Bronzedenkmäler zu Münzen - Neues Buch über die Geldgeschichte der DDR



Mit Leibniz auf einem Zwanzig-Mark-Stück eröffnete die DDR ihre Gedenkmünzenserie. Bis 1990 würdigte sie bedeutende Persönlichkeiten der deutschen Geschichte sowie Jubiläen und international bekannte Bauwerke.
Die mittlere Gedenkmünze, "Ewiger Pfennig" genannt, enthält das Bild eines Silberpfennigs, der im 14. Jahrhundert in Berlin geprägt wurde. (Foto: Caspar)

Zehn Jahre hat der Berliner Wirtschaftshistoriker Peter Leisering über die Münz- und Geldgeschichte der DDR geforscht und darüber in Zeitschriften publiziert. Jetzt liegen seine Erkenntnisse in dem Buch „Geldgeschichten aus der DDR“ vor. Erschienen ist der für historisch interessierte Leser sowie Sammler bestimmte Band im Gietl Verlag Regenstauf (211 S., zahlr. Abb., 20 Euro, ISBN 978-3-86646-836-8). Was im VEB Münze der DDR am Berliner Molkenmarkt zwischen der Währungsreform von 1948 und der Wiedervereinigung von 1990 vor sich ging, unter welchen oft schwierigen Bedingungen das Hartgeld und die Banknoten des Arbeiter-und-Bauern-Staats entstanden sind und wer welche Bilder und Texte für sie ausgewählt hat, war bisher nur in Umrissen bekannt. Denn alles, was mit diesem Thema zu tun hatte, unterlag strenger Geheimhaltung. Peter Leisering hat die Dokumente gelesen und schaut hinter die Kulissen. Er lässt Akteure zu Wort kommen, schildert die bürokratischen Hemmnisse, die bei den Emissionen zu überwinden waren. Für die Einführung neuer Münzen gab es handfeste Forderungen aus der Bevölkerung und der Wirtschaft. Verlangt wurde automatentaugliches Geld, doch die Produktion war mit vielen bürokratischen und materialtechnischen Hürden verbunden. Der Verfasser geht der Frage nach, wie man in den frühen DDR-Jahren den großen Bedarf an Hartgeld angesichts mangelnder Metalle zu befriedigen versuchte, und schildert, dass sogar an die Verwendung von Kunststoff gedacht wurde. Statt seiner bediente man sich bei Krieger-, Herrscher- und Generalsdenkmälern, die nach dem Zweiten Weltkrieg abgebaut wurden. Die Bronze diente 1949/50 der Herstellung von Fünfzig-Pfennig-Stücken und 1969 von Fünf-Mark-Münzen anlässlich des 20. Jahrestages der DDR. Überdies schildert das Buch die Mühen von Partei- und Staatsfunktionären, gegenüber dem „Klassenfeind“ im Westen durch neue, besser gestaltete Münzen und Geldscheine aufzutrumpfen, und es würdigt die Künstler, die zum Teil ansprechende Entwürfe schufen. Erst nach dem Untergang der DDR wurden Einzelheiten über die schwierige Geburt solcher Prägungen bekannt, und es wurde auch deutlich, dass die offiziellen Auflagezahlen nicht stimmten und viele Silberstücke zum Zweck der Materialbeschaffung für weitere Münzen eingeschmolzen wurden.

Wenn neue Kurs- und – ab 1966 – auch Gedenkmünzen sowie Geldscheine erschienen waren, ergoss sich nicht selten Hohn und Spott auf sie. Der Autor schildert die Gründe für solche Kritik vor allem in Sammlerkreisen, denn seit den sechziger Jahren entstand unter dem Dach des Kulturbundes der DDR eine selbstbewusste Numismatikergemeinde. Viele Fachgruppenmitglieder hatten Mühe, die Sondermünzen des eigenen Landes zu ergattern, und gingen oft leer aus. Im Intershop hingegen war es leicht, die Neulinge zu bekommen, allerdings gegen „Westmark“, wie sich viele Leser noch schmerzvoll erinnern werden.

Die Durchsicht der Staatsbank-Akten und anderer Unterlagen zeigt, dass weitaus mehr Kurs- und Gedenkmünzen geplant waren, als tatsächlich ausgegeben wurden. Im Archiv der Kreditanstalt für Wiederaufbau unweit des Gendarmenmarkts in Berlin werden zahlreiche Entwürfe, Modelle und Probeabschläge aufbewahrt, und Leisering stellt eine Auswahl in seinem Buch vor. Dass man mit Sondermünzen westliche Devisen erwirtschaften und damit die Partei- und Staatsführung beeindrucken konnte, wird ebenso geschildert wie Zitterpartien im Zusammenhang mit der Ausgabe neuer Geldstücke. So war die Herstellung einer Zehn-Mark-Münze anlässlich des Weltraumflugs von Waleri Bykowski und Sigmund Jähn am 26. August 1978 mit einigen Risiken verbunden. Da der Flug erfolgreich verlief, konnten die bereits auf Vorrat geprägten Sondermünzen sofort ausgegeben werden. Im anderen Fall hätte man die ganze Auflage vernichten müssen.

Für Sammler, Bankenmitarbeiter und andere Interessenten hält das Buch manch Unbekanntes bereit. Es zeigt, dass den damaligen Partei- und Staatsführern mit kleinen Tricks neue, bessere Geldzeichen abgerungen wurden. So gelang es 1969, Walter Ulbricht, den damals mächtigsten Mann im Lande, durch Schenkung einer Karl-Marx-Münze aus Gold und andere „Liebesgaben“ für die Fortsetzung der 1966 begonnenen Gedenkmünzenemission einzunehmen.

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