Wie Preußen bei Kasse gehalten wurde - Neuer Standardkatalog über die Münzen und Geldpolitik Friedrichs des Großen



Das nach links gewandte Bildnis Friedrichs II. auf dem Berliner Friedrichsdor von 1749 bildet in der Münzgeschichte des Preußenkönigs eine Ausnahme. Mit vielen anderen Münzen ist das Goldstück im neuen Katalog über die Prägungen des preußischen Königs abgebildet.



Die aufgrund der Münzreform von 1750 geprägten Geldstücke wurden einheitlich gestaltet und mit feststehenden Münzbuchstaben signiert, das A steht auf dem Viertel- und Sechsteltaler für die Münzstätte Berlin. (Repros: Caspar)

Preußische Münzen werden gern und viel gesammelt; sie sind bis auf bestimmte Raritäten noch reichlich vorhanden und vergleichsweise preiswert zu haben. Bisher wurden die mit dem Bildnis und Monogramm Friedrichs II., des Großen, sowie mit dem preußischen Adler geschmückten Gold-, Silber- und Kupfermünzen nach dem Katalog von Friedrich von Schrötter von 1904 sowie dem Buch von Manfred Olding aus dem Jahr 2006 bestimmt und zitiert. Jetzt gibt es ein ganz neues Zitier- und Referenzwerk, das auf den Beständen des Berliner Münzkabinetts beruht und in einigen Fällen auch Stücke aus der Münzsammlung der Deutschen Bundesbank sowie aus dem Münzhandel und aus Privatbesitz vorstellt. Das Buch erschien zum 300. Geburtstag des Preußenkönigs, der sich nicht nur als Erster Diener seines Staates empfand, sondern auch sein eigener Finanzminister und oberster Münzmeister war und das Geldwesen seines Staates von Grund auf reformierte. Das von Bernd Kluge, dem Direktor des Berliner Münzkabinetts, unter Mitarbeit von Elke Bannicke und Renate Vogel verfasste Standardwerk beschreibt die knapp 3600 im Besitz dieser Sammlung befindlichen Münzen Friedrichs des Großen und bildet einen großen Teil von ihnen ab. Erfasst sind in einem gut überschaubaren System alle in den von Friedrich II. im Rahmen der Münzreform von 1750 personell und technisch aufgerüsteten Münzstätten der Hohenzollernmonarchie geschlagenen Jahrgänge, Typen und Varianten, so dass man fragliche Stücke schnell finden, bestimmen und in ihrem historischen Kontext einordnen kann. In einer Beilage finden Sammler von der Osnabrücker Münzhandlung Fritz Rudolf Künker vorgenommene Bewertungen in den Erhaltungsgraden sehr schön und vorzüglich. Einige probeweise oder in winziger Stückzahl hergestellt Münzen sind so selten, dass hinter ihnen die Angabe Liebhaberpreis oder ohne Preis steht.

Grundlage des nunmehr zehnten Bandes „Die Münzen König Friedrichs II. von Preußen 1740-1786“ in der Reihe „Berliner Numismatische Forschungen Neue Folge (Gebr. Mann Verlag Berlin 2012, 400 S., zahlr. farbige Abbildungen, 49 Euro, ISBN 978-3-7861-2667-6) sind die Forschungen des Altmeisters der preußischen Münzgeschichte, Friedrich Freiherr von Schrötter. Er las vor über hundert Jahren die einschlägigen Akten und publizierte sie in dicken Büchern. Da seither viele damals noch unbekannte Münzen aufgetaucht sind und auch die Forschung nicht stehen geblieben ist, war eine Neubearbeitung nötig. Kluge breitet darin viele neue Erkenntnisse sowohl über die Münz- und Geldpolitik des „Alten Fritzen“ aus, als auch über die Art und Weise, wie er die Finanzen seines Landes verwaltet und was er mit ihnen gemacht hat, aber auch wie die Münzproduktion organisiert und wer dort mit welchen Löhnen beschäftigt war.

Wer das Buch liest und mit ihm arbeitet erkennt, dass der König bei der Nutzung des ausschließlich ihm zustehenden Rechts der Münzprägung wenig Skrupel hatte. So kam es vor, dass in seinen Prägeanstalten unter konspirativen Bedingungen fremdes Geld hergestellt wurde, um es im Ausland profitabel abzusetzen. Alle Beteiligten mussten sich zu absolutem Stillschweigen verpflichten, anderenfalls sie allerschwerste Strafen zu erwarten hatten. Auf keinen Fall sollten die „geheimen Ausmünzungen“ von russischen, österreichischen und holländischen Silber- und Goldmünzen publik werden, denn der König war sehr auf sein Renommee bedacht und tat alles, sich als ehrlicher Landesfürst darzustellen. Friedrichs mit Geschick betriebene und mit Härte durchgesetzte Strategie, den Staat stets bei Kasse zu halten und selbst den letzten Taler in der Tasche zu haben, nötige Respekt ab, schreibt Kluge. Man könne die Wahl seiner Mittel bedenklich finden, bevor man sie aber verurteile, müsse man fragen, ob ihm Alternativen zur Verfügung standen und wie diese denn ausgesehen hätten. Preußen habe im Siebenjährigen Krieg, als der König zu dieser Art der Geldbeschaffung schritt, zwar der politische, zu keiner Zeit aber nicht der finanzielle Bankrott gedroht. Er verfügte beim Friedensschluss von 1763 immer noch über einen Kassenbestand von knapp 23 Millionen Reichstalern, von denen er 7,5 Millionen für die Bedürfnisse der Armen und weitere 5,4 Millionen zur Tilgung von Kriegsanleihen beiseite legte und weitere 15,6 Millionen Taler dem Tresor überwies. Dass der König trotz seiner Kriege und der sich anschließenden Wiederaufbauarbeiten den preußischen Staat schuldenfrei und mit einem Schatz von 51 Millionen Talern an seinen Nachfolger übergeben konnte, während andere Länder im Schuldensumpf versanken, ist ein einmaliger Vorgang und sicher auch beispielhaft für heutige Verhältnisse.

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