Friedrichs Intimfeind - Ausstellung in Branitz über die Beziehung zwischen König von Preußen und dem Grafen Brühl



Prunkstück in der Branitzer Ausstellung ist eine von der Porzellanmanufaktur Meißen hergestellte Terrine aus dem mit dem Brühl’schen Wappen geschmückten Schwanenservice.



Im „Schwarzen Kabinett“ wurden heimlich Briefe gelesen und Spionageberichte aus anderen Höfen für die eigene Regierung aufbereitet.



Heinrich Reichsgraf von Brühl (1700-1763) brachte es vom Pagen zum mächtigsten Mann in Kursachsen und Polen, raffte ein riesiges Vermögen zusammen und war der Intimfeind des preußischen Königs Friedrich II. Kupferstich um 1750. (Fotos/Repro: Caspar)

Als Preußens König Friedrich II., der Große, am 29. August 1756 mit seinen Truppen in Kursachsen einmarschierte, war nicht abzusehen, dass dieser so genannte dritte Schlesische Krieg sieben Jahre dauern und sowohl Preußen als auch das Reich des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II., der sich König von Polen August III. nannte, an den Rand des Abgrundes bringen würde. Friedrich II. fühlte sich zur Eröffnung der Kampfhandlungen ermuntert, weil Frankreich und England seit 1755 einen Krieg um ihre amerikanischen Kolonien führten, und er durch seine Spione erfahren hatte, dass Österreich mit seinen Verbündeten das in den Kriegen 1740 bis 1742 sowie 1744 und 1745 eroberte Schlesien Preußen wieder abjagen wollte. Seine kriegerischen Absichten gegenüber Kursachsen fasste Friedrich II. bereits 1752 in diese Worte: „Sachsen wäre jedoch am nützlichsten. Sein Besitz würde die Grenzen erweitern und deckte Berlin. Ließe sich nicht ganz Sachsen unserem Staat angliedern, so könnte man sich mit der Lausitz begnügen und die Elbe zur Grenze annehmen“.

Kaum waren seine Truppen in Kursachsen einmarschiert, ließ Friedrich II. die Besitzungen seines Intimfeindes, des mit List und Tücke vom Pagen zum kurfürstlich-sächsischen und königlich-polnischen Premierministers, Kammerpräsidenten und Inspektor sämtlicher Kassen aufgestiegenen Reichsgrafen Heinrich von Brühl, plündern und setzte eine Hetzkampagne ohnegleichen gegen diesen seinen Intimfeind in Gang. Bis heute ist das Bild des Standesherrn von Pförten (heute Brody, Polen) durch die von Friedrich II. und weitere Autoren in Umlauf gesetzten Geschichten von Hass und Verzerrung geprägt. „Der Minister kannte nur die Listen und Ränke, von denen die Staatskunst kleiner Fürsten lebt. Er war in seinem Zeitalter der Mann, der die meisten Kleider, Uhren, Spitzen, Stiefel und Pantoffel besaß. Cäsar hätte ihn zu den wohlfrisiertesten und parfümierten Köpfen gezählt, vor denen er sich nicht fürchtete“, schrieb Friedrich II. in seiner „Geschichte meiner Zeit“. In einer als „Nachahmung des Horaz“ gezeichneten Ode mit der Unterzeile „Man muß sich nicht über die Zukunft beunruhigen“ machte der König von Preußen seiner Verachtung gegenüber den nach Warschau geflüchteten Politiker mit diesen Worten Luft: „Unglücklicher Sklave deines hohen Glücks, unumschränkter Beherrscher eines bequemen Königs, der du mit Arbeiten überhäuft bist, von denen die Sorge dich drückt; Brühl, verlaß die überflüssigsten Beschwerlichkeiten der Grösse! Im Schoosse deines Überflusses seh ich die Göttin der Langenweile, und in deiner Pracht flieht der Schlaf deiner Nächte. Steig herab von dem Pallast, dessen stolzer Gipfel über Sachsen hervorragt, indem er sich zum Himmel erhebt, von da dein besorgter Geist das Ungewitter beschwört, welches ein Volk von Neidern am Hoffe zu erregen sucht. Sieh diese flüchtige Grösse und höre endlich auf, den stolzen Glanz einer Stadt zu bewundern, in der alles verstellt dich betrachtet.“

Der in anonymen Pamphleten angegriffene Premierminister wehrte sich auf gleichem Weg und warf dem König von Preußen List und Falschheit, die gehässigsten Vorspiegelungen und die gröbsten Ränke vor, „mit einem Wort, alles wurde angewendet, um das Betragen Sr. Königl. Majestät verdächtig zu machen“, womit Brühl seinen eigenen Arbeitgeber meinte. Beide, Friedrich II. und Brühl, waren in der Wahl ihrer Worte und Werke nicht zimperlich. Um zu wissen, was der andere tut und vorhat, schickten sie ihre Spione an die jeweils anderen Höfe und ließen es sich viele Taler und Dukaten kosten, um an erstklassige Informationen zu kommen.

Wie das ging, schildert die bis zum 31. Oktober 2012 im Marstall des Pückler-Schlosses Branitz bei Cottbus laufende Ausstellung „Friedrich der Große und Graf Brühl. Geschichte einer Feindschaft". Dort ist ein nach französischem Vorbild eingerichtetes „Schwarzes Kabinett“ zu sehen, in dem unmerklich Briefe geöffnet und die von Agenten zusammen getragene Informationen für die Regierung aufbereitet wurden. In seiner sinnlosen Wut ließ Friedrich II. das Schloss des Grafen Brühl in Pförten und alles andere, was an den Emporkömmling erinnerte, zerstören, war sich aber nicht zu schade, seine eigenen Schlösser mit geraubtem Kunstgut zu schmücken. Die Ausstellung zeigt überdies die verheerenden Schäden, die bei der Beschießung Dresdens und der Zerstörung Brühlscher Immobilien daselbst angerichtet wurden.

Bliebe noch zu sagen, dass der preußische König auch das sächsische Schloss Hubertusburg plündern lassen wollte. Er sah darin eine Antwort dafür, dass Sachsen, Russen und Österreicher 1760 das Charlottenburger Schloss ausgeraubt und beschädigt hatten. Den Befehl für den Angriff auf das Schloss Hubertusburg erhielt Johann Friedrich Adolf von der Marwitz. Doch der General weigerte sich mit den Worten, „es würde sich allenfalls für den Offizier eines Freibataillons schicken, nicht aber für einen Kommandeur Seiner Majestät Gensdarmes“. Eine Tafel am Grab des standhaften Generals in der Dorfkirche zu Friedersdorf (Landkreis Märkisch-Oderland) fasst die mutige Befehlsverweigerung in den klassischen, später von Kämpfern gegen die Hitlerdiktatur zitierten Worte so zusammen: „...sah Friedrichs Heldenzeit und kämpfte mit ihm in allen seinen Kriegen wählte Ungehorsam wo Gehorsam nicht Ehre brachte“. Das Schloss in Hubertusburg war Anfang 1763 Ort von Friedensverhandlungen, in denen der Siebenjährige Krieg beendet wurde.

Die Ausstellung im Marstall des Schlosses Branitz ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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